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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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Menschen etwas getan!«
    »Beherrschen Sie sich bitte«, sagte Page kühl. »Setzen Sie sich!«
    Hilda ließ sich schluchzend auf ihren Stuhl zurückfallen. Sie fühlte sich wie gerädert, sie hatte starke Kopfschmerzen, ihr Rücken tat ihr weh, und alles war wie von einem Nebel bedeckt. Es gab Augenblicke, da sie fest daran glaubte, dies alles müsse ein Traum sein, ein fürchterlicher Traum, aber eben auch nur ein Traum. Jeden Augenblick würde sie erwachen, so hoffte sie, und es würde sich herausstellen, dass sie zu Hause in ihrem netten Apartment war, dass sie geträumt hatte und dass nichts von all den furchtbaren Dingen der Wahrheit entsprach.
    »Los, Mann, reden Sie!«, hörte sie Page erneut sagen. Es kostete sie Mühe, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie hob den Kopf und sah den alten Mann an. Er vermied es, ihrem Blick zu begegnen.
    »Gestern Abend«, sagte er, und man konnte hören, dass er kaum noch Zähne besaß, »gestern Abend so gegen sechs kam eine junge Dame die Treppe von der Straße herunter. Ich war gerade im Hausflur. Sie fragte, wo Mister Weißfeld wohnte. Ich zeigte ihr die Tür. Sie ging hinein. Ein paar Minuten später krachte es. Da rief ich die Polizei an, weil sich der Krach wie ein richtiger Schuss angehört hatte.«
    »Würden Sie die junge Dame wiedererkennen, die sich nach Mister Weißfeld erkundigte?«, fragte Page.
    »Aber ja, Sir!«, nickte der Alte. »Da sitzt sie ja!«
    Hilda fuhr auf.
    »Sie lügen!«, schrie sie. »Er lügt! Sehen Sie ihn doch an! Nicht ein einziges Mal konnte er mir in die Augen sehen! Herrgott, sind denn auf einmal alle verrückt geworden? Dieser Mann lügt, lügt, lügt!«
    Ihre Stimme überschlug sich und brach ab. Die letzten Worte kamen nur noch als ein verzweifeltes Krächzen über ihre Lippen.
    »Okay«, nickte Page. »Sie können gehen. Wenn wir Sie wieder brauchen, werden wir Sie verständigen.«
    Der Alte murmelte etwas, verbeugte sich ein paar Mal und ging hinaus. Page steckte sich eine neue Zigarette an. Er hatte schon seit über einer Stunde Hilda keine mehr angeboten.
    »Halten wir einmal fest, was wir haben«, brummte der Leutnant. »Da ist zunächst die Tatsache, dass Sie Teo Weißfeld kannten.«
    »Das habe ich nie bestritten«, seufzte Hilda.
    »Werden Sie nicht auch noch unverschämt!«, knirschte Page. »Langsam reicht es mir nämlich! Haben wir Sie gefragt, ob Sie den Toten kennen? Haben Sie ›Nein‹ gesagt, oder nicht?«
    Hilda schloss die Augen.
    »Ich habe ›Nein‹ gesagt«, gab sie zu, »aber…«
    »Na also!«, rief Page. »Sie verheddern sich doch nur in immer mehr Widersprüche!«
    »Lassen Sie mich bitte aussprechen«, sagte Hilda leise und bemühte sich, alle Kraft zusammenzunehmen, um dieser Tortur zu widerstehen. »Als Sie mich nach dem Toten fragten, habe ich ›Nein‹ gesagt. Das stimmt. Glauben Sie, ich hätte die Nerven gehabt, mir einen Mann aus nächster Nähe anzusehen? Als ich den Toten auf der Couch entdeckte, habe ich mich auf der Stelle umgedreht und mir alle erdenkliche Mühe gegeben, seine Gegenwart zu vergessen. Ich habe ihn einfach nicht erkannt. Das ganze Gesicht war doch voll Blut!«
    »Auf der einen Seite haben Sie sich den Toten nicht angesehen, auf der anderen Seite wissen Sie immerhin, dass sein Gesicht blutig war. Sehr überzeugend klingt das auch nicht. Aber es steht jedenfalls fest, dass Sie Weißfeld kannten.«
    »Das habe ich nicht bestritten. Ich habe ihn zufällig einmal kennen gelernt, und’er machte mir den Hof. Ich ging zweimal mit ihm aus. Das genügte mir.«
    »Wieso?«
    »Er war kein Mann, für den ich mich interessieren könnte! Was soll es sonst schon heißen? Er war mir geistig stark unterlegen, er hatte eine sehr ungehobelte Art zu reden und sich zu benehmen, und er sagte einige Dinge, die mir ganz und gar nicht gefielen. Also brach ich den Kontakt mit ihm wieder ab.«
    Ein krampfhaftes Zucken lief durch Hildas Körper. Sie konnte nicht mehr weinen, aber sie war so am Ende, dass sie am liebsten in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen wäre. Wie ekelhaft war dies alles. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, wie die Bilder von ihr je hatten auf genommen werden können. Aber wie sollte sie das diesen ungläubigen Detectives klarmachen.
    »Lassen wir die Geschichte mit den Bildern«, sagte Page. »Ich verstehe, dass es Ihnen peinlich ist. Aber in einem Zusammenhang sind diese Bilder nun einmal wichtig: Sie erklären, warum Sie Weißfeld erschossen! Menschenskind, Miss

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