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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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Schmuck, Vergnügen, aber ihr harter und wacher Blick verriet, daß sie genau wußte, was sie wollte, und daß sie gut zu rechnen und ihre Chance wahrzunehmen verstand.
    Ein wenig gab sie ihre Rolle auf. »Gut! Walbrun will wissen, was es kostet, daß Sie die Klappe halten.«
    »Mehr, als er bezahlen kann. Ich habe mich über seine Vermögensverhältnisse informiert. Er ist pleite. Sie sind zu teuer für ihn, Miß Print.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung stand sie auf und kam mir nahe.
    »Ich bin nicht teuer, aber ich kann Männer, die nicht tüchtig sind, nicht leiden. Wenn Chessie nicht tüchtig genug ist, seine Angelegenheit zu ordnen, wird er in Zukunft auf mich verzichten müssen.«
    »Klarer ausgedrückt: sobald seine Brieftasche leer ist, geben Sie ihm den Laufpaß.«
    Sie lächelte so süß wie ein ganzer Bienenstock voll Honig.
    »Less, Sie haben mir schon gefallen, als ich Sie in Chessies Zimmer sah.«
    »Setzen Sie sich wieder, Miß Print«, antwortete ich kalt.
    Etwas wie Wut blitzte in ihren Augen auf. Sie ließ sich in den Sessel fallen.
    »Ich rutsche nicht gern mit einem Mann zusammen in die Patsche«, erklärte sie ohne jede Freundlichkeit. »Walbrun ist so gut wie erledigt. Ich habe scharf auf gepaßt, und ich habe herausbekommen, daß Sie der Mann sind, der in nächster Zeit in Charlesville den Ton angeben könnte. Aber dazu brauchen Sie jemand, der Ihnen ayif die Sprünge hilft. Ich war lange genug mit Walbrun zusammen, um Ihnen mehr als einen Tip geben zu können.«
    »Ich wette, Ihre Tips sind für mich zu teuer, Miß Print.«
    Sie schoß ein Lächeln ab, das einen Elefanten in die Knie zwingen konnte.
    »Vielleicht genügt es, wenn Sie mich endlich ,Lil‘ nennen.«
    »Hören Sie, Miß Print! Ich bin ein ganz altmodischer Bursche, der immer noch auf dem Standpunkt steht, daß man mit Frauen keine Geschäfte machen soll. Lassen Sie Ihre Tips in Ihrer Tasche und bestellen Sie Ihrem Chessie einen schönen Gruß, wenn er eine Unterredung mit mir wünscht, so kann er sie in zwei Stunden haben, und zwar im Polizeipräsidium. Ich gehe ohnedies dort hin, um mich zu erkundigen, wann ich meine Lugger zurückbekomme.«
    »Ich weiß nicht, ob es ihm recht ist.«
    »Je offizieller, desto unauffälliger. Wenn es ihm nicht paßt, braucht er nur zu sagen, daß er mich nicht zu sehen wünscht.«
    »Soll ich Sie mit in die Stadt nehmen?« fragte sie eifrig.
    »Vielen Dank, ich bin so altmodisch, daß ich mich nicht einmal einer Frau am Steuer eines Autos anvertraue.« Ich glaube, jetzt hatte sie endgültig genug von mir. Ihr Blick sprühte hochprozentiges Gift. Dennoch blieb sie sitzen.
    »Wollen Sie mir doch beim Staubwischen helfen?« erkundigte ich mich freundlich.
    Das langte. Sie stand auf und ging grußlos auf die Tür zu.
    Ich holte sie ein und hielt ihr die Tür auf wie ein gut erzogener Hotelpage.
    »Ihr Besuch war mir eine Freude,«
    Trotz des Lippenrotes, des Makeups, der getuschten Wimpern war ihr Gesicht hart.
    »Von unserer nächsten Begegnung werden Sie das nicht sagen können, Harrigan«, antwortete sie, und ohne sich um den Schmutz des Bodens zu kümmern, ging sie zu ihrem Wagen, stieg ein und brauste ab.
    Ich grinste mir eins. Die Drohungen von Frauen haben mich noch nie erschüttern können.
    Eine halbe Stunde nach Lil Prints stoppte wieder ein Wagen vor meiner Tür, und die Männer, die aus diesem Schlitten stiegen, sahen nicht so aus, daß ich ihnen die Tür sperrangelweit geöffnet hätte. Zwei von ihnen kannte ich, den rothaarigen Jim Riller und den schwarzlockigen Terry Croft. Den dritten, einen wahren Hünen, hatte ich noch nicht gesehen.
    Ich spürte nicht die geringste Lust, mit diesen Jungens hinter verschlossenen Türen zu verhandeln. Sie waren kaum aus dem Wagen gestiegen, als ich meine Haustür aufstieß, selbst aber in Deckung blieb und rief:
    »Bleibt lieber stehen. Ich habe euch nicht eingeladen.«
    Riller und Croft stoppten, aber der Riese, der offenbar den Anführer abgab, ging weiter, als habe er nichts gehört.
    »Noch einen Schritt, und ich verpaß dir ’ne Kugel!« schrie ich. Der Mann kümmerte sich nicht darum, und er brachte mich mit seiner Sturheit in Verlegenheit.
    Er kam mit einem Schritt auf die Tür zu, der aussah, als könne nichts unter einer 24-Zoll-Haubitze den Mann aufhalten. Sekunden später stand er mir, der ich bis zum Ende der Diele zurückgewischen war, gegenüber.
    Mike mochte mich um eine volle Kopflänge überragen. Er hatte ein so grobes Gesicht,

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