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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auseinander. Da flogen die Federn, da sahen wir die Fleischstücke ins Wasser fallen, und ganz zum Schluß löste sich auch der Schädel.
    Wie eine Kugel fiel er nach unten. Das Wasser spritzte noch einmal auf, danach war der Schädel verschwunden.
    Und die Vampire?
    »Wir holen sie uns!« knirschte Suko. Ich hatte nichts dagegen, doch beide wurden wir von einem Schrei abgelenkt, der schräg hinter uns aufgeklungen war.
    Blitzschnell drehten wir uns um.
    Wo eine der unzähligen Brücken über den schmalen Kanal führte, sahen wir eine Gestalt. Ein Mädchen, vielleicht eine Frau. Sie schrie und schien auf die Brücke zuzulaufen.
    Das allerdings war eine Täuschung. Die Person lief an einem Brückenpfeiler vorbei und näherte sich dem Kanal. Sie übersah dabei die Abgrenzung.
    Ein Fehltritt – wir sahen noch ihre hochgerissenen Arme, dann landete sie in den Fluten.
    Bevor ich noch etwas unternehmen konnte, hatte sich Suko schon abgestoßen. Sein Körper beschrieb einen Halbbogen, als er sich streckte und danach mit dem Kopf zuerst in das Wasser tauchte.
    Wie das Maul eines gierigen Ungeheuers schluckte das schmutzige Wasser den Chinesen, der mit kräftigen Kraulstößen versuchte, die Brücke zu erreichen.
    Beeilen mußte Suko sich, denn das Mädchen war bisher noch nicht aufgetaucht…
    ***
    Commissario Tolini und ich fieberten. Konnte Suko es packen?
    Würde er das Mädchen retten?
    Vielleicht mußte ich auch noch ins Wasser und hinschwimmen.
    Bereit machte ich mich schon, zog die Jacke aus und hatte sie kaum über die Schultern gestreift, als ich Suko sah.
    Er tauchte aus den schmutzigen Fluten und mit ihm das Mädchen oder die Frau.
    Wie eine Puppe hielt er sie im Arm. Er winkte uns mit einer Hand zu, der Kommissar verstand das Zeichen. Sofort ließ Tolini den Motor an. Unser Boot bewegte sich auf den Chinesen und das ins Wasser gefallene Mädchen zu.
    »Lebt sie noch?« fragte ich, als wir nahe genug herangekommen waren.
    »Keine Ahnung.«
    Tolini steuerte gut. Er fuhr scharf links, so daß ich die Hand ausstrecken konnte, die von Suko sofort genommen wurde. Er stemmte die Gerettete hoch.
    Das Wasser hatte ihre Kleidung schwer gemacht. Auch ich hatte Mühe, die Kleine ins Boot zu hieven. Schon jetzt hatte ich erkannt, daß es sich bei ihr um eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren handelte, und mir war ferner aufgefallen, daß sie noch lebte, denn als ich nachfühlte, spürte ich den Herzschlag.
    Als ich das Mädchen hinlegte, da stellte ich fest, daß es nicht bewußtlos war, nur völlig erschöpft und am Rande seiner Kräfte stehend. Das Boot begann heftiger zu schaukeln, als Suko hineinkletterte, naß wie eine Wasserratte.
    Commissario Tolini besorgte zwei Decken. Eine wärmte das Mädchen, die andere meinen Freund und Kollegen.
    Bevor ich mich um die Gerettete näher kümmerte, warf ich einen Blick zum Himmel hoch. Er war dunkel wie grauer Samt. Unter ihm zeichneten sich die Schatten der beiden Riesenvampire ab. Gewaltige Fledermäuse, deren Bekanntschaft wir zum erstenmal in Deutschland gemacht hatten, in der Schwäbischen Alb, tief unter der Erde, als wir zusammen mit Kommissar Mallmann eine Höhle durchforsteten. [2]
    Die Blutsauger beobachteten uns, davon biß keine Maus den Faden ab. Und ich war fast sicher, daß sie uns auch irgendwann angreifen würden. Wäre es anders, entspräche dies nicht ihrem Naturell.
    Ich wandte mich an den Kommissar. »Haben Sie auch eine Apotheke oder ähnliches?«
    Tolini grinste. »Sie meinen Alkohol?«
    Tolini holte eine schmale Flasche. Inzwischen begann das Mädchen zu husten. Es spie auch Wasser. In regelrechten Fontänen drang die schmutzige Brühe aus ihrem Mund. Die Kleine weinte, hustete und mußte sich auch übergeben.
    Ich hielt sie dabei so, daß sie über die Bordwand speien konnte und klopfte ihr dabei sanft auf den Rücken. Es dauerte seine Zeit, bis sie sich einigermaßen gefangen hatte, trotzdem war sie noch sehr erschöpft.
    Suko hatte sich in die Decke eingewickelt, hockte auf der Rückbank und beobachtete uns.
    »Geht es wieder?« sprach ich das Mädchen an. Ich hatte es zurückgezogen und hingesetzt.
    Sie hob den Blick. In den dunklen Augen las ich die Angst. Sie mußte viel durchgemacht haben, aber jetzt war sie in Sicherheit, und das gab ich ihr zu verstehen.
    »Wollen Sie einen Schluck trinken?« Der Kommissar fragte es und hielt ihr die aufgeschraubte Flasche hin.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Es zog die Nase hoch und wischte über ihre

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