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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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Zweihundert-Liter-Größe. Darauf lagen zwei verbeulte Filzhüte und eine aufgeschlagene Zeitung. An der Wand gegenüber und rechts der Tür reihten sich nicht weniger als vier Kleiderschränke, die alle schon bessere Tage gesehen hatten. Bei einem fehlte die linke Hälfte der Tür. Ich sah Hosen auf Bügeln hängen, Hosen, Hosen, Hosen.
    In der Mitte des Zimmers stand ein Gestell, in dem eine Waschschüssel hing. Sie war bis fast an den Rand voll von einer trüb grauen, schmutzigen Brühe, auf der Reste von Seifenschaum schwammen.
    Ich machte ein paar Schritte in das Zimmer hinein. Ganz zufällig kam ich dabei dicht an das Metallgestell mit der Schüssel.
    »Wer bist du?«, fragte der Bursche hinter mir.
    »Ich komme vom Amt für Altertumsforschung«, erklärte ich. »Es werden Überlegungen angestellt, ob man dieses Gebäude hier nicht unter Denkmalschutz stellen sollte.«
    Einen Augenblick war es hinter mir still. Dann verschwand auf einmal die Pistole aus meinem Rücken. Ein wieherndes Gelächter setzte ein. Ich traute meinen Ohren nicht. Nahm der Bursche es etwa ernst?
    Vorsichtig drehte ich mich ein Stück.
    Hosen-Jimmy stand da und krähte vor-Vergnügen. Die Tränen liefen ihm die Wangen herunter, und dabei stieß er hervor:
    »Mensch… undich… ich dachte… du wärst ein… na ja… ist ja egal… Denkmalschutz! Apruuuuh! Archahahahahahaha!«
    Ich drehte mich noch ein Stück weiter. Er hob den Arm mit der Pistole ein wenig höher, lachte aber immer noch. Manchmal kann man die denkbar größte Lüge erzählen, und die Leute glauben es.
    Eine Sekunde peilte ich die Situation. Dann entschloss ich mich, sein Gelächter abzubrechen. Ich griff zu. Planschend ergoss sich der Inhalt der Schüssel über Hosen-Jimmy. Die Schüssel hatte ich ihm auf den Kopf gestülpt. Mit der linken Hand klopfte ich ihm hart aufs rechte Handgelenk. Er schrie wie am Spieß, aber er ließ die Pistole fallen. Mit einem Fußtritt schnellte ich sie weg.
    »So«, sagte ich. »Jetzt wollen wir mal vernünftig miteinander reden.«
    Mein Erfolg hatte mich ein bisschen zu leichtsinnig gemacht. Urplötzlich rammte mir Hosen-Jimmy das Knie in den Bauch. Ich flog rückwärts durch die Bude und in den Kleiderschrank, von dem die halbe Tür fehlte. Berge von Hosen regneten auf mich herab. Ich spürte es kaum.
    ***
    Phil hatte die Hände bis zur Schulterhöhe gehoben. Ballister stand hinter ihm und sagte leise:
    »Drysen kann dich nicht geschickt haben. Er hätte angerufen.«
    »Eben nicht«, erwiderte Phil. »Er fürchtet, dass seine Telefonleitung angezapft worden ist. Deswegen schickt er mich ja.«
    Hinter seinem Rücken wurde ein leises verächtliches Schnaufen, laut.
    »Mich kannst du nicht reinlegen«, erwiderte Ballister. »Selbst wenn das wahr wäre, hätte Drysen dir ein bestimmtes Wort gesagt. Dreh dich um. Aber versuch keine Mätzchen. Ich jage dir die Klinge bis ans Heft in deinen Körper, wenn du irgendwas probierst!«
    Langsam drehte sich Phil um. Ja, dachte er, als er Ballister im Blickfeld hatte. Alles, was ich von ihm gehört habe, stimmt. Er ist ein Sadist, und man kann es in seinem Gesicht lesen. Er hat den absolut gefühllosen Blick einer Natter.
    »Wer bist du?«, fragte Ballister.
    »Ich heiße Phil Decker«, erwiderte Phil.
    »Ich habe dich schon mal gesehen«, brummte Ballister. »Ich weiß nur nicht mehr genau, wo es war…«
    Er hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt. Phil besah sich das Messer, das Ballister in der Hand hielt. Es war eines dieser großen Schnappmesser mit einer kaum fingerbreiten, langen und sehr spitz ausgezogenen Klinge.
    »Was treibst du?«, fragte Ballister, der Phil die Spitze der Klinge knapp oberhalb des Gürtels auf den Magen gesetzt hatte.
    Ich muss versuchen, erst ein wenig mit ihm zu reden, dachte Phil. Die Aufmerksamkeit eines jeden Menschen lässt mit der Zeit nach. Im Augenblick ist es noch zu riskant. Ich möchte es nicht riskieren, diese spitze Klinge in den Bauch zu kriegen.
    Ballister drückte die Klinge ein wenig härter vor. Phil zog unwillkürlich den Bauch ein.
    »Na los, Kleiner, red schon«, sagte Ballister ärgerlich. »Was treibst du?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »So dies und jenes. Man schlägt sich halt so durch. Es stimmt, dass mich Drysen nicht geschickt hat. Ich bin von allein gekommen.«
    »Und warum?«
    »Ich wollte hören, ob du nicht einen Job für mich hast.«
    Ballister schien überrascht. Er runzelte die Stirn. Aber noch immer lag deutlich erkennbares Misstrauen in

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