0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen
wieder unten aus dem Haus heraus und führten einen Mann mit sich. Es muss der Einbrecher gewesen sein.«
»Augenblick!«, unterbrach ich. »Und wo war der Juwelier zu dieser Zeit?«
»Den hatte der Einbrecher mit der Pistole niedergeschlagen. Der arme Mann lag also bewusstlos vor seinem Panzerschrank, den der Kerl inzwischen restlos ausgeplündert hatte.«
»Und Sie iheinen, dass dieser Einbrecher, der mit dem Telefontrick arbeitete, dass dieser Mann Faloire gewesen sei?«
»Nach der Beschreibung, die uns der Juwelier heute früh gab, müsste es Faloire gewesen sein.«
»Menschenskind, Anthony«, seufzte ich, »bin ich verrückt, oder sind Sie es? Zwei Polizisten haben ihn verhaftet und Sie rufen mich an und erkundigen sich, ob wir ihn hätten! Wie sollen wir ihn denn haben, wenn eure Leute von der Stadtpolizei ihn festgenommen haben?«
»Aber das ist es doch!«, schrie Anthony, dass die Membrane im Telefon klirrte. »Wir haben ihn nicht!«
Ich kniff mir in den Arm. Aber es war kein Traum. Ich saß richtig am Telefon in meinem Office und sprach mit einem Detektiv-Leutnant der Stadtpolizei.
Aber langsam kam ich zu der Überzeugung, dass Anthony nicht zurechnungsfähig sein könnte. Mit aller erdenklichen Vorsicht sagte ich sanft in den Hörer:
»Anthony, möchten Sie nicht lieber erst mal mit Ihrem Vorgesetzten über den Fall sprechen?«
Einen Augenblick blieb es still in der Leitung. Dann sagte der Leutnant:
»Cotton, Sie verstehen heute anscheinend überhaupt nichts! Wenn der FBI nicht zwei G-men in die Uniformen von Stadtpolizisten gesteckt hat…«
»Ausgeschlossen«, unterbrach ich. »Das tun wir nie.«
»Na, dann waren diese beiden Polizisten eben keine Polizisten!«, sagte Anthony. »Haben Sie’s jetzt endlich verdaut?«
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. .
Ja. Jetzt hatte ich endlich verstanden, worauf Anthony hinauswollte. Natürlich hätte er das ein bisschen weniger umständlich erklären können.
»Aber das würde doch bedeuten«, murmelte ich, »dass Faloire auf einmal zwei Komplicen hat!«
»Gratuliere«, sagte Anthony dünn. »Dass Sie es auch schon merken, ist beachtlich! Die Frage ist nur, woher nimmt Faloire zwei Komplicen? Alles, was über Faloire bekannt ist, deutet darauf hin, dass er in New York niemand kennt außer einer Freundin, die er im Süden kennen gelernt hat und die später nach New York gezogen ist. Faloire selbst ist doch niemals in New York gewesen! Woher nimmt er also plötzlich zwei Komplicen? Und woher nehmen die zwei Polizeiuniformen?«
Ich atmete tief aus. Dann sagte ich:
»In zehn Minuten bin ich bei Ihnen, Anthony. Die Geschichte müssen wir gründlich durchsprechen. Außerdem möchte ich mit dem Juwelier sprechen.«
Ich legte den Hörer auf und nahm meinen Hut. Bevor ich das Distriktgebäude verließ, trug ich mich ins Ausgangsbuch ein.
Ich schrieb, dass ich zur Kriminalabteilung der Stadtpolizei fahren und mit Detektiv-Leutnant Anthony Zusammentreffen würde. Im Notfall sei ich über Anthonys Telefon zu erreichen.
Als vermutlichen Zeitpunkt meiner Rückkehr schrieb ich ins Ausgangsbuch, dass ich vermutlich gegen sechs Uhr abends wieder im Distriktgebäude sein würde.
Als ich hinaus in den Hof trat, fröstelte mich. Das Wetter hatte mal wieder seine verrückten Tage. Gestern Abend war es so schwül gewesen, dass man keinen Schritt gehen konnte, ohne in Schweiß auszubrechen, und heute war es so kalt, als ob der strengste Winter vor der Tür stünde.
Ich beeilte mich, dass ich zu meinem Jaguar kam, schaltete die Heizung ein und ließ den Wagen langsam zur Ausfahrt hinausrollen.
Ich sprach ungefähr eine halbe Stunde lang mit Anthony, dann stieg er zu mir in den Jaguar, und wir fuhren zu dem Juwelier.
Als ich sah, in welcher Gegend sein Geschäft lag, wurde mir klar, dass es bestimmt Faloire gewesen war. Es war verzweifelt nahe der Ecke, wo wir am Abend auf ihn gewartet hatten. Schleierhaft blieb mir nur, wie er uns hatte entkommen können. Er musste ein besonders raffiniertes Versteck gefunden haben, sonst hätten wir ihn entdecken müssen.
Eine geschlagene Stunde lang versuchten wir, aus der ältlichen Frau des Juweliers herauszukriegen, was für einen Wagen die beiden Pseudopolizisten benutzt hatten.
Aber es war sinnlos. Die gute Frau verstand von Autos so viel wie ein kleines Kind von den Geheimnissen der Atomphysik. Sie konnte keinen Cadillac von einem Mercedes unterscheiden.
Ohne dass wir einen Schritt weitergekommen waren, setzten wir
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