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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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Herr und Meister Allan Ruster. Du wußtest, daß Ruster dir, wenn du ihm die Beweise ausliefertest, bestenfalls ein neues Kleid schenken würde. Behieltst du aber das Zeug, dann konntest du aus Allan eine Lebensrente herausholen, indem du ihn ein Leben lang erpreßtest. — Du sagtest ihm, die Dokumente lägen in Walbruns Wandsafe. Er brauche nur Walbrun umzulegen und den Safe zu öffnen. Wahrscheinlich wolltest du aus dem eigentlichen Mord herausbleiben. Ich nehme an, daß diese Absicht dadurch vereitelt wurde, daß Ruster den Mord an Walbrun mir anhängen wollte. Du solltest als Belastungszeuge gegen mich auftreten, weil du die einzige warst, die sich, ohne Verdacht zu erregen, in Walbruns Wohnung auf halten konnte. Als du sahst, daß du aus dieser Schlinge nicht heraus konntest, hast du wenigstens dafür gesorgt, daß nicht Ruster selbst, sondern einer seiner Leute Walbrun erschoß. Wäre Ruster in Walbruns Wohnung gekommen und hätte das Wandsafe leer gefunden, er hätte es nicht nur Walbrun, sondern auch dir besorgt. Für dich kam es nur noch darauf an, den günstigen Zeitpunkt zu erwischen, um aus Charlesville zu verschwinden, das Depot in Atlanta abzuheben und dann von irgendwoher aus einem guten Versteck Allan Ruster deine Forderungen zu präsentieren.«
    Während ich sprach, schien sich Lil Print zu erholen. Ihre Augen bekamen wieder den harten Glanz, der mir bei unserer ersten Begegnung schon aufgefallen war.
    Sie fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, und — ich traute meinen Augen nicht — sie lächelte.
    »Gut geraten, Harrigan«, sagte sie leichthin. »Ich werde mit dir teilen müssen, und ich habe nicht einmal viel dagegen. Erinnere dich, daß ich dir schon einmal einen Vorschlag für eine Partnerschaft machte.«
    Ich grinste. »Hast du dir das so gedacht? Erst willst du mich auf den elektrischen Stuhl bringen, und jetzt, da du fürchtest, ich könnte das Ding hier in meiner Hand benutzen, willst du mich zum reichen Mann machen. — Wann wirst du mich wieder auf den elektrischen Stuhl bringen wollen?« Vielleicht fürchtete sie sich noch, aber sie beherrschte sich.
    »Vergiß nicht, daß ich allein dich entlasten kann! So gut, wie ich sagte, du wärst Walbruns Mörder gewesen, so gut kann ich vor Gericht aussagen, daß es ein anderer war. Wenn du mich…«, sie schluckte, fuhr aber fort, »wenn du mich tötest, verlierst du die einzige Zeugin, die dich entlasten kann.«
    Ich hörtfe mir an, was sie mir vorredete, aber ich hatte jetzt genug von dieser Frau, genug von Allan Ruster und genug von diesem ganzen verpesteten Charlesville.
    Ich stieg aus, ging um den Wagen herum, riß den Schlag neben dem Führersitz auf und knurrte:
    »Weg vom Steuer!«
    Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie begann zu keuchen.
    »Das kannst du nicht tun! Du darfst mich nicht umbringen!«
    »Wer redet davon?« schnauzte ich sie an. »Rutsch auf den Beifahrersitz! Wir machen eine kleine Fahrt zusammen, und Sie, Miß Lil Print, Sie werden sich verdammt wundern, wo diese Fahrt endet.«
    Klar, daß sie nicht verstand, wovon ich sprach. Jedenfalls gehorchte sie. Ich klemmte mich hinter das Steuer, ließ den Motor an, steuerte den Wagen rückwärts und wendete ihn.
    Jetzt sah ich die Straße wieder, und ich sah zwei Wagen, die in diesem Augenblick die Abzweigung zum Baugelände erreichten. Der vordere Wagen war Allan Rusters Cadillac.
    Ich fluchte und knallte den ersten Gang hinein.
    Der Cadillac und der andere Wagen bogen in die Abzweigung ein. Ich hörte die Reifen des Cadillac bis zu mir hin kreischen. Das Wasser aus den Pfützen auf der Baustraße spritzte hoch, als die Wagen hindurchbrausten. Der zweite Wagen, ein Mercury, schlitterte gefährlich, aber sein Fahrer hielt ihn auf der Bahn.
    Ich gab Gas. Der. Weg zurück zur Straße war mir versperrt, aber wenn ich den Bach erreichte, konnte ich die Frau und mich vielleicht in die Bungalowsiedlung auf der anderen Seite retten.
    Der Ford bewegte sich auf dem Lehmboden, als führe er über Schmierseife. Ich verzichtete darauf, zum Bauweg zu fahren. Ich hätte zuviel Zeit verloren. Ich versuchte, das Auto zwischen Baugruben, Kränen und Baggern durchzusteuern.
    Rusters Cadillac näherte sich rasch. Ich gab mehr Gas, aber das war ein Fehler. Die Hinterräder faßten nicht gleichmäßig, der Wagen brach nach rechts aus. Ich versuchte, gegenzusteuern, aber auf dem glitschigen Boden blieb der Steuereinschlag der Vorderräder wirkungslos. Die Mühle drehte sich wie ein Kreisel

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