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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem großen Kreuz markiert worden.
    Unser Pilot setzt die Maschine sacht auf. Über unseren Köpfen drehten sich die Rotorblätter, als wir geduckt die Maschine verließen und dorthin liefen, wo mehrere Leute standen, unter anderem einer im schwarzen Anzug. Der Knabe machte mir einen mehr als hochnäsigen Eindruck und betrachtete uns nur mit Widerwillen.
    »Es war nicht meine Idee, daß die Polizei verständigt wurde«, erklärte er sofort nach der Begrüßung.
    »Das hatte ich mir gedacht!« konterte Tolini. »Wer hat uns denn nun verständigt?«
    »Ich.« Der Sprecher hatte sich bisher im Hintergrund gehalten.
    Nun trat er vor. Ein großer hochgewachsener Mann mit schwarzen Haaren. Die gesunde Gesichtsfarbe war einer ungesunden Blässe gewichen. Wir sahen dem Mann an, daß ihn Sorgen quälten.
    »Sie haben die Särge gesehen?« fragte ich ihn.
    Er nickte.
    »Särge, wenn ich den Quatsch schon höre…« Das war der Geschäftsführer und hochnäsige Typ, der gesprochen hatte.
    Tolini drehte sich. Scharf fuhr er den Mann an. »Ein Wort noch, dann nehmen wir Sie mit. Als Zeuge, mein Lieber. Und ich kann Ihnen versprechen, wir werden Sie lange befragen.«
    Da endlich schwieg der Knabe. Er zog sich beleidigt einige Schritte zurück. Da noch mehr Männer in der Nähe standen, erkundigte ich mich bei ihnen, ob sie auch etwas gesehen hatten.
    Sie hatten tatsächlich.
    Särge, weiße Särge!
    Wir erfuhren von dem Hauptzeugen, er hieß Pablito mit Namen, daß die Särge auf den Wellen geschwebt und getanzt hätten und über ihnen, in der Luft, da wären die Drachen geschwebt.
    »Ja, Commissario, es waren Drachen!« hauchte Pablito. »Riesige Vögel, das können Sie mir glauben.«
    »Und?«
    Das eine Wort hatte ich gesprochen, deshalb schaute mich Pablito auch an. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Haben Sie die Drachen landen sehen?«
    »Nein.«
    »Aber können es nicht auch Fledermäuse gewesen sein? Sie kennen doch Fledermäuse.«
    Er nickte heftig. »Ja, die kenne ich aus Argentinien, wo es die größten gibt.«
    »Okay, aber ich behaupte, daß sie keine Drachen, sondern Fledermäuse gesehen haben.«
    Pablito bekreuzigte sich. »Das kann doch nicht wahr sein«, hauchte er, »so große…«
    »Ja, so große, zudem noch rot in der Farbe. Rote Fledermäuse, rote Vampire.«
    Pablito schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. »Das kann ich kaum glauben. Ich… ich habe sie nicht so genau gesehen. Sie kamen zwar zu mir heran, aber nicht so weit, als daß ich sie hätte genau erkennen können.«
    »Lassen wir das. Und die Särge?«
    »Die habe ich gesehen.«
    »Klar, das sagten Sie bereits. Aber wo befinden sich die weißen Totenkisten. Sie sind doch auf die Insel hier zugeschwemmt worden oder nicht?«
    »Das schon.«
    »Aber?«
    »Kein Sarg hat die Insel berührt. Die Wellen trieben sie weiter. Ich jedenfalls habe keinen gesehen, der an Land gespült wurde.«
    »Haben Sie die Insel untersucht?«
    »Nein.«
    »Woher wollen Sie es dann so genau wissen?«
    »Weil… weil ich …« Er kam ins Stottern. »Ich sah einige, wie sie vorbeitrieben.«
    Tolini nickte mir zu. Ich wollte auch kein Kreuzverhör starten, sondern überließ dem Commissario die nächsten Fragen. Auch er wollte genau wissen, was der Mann gesehen hatte, und er bekam die gleiche Antwort wie ich.
    Ich hatte mich etwas abseits hingestellt, rauchte eine Zigarette und dachte daran, daß wir die Insel eventuell einmal absuchen mußten, um sicherzugehen. Darüber wollte ich erst noch mit Tolini reden. Suko hatte sich sowieso von uns entfernt. Er mußte sich irgendwo am Strand aufgehalten haben, denn als er zurückkam, sah ich den feinen Sand an den unteren Hosenbeinen und den Schuhen.
    »Nichts«, meldete der Inspektor. »Ich habe keinen Sarg entdeckt. Auch keine Teile.«
    »Damit war schon fast zu rechnen.«
    Suko schaute auf seine Schuhspitzen.
    »Dann glaubst du also nicht, daß die Särge hier auf der Insel zu finden sind?«
    »Nein, mein Lieber. Die Strömung wird sie vorbeigetrieben haben. So sehe ich es.«
    »Zu welchem Ziel?«
    »Wohin kann die Strömung die Totenkisten wohl treiben? Vielleicht an den Lido oder aber in die Stadt hinein, in die Kanäle drücken, wie wir es ja erlebt haben. Da werden die Satans-Eulen am Ziel sein und sich auf die Menschen stürzen.«
    »Die Eulen haben es ja irgendwie gut«, meinte Suko. »Liegen bequem in den Särgen, nur was machen die roten Vampire?«
    Da hatte er eine berechtigte Frage gestellt, auf die ich auch keine

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