0235 - Hexenabend mit Jane Collins
hochging.
Sie lachte girrend. »Glaubst du eigentlich im Ernst, daß ich keinen anderen gekriegt hätte?«
»Der wäre schon längst flüchten gegangen, aber ein Esel wie ich bleibt noch.« Nach dieser Antwort hatte der Mann keine Lust mehr zu reden, außerdem schnaufte er wie ein altes Walroß, die Stufen waren hoch und die Treppe eng.
»Bitte sehr«, sagte Lilly spöttisch und drückte die Tür auf, die sie inzwischen geöffnet hatte.
Schweigend schritt Trevor an seiner Angetrauten vorbei und wandte sich scharf nach links, wo auch die Küche lag. Dort stellte er die Tüten ab, atmete ein paarmal tief durch und sagte: »Der Rest, meine Liebe, ist deine Sache.«
»Und du?«
»Ich haue mich vor die Flimmerkiste.«
Die Frau schälte sich aus der Jacke. Sie trug noch ihren engen roten Pullover, und der Blick des Mannes blieb auf ihrem Busen haften. »Ich könnte es mir auch überlegen«, murmelte er und grinste wieder so typisch.
»Hau ab, Mensch!«
»Wenn du dich so anstellst, kaufe ich mir bald einen Recorder und besorge mir Pornofilme.«
»Dann läßt du mich wenigstens in Ruhe«, erwiderte Lilly und begann damit, die Tüten auszupacken.
Trevor Parness verließ wütend die Küche. Dabei bedachte er seine Frau mit Namen aus der Tierwelt.
Im Wohnraum roch es wie immer muffig. Hinzu kamen die alten Möbel, die Lilly und er, von der Verwandtschaft geschenkt, mit in die Ehe gebracht hatten. Obwohl sie sich über den Kram immer aufregten, hatten sie nie das Geld gehabt, sich neue Möbel zu kaufen. Außerdem wollten sie auch nicht.
Zwei moderne Dinge standen im Zimmer.
Der Fernsehapparat und die Stereoanlage! Letztere war noch nicht abgezahlt, aber das machte beiden nichts aus.
Bevor Parness sich in den Sessel haute, suchte er noch die Flasche Gin. Er fand Whisky, Wodka, diverse Liköre, aber keinen Gin. Und gerade darauf hatte er einen besonderen Durst. Er hatte jedoch zwei Flaschen eingekauft, eine davon wollte er anbrechen.
Noch einmal ging er in die Küche, wo Lilly an einer Zigarette saugte und ansonsten einhändig die Lebensmittel verstaute.
»Wo sind die Flaschen?«
»Schon im Kühlschrank«, lautete die ebenso knappe Antwort.
Trevor ging hin, zog die Tür auf und holte die Flasche hervor. Er runzelte die Stirn. »Ist ja nicht gerade kalt«, beschwerte er sich.
»Dann trink doch Wasser.«
»Davon bekommt man Läuse in den Bauch«, sagte er lakonisch, nahm die Flasche und verschwand wieder.
»Was macht dir das schon aus!« Die Antwort hörte Trevor nicht mehr. Er hatte sich bereits in seinen Sessel gesetzt und mit der rechten Hand die Fernbedienung geschnappt.
Was für ein Programm lief, wußte er nicht. Er würde die Kanäle mal durchlaufen lassen.
Es war nicht der teuerste Gin, den er gekauft hatte. Mit den Zähnen holte er den Korken hervor und spie ihn zielgenau in eine flache Schale.
Dann setzte er die Flasche an. Auf Gläser verzichtete er grundsätzlich, er trank nur aus der Flasche.
Der Gin tat gut. Tagsüber konnte er keinen Alkohol trinken, in der Fabrik wurde streng darauf geachtet, daß niemand die Schwelle überschritt, aber abends, besonders wenn er einen Tag später frei hatte, da schluckte er wie ein Reiher.
Erst nach einer Weile setzte er die Flasche ab, rülpste zweimal und wischte über seine Lippen. Das hatte verdammt gut getan.
Dann kam seine Frau. »Ich dachte, du wolltest fernsehen?«
»Tue ich auch.« Er beugte sich vor und nahm die Fernbedienung. Mit einem leisen Geräusch sprang der Apparat an.
Ein Film wurde gezeigt. ›High Society - Die Oberen Zehntausend ‹. Grace Kelly spielte eine der Hauptrollen. Vor wenigen Tagen war sie auf tragische Art und Weise verunglückt, und im Programm wiederholte man ihre alten Filme.
Lilly hockte sich auf die Sessellehne. Gebannt schaute sie auf den Bildschirm. Dabei schüttelte sie den Kopf. »Es tut mir leid um diese Frau. Sie war noch so jung und schön…«
Ihr Mann enthielt sich eines Kommentars, nahm wieder einen Schluck und schaltete danach auf ein anderes Programm um.
Dort wurde geboxt.
»Bist du denn verrückt?« beschwerte sich Lilly, »Ich will den Film sehen.«
»Du willst gar nichts. Ich wollte fernsehen. Du nicht, und ich bestimme auch.«
»Nein, den haben wir gemeinsam bezahlt.«
Trevor Parness grinste nur, nahm wieder einen Zug aus der Ginflasche, und die Gelegenheit wurde von der Frau sofort genutzt. Ein blitzschneller Griff, und sie hielt die Fernbedienung in der Hand. Bevor Trevor sich versah, hatte
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