0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen
wenn es notwendig wäre, und du kannst sicher sein, daß Ruster noch weniger Hemmungen hätte. Wenn man einen Mann auf die richtige Weise aus dem Wege räumt, so ist es nebensächlich, ob auf der anderen Seite eine Flasche wie Walbrun oder zwei Bullen vom FBI stehen. — Jedenfalls bist du verloren, wenn du dir nicht die Unterstützung einer starken Gruppe verschaffst. Mit einem Wort — Sharkey und ich sind bereit, mit dir gemeinsame Sache zu machen. Der Leutnant, der ein gutes Köpfchen hat, hat einen hübschen Plan ausgebrütet, wie wir mit deiner Hilfe Walbrun, Ruster und- die G.-men abservieren können, um uns dann die ganze Sache in die eigene Tasche zu stecken.«
»Ich bin neugierig«, sagte ich.
»Okay«, antwortete er. »Sprechen wir mit Sharkey. Mein Wagen steht ein paar Straßen weiter. Wir können dirokt zu ihm fahren.«
Ich nickte. »Einverstanden.«
Breds Wagen war ein abgeklapperter Chevrolet. Wenn der Sergeant versucht hätte, mir das Steuer in die Hand zu drücken, hätte ich ihn auf der Stelle mit einem genauen Haken flachgelegt, denn ein Mann, der versucht, einen anderen in seinen Wagen zu locken, um es ihm zu besorgen, wird immer darauf aus sein, die Hände frei zu behalten. Bred machte keine derartigen Versuche. Er steuerte den Chevrolet selbst.
Er stoppte nach kurzer Fahrt vor einem Tor' in einem Bretterzaun. Ich kannte diese Ecke von Charlesville nicht.
»Ein Schrottplatz«, erklärte Bred. »Um diese Zeit befindet sich niemand mehr hier. Sharkey wartet in der Baracke für die Arbeiter. Dachtest du, er würde dich in seiner Wohnung empfangen?«
Er stieg aus, und ich blieb ihm dicht auf den Fersen.
Der Platz war groß. Ungefähr in seiner Mitte schimmerte ein dürftiges gelbes Licht, und ich erkannte die Umrisse einer Holzbude.
Der Sergeant ging voraus.
»Stoß dir nicht die Knochen«, warnte er. »Hier liegt überall Eisen herum.«
Wir erreichten die Baracke. Das gelbe Licht fiel durch ein kleines, fast blindes Fenster. Die Tür befand sich an der Stirnseite.
Bred wollte mich vorbei lassen. Ich blieb stehen.
»Geh vor«, sagte ich.
Er lachte. »Immer noch mißtrauisch? Na schön, wie du willst!«
Er stieß die Tür auf. Das Licht fiel in einem breiten Strahl nach draußen.
»Da sind wir!« rief Bred und betrat die Hütte. Ich folgte ihm…
In der nächsten Sekunde fühlte ich den Druck eines Pistolenlaufes in meiner Magengrube. Trotz aller meiner Vorsicht war es Bred gelungen, blitzschnell eine Kanone zu ziehen.
Bred stieß mich in den Raum hinein und schmetterte die Tür mit einem Fußtritt ins Schloß.
»So«, knurrte er, »ich wollte es nicht im Dunkeln erledigen. War mir zu unsicher.«
Außer uns befand sich niemand in der Bude.
»Wo ist Sharkey?«
Der Sergeant grinste. »Was geht mich Sharkey an? Mir geht’s um die eigene Haut. — Sharkey, pah, der hat mir vor zwei Stunden noch die Ohren vollgejammert, du müßtest unbedingt erledigt werden, und ich sollte es dir besorgen, aber du hattest recht, als du sagtest, es bringe wenig ein, einen Mord unter den Augen von zwei G.-men zu begehen. Ich habe keine Lust, mir für Sharkey die Finger zu verbrennen. Um es kurz zu machen, Harrigan. Ich halte es für die richtige Zeit, mich aus Charlesville abzusetzen. Ich will verschwinden.«
»Okay«, antwortete ich. »Gute Reise!«
»Ich brauche noch ein wenig Geld für die Fahrkarte. Die Hälfte von fünfundsechzigtausend Dollar sind genau die richtige Summe. In Mexico oder irgendeinem anderen Staat Lateinamerikas kann man viel damit anfangen.«
»Glaubst du immer noch an das Märchen, daß ich die Bank ausgenommen habe?«
»Das ist kein Märchen«, schnauzte er mich an. »Die Hälfte ist für dich auch genug.«
»Ich habe keinen Cent für dich«, antwortete ich kalt.
Er trat dicht an mich heran.
»Wir sind nicht im Präsidium«, drohte er. »Ich brauche keine Rücksichten zu nehmen. Niemand hört uns hier; Ich kann dich lange genug bearbeiten, bis du nicht sagst, sondern herausbrüllst, wo du die Dollars versteckt hast.«
Ich blickte vorsichtig auf die Waffe hinunter, die er mir in die Magengrube drückte.
»Ich dachte, du wolltest keinen Mord begehen, solange G.-men in der Nähe sind«, höhnte ich. »Dazu noch mit 'nem Dienstrevolver. Sei vorsichtig, Slim. Die FBI.-Leute verfügen über raffinierte Methoden. Sie stellen glatt fest, daß die Kugeln, mit denen ich gekillt wurde, aus einem Dienstrevolver abgeschossen wurden, und ich weiß nicht, ob sie nicht außerdem die
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