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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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leise vor 'sich hin.
    Das Haus war ein verhältnismäßig neuer Bau, der sich noch hell von den anderen Häusern in dieser Straße abhob, die bereits schmutziggrau gefärbt waren vom Ruß der umliegenden Fabriken. Phil sah nicht ein einziges Mal an der Hauswand hinauf. Er ging ins Haus, als gehörte er zu den Bewohnern.
    Eine Halle gab es nicht. Sogar im Erdgeschoss war jeder Quadratzoll für die Wohnungen ausgenutzt. Ein Fahrstuhl war nicht vorhanden, und das Treppenhaus zeichnete sich nur dadurch aus, dass man die Treppe möglichst schmal gehalten hatte.
    Pfeifend stieg Phil die Treppen hinan. Es ist eine Tatsache, dass kein Gangster erwartet, die Polizei könnte, wenn sie ihn holen will, mit lautem Pfeifen sich ankündigen.
    Als Phil die Etage erreicht hatte, in der Ballister wohnte, lockerte er mit einem raschen Griff seine Pistole in der Schulterhalfter, bevor er den Klingelknopf niederdrückte. Selbst jetzt pfiff er noch.
    Hinter der Tür wurde ein schrilles Klingeln laut. Wenn ich hier wohnte, dachte Phil kopfschüttelnd, würde ich als Erstes diese fürchterliche Klingel durch einen Summer ersetzen lassen. Er wartete geduldig, während er anfing, einen Schlager zu pfeifen.
    Endlich ging die Tür auf. Ballister stand fragend auf der Schwelle. Phil lüftete höflich den Hut.
    »Guten-Tag«, sagte er. »Ich nehme an, ich habe die Ehre mit Mister Ballister?«
    Der junge Gangster sah ihn aus kalten Augen an. In seinem Gesicht zuckte nicht eine Wimper, und Phil fragte sich vergeblich, ob Ballister ihn wiedererkannte oder nicht. Wenn es der Fall war, ließ sich der Gangster jedenfalls nichts anmerken.
    »Ja, ich bin Ballister«, erwiderte der junge Bursche kühl. »Was wollen Sie?«
    Phil sah sich um, als fürchte er, beobachtet oder gar belauscht zu werden. Dann beugte er sich vor und raunte halblaut:
    »Drysen schickt mich! Ich habe etwas zu bestellen!«
    »Kommen Sie rein!«, meinte Ballister nach kurzem Zögern. »Nicht hier draußen.«
    Phil nickte und trat über die Schwelle. Ballister schloss hinter ihm die Tür und hängte eine Sperrkette ein. Phil hörte es hinter sich metallisch scheppern, als der Dorn der Kette in die Spalte mit dem Sicherheitsabstand geschoben wurde. Aber plötzlich hörte er auch noch etwas anderes, nämlich Ballisters Stimme, den er ausnahmsweise in seinem Rücken gelassen hatte, um ihn noch nicht misstrauisch zu machen. Phil wollte zunächst versuchen, so etwas wie einen Vertrauten zu spielen, weil er sich davon erhoffte, dass er Ballister auf diese Art dazu bringen könnte, etwas zuzugeben, was man später gegen ihn verwenden konnte. Stattdessen aber nahm Ballister auf einmal das Heft in die Hand, und das sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Phil spürte einen leichten Druck in seinem Rücken, ungefähr zwischen den Schulterblättern. Und dazu tönte Ballisters leises, so entsetzlich gefühlloses Sprechen.
    »Auf Ihrem Kreuz sitzt die Spitze meines Messers«, sagte er halblaut. »Lassen Sie es lieber nicht darauf ankommen, sondern strecken Sie die Ärmchen schön hoch!«
    Nicht schlecht, dachte Phil, ist das ein gerissener Kerl! Ganz langsam hob er seine Arme in die Höhe. Aber er hielt die Hände nicht höher als ungefähr bei den Schultern. So hatte die rechte Hand den kürzesten Weg bis zur Schulterhalfter…
    ***
    Ohne es zu wissen, hatten Phil und ich einen Plan gefasst, als es darum ging, die beiden Burschen zu greifen, die Hilda Duncan in jene Geschichte mit Weißfeld hineingezogen hatten. Während Phil so tat, als habe er etwas von Drysen zu bestellen, hatte ich mir überlegt, dass ich einen Burschen aus der Unterwelt spielen wollte.
    Bevor ich aus dem Jaguar ausstieg, klappte ich die Sonnenblende über dem Beifahrersitz herunter und band meine Krawatte ab. Ich stopfte sie ins Handschuhfach und öffnete den oberen Hemdknopf. Den Hut stülpte ich mir ein bisschen kecker auf, als es sonst meine Art ist. Schließlich brannte ich mir eine Zigarette an und ließ sie im Mundwinkel hängen. Beide Hände bis fast zu den Ellenbogen in die Hosentaschen geschoben, tigerte ich los.
    Langsam schlenderte ich auf dem Bürgersteig dahin. Kinder spielten geräuschvoll in den Hauseingängen und streunten einher und fauchten sich an. Aus übervollen Mülltonnen quollen die Reste von aufgeweichten Pappkartons und Abfällen aller Art. Ich war nicht gerade in der schönsten Wohngegend New Yorks.
    Als ich das Schild von der Miederfabrik entdeckte, blieb ich stehen und sah mich

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