Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
Vom Netzwerk:
Stirn.
    »Chess, er ist frech zu dir! Gestatte ihm das nicht!«
    »Ich werde es ihm schon austreiben!« brüllte Walbrun. »Verdammt, komm jetzt endlich!«
    Zusammen mit der Frau verließ er den Raum. Nach zehn Minuten kam er mit finsterem Gesicht wieder herein, zog eine Schublade seines Schreibtisches auf, entnahm ihr ein schmales Bündel Banknoten und ging wieder hinaus.
    Ich lachte in mich hinein. Ich begriff, warum Miß Lil ihren dicken Freund zu sprechen wünschte. Sie war genau der Typ einer Frau, für den ein Kleid, ein Schmuckstück oder nur ein bestimmter Hut eine Sache ist, deren Ankauf keinen Aufschub duldet. Mr. Walbrun begann mir leid zu tun.
    Walbrun kam zurück, warf sich in seinen Sessel und schob sich die Zigarre zwischen die Lippen, aber sie war ausgegangen. Wütend zündete er sie wieder an und paffte dicke Wolken. Nur mühsam vermochte er, sich zu konzentrieren.
    »Also, los zu uns beiden. Vor einer Woche wurde die ›Alte Carolina-Bank‹ von einem einzelnen Mann ausgeraubt. Wir haben gute Gründe anzunehmen, daß du dieser Mann bist. — Wo hast du die Beute versteckt? In dem Bungalow, den du bezogen hast, befindet sie sich nicht!«
    »Haben Sie nachgesehen?« fragte ich sanft.
    »Sebstverständlich.«
    »Vor oder nach meiner Verhaftung?«
    Er stutzte. »Wir haben nachgesehen«, bellte er. »Das muß dir genügen.«
    Ich dachte nicht daran, ihn so billig davonkommen zu lassen. Hier gab es keinen Sergeanten Bred, der eine unangenehme Frage auf noch unangenehmere Weise stoppen konnte.
    »Sie haben gar nicht selbst oder durch Ihre Leute eine Haussuchung vornehmen lassen, Chef. Das haben andere für Sie besorgt.«
    Sein Gesicht lief rot an. Bevor er sich zu einer Antwort entschließen konnte, schnarrte das Telefon. Er riß den Hörer von der Gabel.
    »Hier Walbrun!« brüllte er, aber dann wurde seine Stimme sanfter.
    »Hallo, Morning…« Er verschluckte den Namen, den er hinzusetzen wollte.
    »Bin gerade dabei«, antwortete er wenig später auf eine Frage des Anrufers.
    Offenbar bekam er danach einen Vorwurf zu hören, denn er verteidigte sich: »So einfach ist es nicht, wie du dir das vorstellst. Ich muß schließlich dafür sorgen, daß alles in einem gewissen Rahmen bleibt.«
    Er wurde unterbrochen, versuchte während der nächsten zwei Minuten des Gespräches Einwände loszuwerden, aber der Anrufer ließ ihn nicht zu Worte kommen.
    Ich hatte den Eindruck, als schrumpfte Walbrun immer mehr zusammen, je länger das Gespräch dauerte. Schließlich sagte er:
    »Du kannst sicher sein, daß wir ein Resultat erzielen…« Wieder verschluckte er den Namen im letzten Augenblick. »Warum hast du es so eilig?«
    Der andere gab eine anscheinend scharfe Antwort. Walbrun zuckte zusammen und sagte:
    »Es geht in Ordnung. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Wieder eine Frage des Anrufers beantwortete der Polizeichef mit einer Gegenfrage.
    »Was meinst du? Nein, es ist nichts Besonderes geschehen! Wie? Warum soll ich vorsichtig sein? — Gut. — Hör zu, ich muß dich heute unbedingt noch sprechen. — Nein, am Telefon können wir es nicht erledigen. Wenn es dir paßt, komme ich am frühen Nachmittag zu dir.«
    Er beendete das Gespräch. Mich traf ein mißtrauischer Blick, in dem die Frage lag, ob ich dem Gespräch zuviel entnommen haben könnte.
    Okay, ich hatte dem Gespräch nichts entnommen, was ich nicht ohnedies schon wußte, und ich war entschlossen, Walbrun mit diesem Wissen einzuheizen.
    »War es Ihr Freund Mr. Ruster, Chef?« fragte ich sanft. »Schade, daß meine Freundschaft zu Allan Ruster nicht so gut ist wie Ihre. Dann säße ich nämlich nicht hier. — Immerhin scheint Rusters Freundschaft auch keine Sache zu sein, auf die man Häuser ' bauen kann. Ich habe das schon gestern festgestellt, als Sharkey und Bred mich auf so verdammt intensive Weise verhörten. Ich konnte es mir gar nicht erklären, denn wenn Ruster Ihnen, Chef, einen Wink gegeben hätte, so wären Ihre Leute bestimmt sanfter mit mir umgesprungen. — Nun, er gab Ihnen keinen Wind, weil er glaubte, auf diese Weise würde er am schnellsten erfahren, was er zu wissen wünschte. Verdammt unfaires Verhalten von ihm, denn Sie, Chef, wären in Schwierigkeiten geraten, wenn Rusters Vermutung sich bewahrheitet hätte.«
    Walbrun sah aus, als stünde er kurz vor einem Schlaganfall. Nur mühsam ermannte er sich.
    »Schluß mit deinem dummen Gerede!« versuchte er, mich niederzubrüllen, aber ich ließ mich nicht einschüchtern.
    »Niemand

Weitere Kostenlose Bücher