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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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alt sein. Als wir an seiner Tür geklingelt hatten und er kurz darauf öffnete, runzelte er die Stirn und sah uns fragend an.
    »Bitte?«, fragte er.
    Ich zog mein Etui und klappte es auf.
    »FBI.«
    Mehr sagte ich nicht. Aber ich beobachtete ihn genau dabei.Täuschte ich mich, oder zuckte er wirklich zusammen? Wenn er wirklich erschrocken war, so hatte er sich jedenfalls vorzüglich in der Gewalt.
    »Ja und?«, fragte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir hätten uns gern ein paar Minuten mit Ihnen unterhalten, Mister Drysen«, sagte ich unbestimmt. »Dürfen wir eintreten?«
    »Bitte…«
    Er stieß die Tür weiter auf und ließ uns ein.
    »Danke, nach Ihnen«, sagte Phil, als er auch meinen Freund an sich vorbeilassen wollte.
    Es ist eine alte Vorsichtsmaßregel, dass man sich den Rücken frei halten soll. Außerdem haben schon oft Leute die Gelegenheit zur Flucht benutzt, indem sie so taten, als wollten sie die Polizei vorangehen lassen, wenn sie an ihrer Wohnung geklingelt hatte. Drysen schien diese Sitte zu kennen, denn er murmelte:
    »Oh, die routinemäßige Vorsicht, ich vergaß…«
    Er kam hinter mir her ins Wohnzimmer. Phil bildete den Schluss, nachdem er die Apartmenttür von innen zugezogen hatte. Ich sah mich flüchtig um. Die Einrichtung gehörte zu der Sorte, die von Apartmenthäusern zur Verfügung gestellt wird und im Mietpreis inbegriffen ist. Sicher bekam Drysen dieses Apartment nicht unter zweihundertfünfzig Dollar im Monat, und das ist eine hübsche Menge Geld.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz!«, forderte Drysen uns auf.
    »Danke«, sagten wir und setzten uns. Er wollte uns einen Drink anbieten, aber wir lehnten dankend ab.
    »Mister Drysen«, fing ich an, und ich gab mir Mühe, ein wenig barsch zu sprechen. »Sie waren innerhalb einer Woche Gegenstand zweier sehr merkwürdiger Verwechslungen. Einmal hielt man Sie für einen Räuber, der auf Long Island eine kleine Postzahlstelle überfallen hatte, und beim zweiten Mal gar für den Mörder eines Polizisten. Finden Sie das nicht eigenartig?«
    Drysen hatte sich ebenfalls in einen der bequemen Schaumgummisessel niedergelassen. Er breitete die Hände aus und machte eine vage Bewegung.
    »Eigenartig?«, wiederholte er. »Eigenartig ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Ich finde es geradezu bedenklich, dass sich offenbar jemand meines Aussehens bedient, um die gemeinsten Verbrechen zu begehen. Stellen Sie sich vor, in welcher Lage ich mich befinde! Was zweimal passiert ist, kann ein drittes Mal geschehen! Und dabei habe ich vielleicht nicht gerade das Glück, ein unerschütterliches Alibi zu haben! Stellen Sie sich vor, ich hätte gestern Nachmittag nicht zufällig mit ein paar Nachbarn in einem Lokal gesessen, sondern wäre allein in meinem Zimmer und also ohne Zeugen gewesen! Wie peinlich hätte das für mich ausgehen können!«
    Ich nickte. Er hatte ja Recht. Aber trotzdem musste ich anerkennen, wie geschickt er mir den Wind aus den Segeln genommen hatte. Gerade auf diese Zufälligkeit seiner unerschütterlichen Alibis hatte ich anspielen ' wollen, was ich jetzt natürlich nicht mehr konnte.
    »Sie kennen natürlich keinen Menschen, der Ihnen stark ähnlich sieht?«, fragte ich. »Oder haben Sie einen bestimmten Verdacht, dass Ihnen jemand mit der Maskerade böse ans Fell will?«
    »Nein, Sir, das halte ich für völlig ausgeschlossen. Meines Wissens habe ich keine Feinde.«
    »Wovon leben Sie eigentlich, Mister Drysen?«, fragte Phil.
    »Oh!«, rief Drysen leichthin, »wissen Sie, ich habe vor ein paar Jahren einmal sehr großes Glück an der Börse gehabt. Mir sind ein paar Spekulationen gelungen, sodass mir die Zinsen meines Kapitals ein bescheidenes Leben sichern. Ich stelle ja auch keine großen Ansprüche. Eine nette Wohnung, ab und zu einmal ein Glas Whisky, ein Kinobesuch oder ein Spielchen mit Freunden - das genügt mir.«
    Das hörte sich ja an wie der Lebenslauf eines wahren Musterexemplars.
    »Natürlich ist Ihr Vermögen ordnungsgemäß versteuert?«, warf Phil ein.
    »Aber selbstverständlich!«, erklärte er im Brustton des fast beleidigten Biedermannes. »Ich kenne doch meine Pflichten als Staatsbürger, Gentlemen!«
    »Wer waren eigentlich die fünf Herren, mit denen Sie gestern Nachmittag zusammen waren?«, fragte ich.
    »Oh, das sind recht nette Leute«, erwiderte Drysen. »Wir sitzen oft bei Jimmy zusammen, wenn die Herren gerade Zeit haben. Da ist zunächst Mister Hopkins, der früher Abteilungsleiter bei der

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