0234 - Macht und Mythos
betrachtete sie mit skeptischen Blicken.
Keiner sprach es aus, niemand wollte es zugeben, doch jeden beschäftigte dasselbe Problem. Die Sorge um John Sinclair.
Würde der Geisterjäger von dieser Odyssee jemals wieder zurückkehren oder für immer in einem der gefährlichsten und schlimmsten Jenseitsreiche verschollen bleiben?
Bill rauchte eine Zigarette. Achtlos warf er die Asche in den Garten. Er war mit seinen Gedanken woanders, und erst als die Glut seine Fingerspitzen berührte, zuckte er zusammen. Hastig trat der Reporter die Zigarette aus.
Es war sehr still geworden. Niemand wollte mehr sprechen, um sich von seinen eigenen Gedanken nicht ablenken zu lassen. Der Spuk hatte einen Teilsieg errungen. John Sinclair war ihnen genommen worden, und die Frage stellte sich, ob Karas Gegenmagie stark genug sein würde, um John Sinclair zu retten.
Sheila kam auf ihren Mann zu. Bill sah ihr die Müdigkeit an, doch seine Frau würde einen Teufel tun und jetzt ins Bett gehen. Sie blieb, wie auch die anderen, und sie schaute den Reporter aus großen, ernsten Augen an.
Bill versuchte zu lächeln. Mehr als eine Grimasse brachte er nicht zustande.
»Was ist los?« fragte Sheila.
»Das wollte ich gerade von dir wissen.«
»Weshalb?«
»Willst du nicht ins Bett gehen?«
Sheila bekam vor Staunen einen offenen Mund. »Ich und ins Bett?« hauchte sie. »Um Himmels willen, Bill, jetzt doch nicht. Wo es um alles oder nichts geht.«
»War auch nur so dahergesagt.« Der Reporter hob die Tasse und trank einen Schluck.
»Was meinst du? Ob wir es schaffen können?«
Bill stellte die Tasse zur Seite und hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Sheila. Ich weiß es wirklich nicht. Es wird verdammt schwer sein. Er selbst wird es auch schwer haben, und wir, meine Liebe, sind ebenfalls noch nicht aus dem Schneider.«
»Wie meinst du das denn?«
»Denk mal daran, wen der Spuk noch zur Seite gehabt hat. Das waren Lupina und Lady X. Kannst du dir vorstellen, dass sie im Hintergrund lauern und uns einfach schalten und walten lassen? Nein, Sheila, die hecken sicherlich etwas aus.«
»Rechnest du mit einem Überfall?« Die Stimme der blonden Frau klang ängstlich.
»Wenn du das im übertragenen Sinne meinst, hast du recht. Nicht ein Überfall nach Art der Hollywood-Gangster. Sie werden sich irgend etwas anderes einfallen lassen, davon bin ich fest überzeugt.«
Sheila schüttelte sich. Sie hatte einen Schauer bekommen. »Du kannst einem Angst machen, Bill.«
»Ich sehe eigentlich nur den Tatsachen ins Auge, und die sind nun mal schlimm genug.«
»Trotzdem fürchte ich mich.«
Bill hob die Schultern. »Versuche, nicht daran zu denken.«
Ein Schatten huschte herbei. Es war Nadine. Die Wölfin drängte sich gegen Bill und begann zu knurren. Es war ein leises Geräusch, dennoch sehr bedrohlich, so dass Sheila und Bill aufhorchten.
»Was hat sie?« fragte Sheila.
Bill war in die Knie gegangen. Mit beiden Händen wühlte er in dem Fell nahe des Kopfes. Er schaute Nadine an, sah die Augen, die einmal einem Menschen gehört hatten, und hob die Schultern. »Ich kann es dir auch nicht sagen, Sheila.«
»Wenn sie nur sprechen könnte.«
»Da sagst du was.« Bill Conolly erhob sich wieder. »Vielleicht ist es die allgemeine Situation, die sie so reagieren lässt. Wir können sie ja nicht als normal bezeichnen. Die Beschwörung, die Anrufung der Magie, Nadine ist eben sensibler.«
»Ob sich irgend etwas anbahnt?«
»Das werden wir schon früh genug merken«, erwiderte der Reporter. »Bestimmt reagieren Kara und Myxin.«
»Hoffentlich.« Sheila deutete zum Haus. »Ob ich noch etwas Kaffee hole?«
»Kann nicht schaden.«
»Ich schaue auch gleichzeitig nach Johnny.«
»Ja, tu das! Nur gut, dass der Kleine so einen festen Schlaf hat. Wenn er auch noch mit in den Fall hineingezogen würde…« Bill verstummte und hob die Schultern. »Ich darf gar nicht darüber nachdenken«, fügte er so leise hinzu, dass seine Frau es nicht hören konnte.
Sie hatte sich inzwischen entfernt und ging auf das Haus zu, während Bill zu einer neuen Zigarette griff. Er schaute in den Garten und sah auch die anderen beisammen stehen. Sie sprachen miteinander. Ihre Worte waren mehr ein Flüstern.
Die Situation war auch fast unhaltbar. Bill wusste selbst nicht, wie er reagieren sollte. Er hätte so gern etwas unternommen, aber ihm waren die Hände gebunden. Wenn jemand etwas erreichen konnte, dann Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Auch Myxin zeigte sich
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