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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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stehen. Wenn der Mann versuchte, mir eins zu verpassen, konnte ich hoffen, rechtzeitig in den Laden zu türmen.
    Ich beobachtete ihn scharf. Mein Verfolger hielt die Hände in der Tasche seines Mantels. Als er sah, daß ich stehen blieb, nahm er sie heraus, als wolle er mir zeigen, daß er nicht die Absicht habe, irgendeinen häßlichen Trick zu probieren.
    Ich ließ ihn ’rankommen und erkannte zu meinem Erstaunen in der Zivilkleidung den Sergeanten Bred.
    Er grinste breit.
    »Bißchen Angst gehabt, was?«
    »Kann schon stimmen. Schließlich habe ich trübe Erfahrungen mit Leuten, die mir nachlatschen.«
    »Gehen wir weiter«, schlug er vor. »Ich halte es nicht für richtig, wenn irgendwer mich mit einem Mann sieht, der gerade des Bankraubes verdächtigt worden ist.«
    Ich willigte ein. Während wir langsam die nur mäßig beleuchtete Straße hinuntergingen, fragte ich:
    »Was wollen Sie von mir, Sergeant?«
    »Nenn mich Slim! Das ist mein Vorname.«
    »Okay, Slim. ’raus mit der Sprache!«
    »Das Auftauchen der G.-men hat dich aus der Patsche geholt; mehr noch, es hat dich zu einer Person gemacht, die eine ganze Anzahl von Leuten in Qharlesville fürchten müssen. An erster Stelle steht natürlich Chester Walbrun. Sein Stuhl als Polizeichef wackelt schon lange. Viele Leute, sogenannte anständige Leute, sind mit ihm schon lange nicht mehr zufrieden. Es bedarf nur eines Anstoßes und er verliert seinen Posten. Du könntest den Anstoß liefern. Deine Anklagen zusammen mit den Beschwerden des Bürgerausschusses könnten den Gouverneur veranlassen, ihn abzuberufen. Dann ist er erledigt, denn seine Schulden stehen ihm ohnedies bis zum Hals.«
    »Lil?« fragte ich.
    Bred lachte. »Hast du sie gesehen? Lil Print — ja, das ist der Name, der Walbruns Untergang bedeutet. Von der ersten Stunde ihrer Bekanntschaft zog sie ihm das Geld schneller aus der Tasche, als er es verdienen konnte. Kein Wunder, daß es nicht lange dauerte, bis er nach jedem Cent griff, der ihm angeboten wurde, und es ist ihm gleichgültig, wer ihm das Geld anbot und zu welcher Gegenleistung er sich verpflichten mußte.«
    »Ich nehme an, Allan Ruster ist Walbruns hauptsächliche Geldquelle.«
    »Selbstverständlich«, antwortete der Sergeant gelassen.
    »Und die Gegenleistungen?«
    »Die üblichen. Konzessionen für Nightclubs, Drugstores, Show-Unternehmen, und natürlich ein zugedrücktes Auge. — Zwei zugedrückte Augen«, verbesserte er sich.
    »Ein neuer Polizeichef gefährdet also auch Allan Ruster?«
    »Ja, zumindest müßte er erst bestochen werden, und vielleicht würde ihm Lil Print als Typ nicht Zusagen.« Wieder lachte er.
    »Wie steht es mit dir?« erkundigte ich mich. »Wenn Walbrun fliegt, stürzen du und dein Leutnant Sharkey mit. Schließlich hat Walbrun mich nicht annähernd so hart behandelt wie du unter Sharkeys Augen.«
    »Ja«, antwortete er gelassen. »Sharkey und ich haben uns gut überlegt, daß du für uns ebenso gefährlich bist wie für Walbrun. Wir haben beide ’ne Vergangenheit, die jeden anderen Polizeidief als Chester Walbrun eher dazu veranlaßt hätte, uns hinter Gitter zu setzen, als uns eine Polizeiuniform anzuziehen, aber als wir vor mehr als einem Jahr hier auf tauchten, stak Walbrun schon zu tief im Schlamm, um sich noch auf ein hohes Pferd setzen zu können. Er mußte uns einstellen.«
    »Ich wette, daß Allan Ruster euch den Job besorgt hat.«
    »Ja, das stimmt in gewisser Weise, und damit wären wir gleich bei dem dritten Mann, der für dich gefährlich werden könnte, und er ist der gefährlichste von allen. — Ruster sahnt in Charlesville mächtig ab. Er läßt sich von einem Einzelgänger nicht das Geschäft in die Luft jagen.«
    Er grinste mich von der Seite her an. »Ich an deiner Stelle verließe Charlesville so schnell, daß nur noch eine Staubwolke zu sehen wäre, aber dagegen sind wiederum die G.-men. Du steckst in keiner beneidenswerten Haut, mein Junge, und wenn du es nicht richtig machst, dann wird diese Haut außerdem in Kürze einige Löcher auf weisen.«
    »Ich habe meine Lage bisher in einem ganz anderen Licht gesehen«, antwortete ich. »Vor zehn Minuten haben die G.-men mich mit einer weißen Weste aus der Untersuchungshaft entlassen, aber selbstverständlich behalten sie mich im Auge. Ich glaube, die G.-men werden ganz schön wild, wenn man ihnen einen Mann vor der Nase abschießt. Niemand wird das riskieren.« Er tat den Einwand mit einer Handbewegung ab.
    »Ich würde es riskieren,

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