0234 - Das Rätsel von Stonehenge
festgeschnallt. Die hagere, superschlanke Gestalt mit der silbernen, feingeschuppten Haut und den kindhaft großen Augen in einem Kopf ohne Ohrmuscheln wirkte in dieser Lage grotesk. Das sonst matte Grün der Augen war erloschen. Dennoch spürte Nicole, daß der Chibb lebte.
Die Chibb waren ein Volk aus einer anderen Dimension, das schon seit unzähligen Jahrtausenden gegen die Meeghs kämpfte, ohne sie bisher jemals besiegen zu können. Während die Meeghs das absolut Böse vertraten, fochten die Chibb für das Gute.
Und hier befand sich einer von ihnen in Gefangenschaft der Meeghs. Nein, nicht einer, sondern dreizehn, korrigierte sich Nicole sofort.
Sara Moon drehte sich langsam um. Sie deutete auf das eigenartige schwarze Licht, das den Körper des Chibb umfloß.
»Er wird aufgeladen«, sagte sie. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist der Sättigungsgrad erreicht. Danach wird dieses Wesen eine lebende Bombe sein, die zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt explodiert.«
»Warum?« flüsterte Nicole.
Sara Moon lachte spöttisch.
»Dreizehn dieser Bomben«, fuhr sie fort, »werden ausreichen, aus Merlin und Caermardhin eine Erinnerung zu machen.«
Nicole brauchte einige Sekunden, um die Bedeutung dieser Worte zu erfassen. Dreizehn Chibbb, zu magischen Bomben der Meeghs umfunktioniert, sollten Merlin töten!
»Abscheulich!« keuchte das Menschliche in Nicole. »Genial!« schrie das Dämonische, das stärker und stärker wurde. »Ein fantastischer Plan! Aber wie bekommst du diese Bomben nach Caermardhin?«
»Nichts einfacher als das«, sagte die Vatermörderin. »Er wird sie selbst holen. Es sind jene dreizehn Geiseln, mit denen wir ihn zum Erfüllen unserer Forderung zwingen. Nun, wir werden sie freilassen… aber nur, um sie als Waffe gegen Merlin einzusetzen. Die Zeit des alten Zauberers währt schon viel zu lange. Er muß verschwinden, seinen Platz räumen. Er paßt nicht in unsere Welt.«
So, wie sie ihre Worte betonte, ließ sie keinen Zweifel darüber, daß »ihre« Welt die der schwarzen Magie und der Gewalt war - und daß sie selbst Merlins Platz einnehmen wollte.
Die Entartete drängte Nicole mit einer leichten Handbewegung wieder aus der Kammer hinaus. Der Zugang verschloß sich lautlos, und der Meegh verriegelte ihn sorgfältig wieder. Dann suchten sie die nächste Kammer auf und die weiteren elf. Überall bot sich dasselbe Bild: ein silberhäutiges Wesen, das von schwarzem Licht umflossen wurde.
»Dieses schwarze Leuchten«, sagte Nicole. »Wie wird es erzeugt? Es ist mir unbegreiflich. Wie kann etwas, das dunkel ist, leuchten?«
Sara Moon fuhr herum. Ihre Augen blitzten auf.
»Frage doch die Meeghs«, stieß sie hervor. »Vielleicht können sie es dir sagen! Ich nicht! Mir ist jene Technik unbekannt, von der sie das Schwarzlicht übernahmen, aber es muß mit jenen Kristallen zu tun haben, aus denen sie Energien saugen und die in jedem ihrer Dimensionenschiffe glühen… mehr weiß ich nicht, und mehr brauchst auch du nicht zu wissen.«
Nicole nickte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit dieser Auskunft zufrieden zu geben.
»Wenn du nichts Besonderes vorhast«, sagte Sara Moon, »erlaube ich dir, die Zentrale zu betreten. Du darfst dich umsehen, wenn du willst. Vielleicht kannst du dein Wissen später einmal gebrauchen.«
Nicole fiel der merkwürdige Blick auf, mit dem Sara Moon sie musterte. Sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Etwas Gutes konnte es keinesfalls sein, aber im Sinne des Schwarzen auch keine Drohung. Im Gegenteil.
Klang es nicht so, als habe Sara Moon mit der zur Dämonin gewordenen Frau große Pläne?
***
Der Schmerz ließ so schnell nach, wie er aufgeklungen war, aber die Erinnerung daran war nicht weniger schlimm. Kerr sprang auf, sobald seine Muskeln ihm wieder halbwegs gehorchten. Mit einem weiten Satz warf er sich hinter einem Gerät in Deckung. Sekunden später erklang das häßliche Heulen, und etwas Schwarzes zuckte haarscharf an ihm vorbei.
Er kroch weiter. Dann sah er sich um.
Der Cyborg, der ihn noch während des mißglückten zeitlosen Sprunges festhielt, lag reglos am Boden. Was mit ihm war, wußte Kerr nicht. Aber es mußte mit der para-magischen Sperre Zusammenhängen, die Kerr zurückschleuderte. Aber er hatte jetzt weder Zeit noch Lust, sich um die Hintergründe zu kümmern. Wichtig war nur, daß er sich immer noch in dem Operationssaal befand und sein Gegner ausgeschaltet war.
Einer seiner Gegner.
Der andere schoß auf
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