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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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ein notdürftig getarnter, relativ leicht aufzubrechender Wandtresor die notwendige Sicherheit? Hatte Walbrun die Papiere, die für ihn Leben und Sicherheit bedeuteten, wirklich in dem Tresor verwahrt?
    Wenn sich der ganze Kram dort befunden hatte, so war er jetzt schon vernichtet, und weder mir noch irgendwem würde es gelingen, aus Allan Ruster einen Cent herauszuholen, von allem anderen ganz zu schweigen. Wenn sich die Beweise aber nicht im Tresor befunden hatten, dann… ja, dann gab es nur noch eine Möglichkeit.
    Wieder suchte mein Blick Lil Prints Gesicht. Sie hatte sich eine neue Zigarette angezündet und rauchte in hastigen Zügen.
    »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?« fragte neben mir Rod Welt.
    Ich schreckte aus meinen Gedanken auf.
    »Okay, G.-man, Sie können es so nennen«, antwortete ich. »Die Puppe hat mich ganz schön ‘reingelegt. Natürlich ist kein Wort von dem, was sie sagt, wahr, aber ich weiß noch nicht, wie ich mich aus dem Netz ziehen soll. — Muß mir überlegen, wie ich den Hals aus der Schlinge bekomme, aber wenn es erst einmal soweit ist, daß ich wieder auf freiem Fuß bin, dann…« und jetzt sprach ich Lil Print direkt an, »können Sie sich gratulieren. Wenn der G.-man hier mich nach unserer Begegnung noch einmal wegen Mordes verhaftet, dann hat er nicht den Falschen erwischt.«
    »Lassen Sie die Drohungen«, befahl Rod Welt und faßte meinen Arm.
    Ich grinste ihn an. »Im übrigen, Mr. G.-man, verweigere ich bis auf weiteres jede Aussage.«
    »Wie Sie wollen, Harrigan«, antwortete er. »Wir werden Sie zunächst in ’ner Zelle ein wenig schmoren lassen. Es wird Ihnen guttun.«
    Er und Done brachten mich zum Wagen. Wieder wurde ich verfrachtet, und Welt, der das Steuer genommen hatte, schlug den Weg zum Polizeigefängnis ein.
    Sobald wir aus der Washington Street heraus waren, sagte ich:
    »Fahren Sie rechts heran und halten Sie, Welt!«
    Er drehte knapp den Kopf zur Seite. »Verrückt geworden?«
    »Ich habe Ihnen Überraschungen versprochen, und ich denke, es ist an der Zeit, daß wir damit anfangen.«
    ***
    Charlesvilles Polizeigefängnis lag im ersten kühlen Licht des grauen Morgens, als der Mann mit den beiden G.-men und mir auf den Hof fuhr.
    Der Wärter, der uns das Tor geöffnet hatte, wartete auf Anordnungen der FBI.-Beamten, aber Welt winkte ab: »Ich bringe den Burschen selbst hinter Gitter!«
    Er wandte sich an seinen Kollegen. »Du brauchst nicht zu warten, Fred. Ich schreibe noch einen kurzen Bericht an die Zentrale und komme dann zu Fuß ins Hotel.«
    Der wortkarge Fred Done nickte, wendete den Wagen und fuhr zurück. Hinter ihm schloß der Wärter das Tor.
    An der Seite von Welt ging ich auf das Gebäude zu. Auf unsere Meldung über die Sprechanlage öffnete der Beamte vom Dienst.
    »Ich brauche eine Zelle für diesen Mann!«
    »Bitte, warten Sie einen Augenblick, Sir! Mein Kollege geht gerade die Runde ab.«
    Als Untersuchungs- und Polizeigefängnis enthielt der Bau kaum mehr als zwei Dutzend Zellen, für deren Überwachung im Nachtdienst zwei Beamte genügten.
    »Geben Sie mir den Schlüssel. Ich bringe den Mann selbst unter. Welche Zelle ist frei?«
    »Vier«, antwortete der Beamte etwas erstaunt und griff nach dem Schlüssel. Im gleichen Augenblick kam der andere Wächter von seinem Rundgang zurück, wodurch Welt der Notwendigkeit enthoben wurde, mich eigenhändig einzusperren.
    Sie brachten mich durch den Korridor zur Zelle Nr. 4. Die blechbeschlagene Tür wurde geöffnet. Ich mußte als erster hineingehen, Welt und der Gefängnisbeamte, ein älterer Mann, folgten.
    »Holen Sie bitte Handschellen!« befahl Welt.
    »Handschellen?« wiederholte der Gefängniswärter verständnislos. »Soll der Junge hier im Kittchen gefesselt werden?«
    »Ja«, sagte der FBI.-Beamte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich habe meine Gründe. Fragen Sie nicht, sondern beeilen Sie sich!«
    Der Mann ging hinaus, schloß die Zellentür gemäß der Vorschrift und kam nach etwa fünf Minuten zurück; fünf Minuten, die ich verdammt gut zu nutzen verstand.
    Sie hätten das entsetzte Gesicht des Mannes sehen sollen, als er, die Handschellen in den Fingern, nach der umständigen Aufschließprozedur die Zelle wieder betrat und in den Lauf einer hübschen, großen und gut gepflegten Pistole, einer FBI.-Pistole, blicken mußte.
    Ich sagte kein Wort, sondern drückte ihm mit einer Hand den Lauf gegen den Magen und legte einen Finger auf den Mund. Mehr noch als meine

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