0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
brachte sie die Zimmer in Ordnung. Sie sprach kaum ein Wort, solange sie bei uns war. Ich legte am Sonnabend einen Umschlag mit dem vereinbarten Lohn auf den Tisch. Sie nahm ihn mit einem leise geflüsterten Dank.
Ich versuchte nie, etwas über Rallaro und die Bande von ihr zu erfahren. Seit wir gesehen hatten, dass Rino Galvarez, Juanas Bruder, zu der Gang gehörte, wussten wir, was dem Mädchen den Mund verschloss.
An dem Morgen nach der Nacht, in der der Zusammenstoß mit den Halbstarken erfolgt war, wurde an unsere Tür geklopft, während wir beim Frühstück saßen. Juana hantierte in der winzigen Küche.
Ich öffnete die Tür. Lieutenant Clay und ein Sergeant standen draußen. Das Gesicht des Lieutenants war sehr ernst.
»Kann ich Sie sprechen, Cotton?«
»Selbstverständlich, Lieutenant! Kommen Sie herein!«
Er setzte sich nicht, sondern brachte gleich seine Hiobsbotschaft an.
»Meine Leute berichten mir, dass Sie gestern mit Halbstarken aneinandergerieten, und dass Einwohner der Watts Street Ihnen halfen. Cotton, in der vergangenen Nacht sind sieben Männer schwer zusammengeschlagen worden. Sie alle gehören zu Ihren Helfern. Fünf von ihnen liegen im Krankenhaus. Einer schwebt in Lebensgefahr, und die beiden anderen, die nicht so schwer verletzt sind, haben wir vorläufig in Schutzhaft genommen.«
»Wer war es?«
Clay zuckte die Achseln. »Rallaro natürlich! Sie haben sich ihre Opfer einzeln vorgeknöpft. In vier Fällen drangen sie in die Wohnungen ein. Zwei Männer wurden auf dem Weg zur Arbeit in aller Frühe überfallen. Den letzten erwischten sie an einer Straßenecke.«
Ich musste schlucken, bevor ich sprechen konnte.
»Wollen die Männer nicht aussagen, wer sie überfallen hat?«
»Die Schwerverletzten sind nicht vernehmungsfähig, Cotton, und die beiden, die wir in Schutzhaft genommen haben, sagen, sie hätten die Täter nicht erkannt. Es sei dunkel gewesen. Wahrscheinlich ist das nicht die Wahrheit, aber beide Männer haben Frau und Kinder. Sie fürchten, wenn sie aussagen, wird sich die Rallaro-Gang an den Familienmitgliedern vergreifen.«
»Man muss doch etwas tun können«, stieß Phil hervor. »Wenn wir die Frauen und Kinder auch in Sicherheit bringen, dann…«
Clay schüttelte den Kopf.
»Wir können die Leute nicht immer in Schutzhaft halten. Früher oder später müssen wir sie entlassen, und sie können nirgendwo anders hingehen, als zurück in das Viertel. Selbst wenn der Mann vier oder fünf Rallaro-Leute als Täter bezeichnen würde, so weiß er genau, dass Rallaro noch über ein Dutzend Männer verfügt, die sich an ihm rächen würden. Sie können sicher sein, dass die Schwerverletzten ebenso schweigen werden wie die beiden.«
Ich nagte an der Unterlippe.
»Bei dem Krach mit den Halbstarken ist mir ein Mann besonders aufgefallen«, sagte ich. »Ich möchte die Verletzten gern sehen, um zu erfahren, ob er sich darunter befindet.«
Clay sah den Sergeant fragend an. Der Sergeant gehörte zu den Cops, die in der vergangenen Nacht als erste auf dem Schauplatz erschienen waren.
»Meinen Sie Federigo Montalban, Agent?«
»Ich kenne seinen Namen nicht. Es war ein großer Mann mit einem scharfen Gesicht und sehr brauner Haut. Er trug ein weißes Hemd, aber keine Jacke.«
Der Sergeant nickte. »Ja, das ist Montalban, Sir. Er befindet sich nicht unter den Opfern.«
Er wandte sich an den Lieutenant. »Sie erinnern sich, dass Montalban vor zwei Jahren einen Versuch machte, eine unabhängige Gewerkschaft unter den Puerto Ricanern, die im Hafen arbeiten, ins Leben zu rufen, aber Rallaro einigte sich mit den Hafenbossen. Montalban bekam einen Denkzettel verpasst und musste seinen Plan aufgeben.«
»Wissen Sie, wo er wohnt, Sergeant?«
»Jawohl, Sir!«
»Ich glaube, es ist besser, wir fahren gleich zu seiner Wohnung!«
Wir verließen zusammen die Wohnung. Juana stand in der Küchentür.
Sie musste jedes Wort gehört haben. Sie sah mich aus großen Augen an, aber sie sagte nichts.
Der Sergeant führte uns zu einem Haus in der Beach Street, das sich nicht sehr von der Desbrosses Street 162 unterschied. Niemand öffnete, als wir an Montalbans Wohnungstür klopften. Wir befragten die Nachbarn. Keiner von ihnen wusste, wann und ob überhaupt Montalban nach Hause gekommen war. Wir brachen die Tür auf. Niemand befand sich in der Wohnung. Die Betten waren unberührt, auch das Bett des einzigen Kindes, das die Montalbans hatten.
Clays Gesicht verfinsterte sich immer mehr.
»Ich
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