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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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sofort auslöschten. Die Gardisten schleiften die Ohnmächtigen unter dem Gelächter der anderen ab, der Croupier kassierte kurzerhand den strittigen Einsatz für die eigene Tasche, und das Spiel ging weiter.
    Ich hatte genug davon, meine Lungen mit der Kneipenluft zu vergiften. Ich verließ den Spielraum und schob mich durch die Bar ins Freie. Ich sah Mad Allisters spiegelnde Glatze hinter der Bar leuchten, aber er schien mich nicht zu beachten.
    Dennoch benahm ich mich vorsichtig, als ich auf die Straße trat. Ich sah aber auf dem ersten Blick, daß sie den Trick mit dem Auto und der Maschinenpistole hier in der Ranburn Road nicht benutzen konnten, ohne mindestens zehn Leute als Leichen auf das Pflaster zu legen. Dichte Trupps von Arbeitern schoben sich über die Bürgersteige, und die Fahrbahn glich einem einzigen Wagenstrom.
    Ich hatte für meinen geliehenen Ford bei meiner Ankunft noch eine Parkplatzlücke am Straßenrand gefunden. Ich drängelte mich durch den Schwarm der Fußgänger, von denen nicht wenige schon mächtig in Stimmung waren. Ich schloß die rechte Tür auf, und gerade, als ich einsteigen wollte, tauchte ein Mann in einem grauen Anzug vor mir auf.
    »Keine Bewegung«, zischte er.
    Ich richtete mich langsam wieder auf. Der Junge hielt eine Pistole in den Händen. Er hatte sich so gedreht, daß sein Körper die Hand mit der Pistole gegen die Straßenpassanten deckte.
    »Einsteigen!« befahl er. »Hände weg von den Taschen!«
    Die Lichtreklamen genügten, um das Gesicht des Mannes zu erkennen. Er war jung, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, und er sah verdammt schlecht aus, so als hätte er nicht genug zu essen bekommen. Sein Anzug war abgewetzt und an den Rändern ausgefasert.
    Ich sah, daß kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn standen, und die Hand mit der Pistole zitterte leicht.
    Er hielt die Kanone ziemlich tief, um sie besser gegen die Passanten abdecken zu können. Damit brachte er sie in die Nähe des halbgeöffneten Wagenschlags.
    Mit einem Fußtritt stieß ich den Schlag weit auf. Meine Rechnung stimmte. Die Autotür schlug dem Jungen das Schießeisen aus der Hand, bevor er den Finger krümmen konnte. Es war die eleganteste Art, einen Mann zu entwaffnen.
    Die Pistole fiel in den Rinnstein. Bevor der Junge irgend etwas unternehmen konnte, um sie wieder aufzufischen, hatte ich ihn schon bei den Jackenaufschlägen gefaßt.
    Seine Augen weiteten sich in fassungslosem Schreck.
    Ich schüttelte ihn. »Wo sind die anderen?«
    »Nächste Querstraße!« stammelte er.
    »Wie viele?«
    »Vier!«
    »In einem Wagen?«
    Er nickte.
    Vier Männer in einem Wagen sind zuviel für einen einzelnen, auch wenn er als erster die Waffe in der Hand hält.
    Ich ließ den Jungen los.
    »Geh geradeaus!« befahl ich. »Wenn du zu türmen versuchst, jage ich dir eine Kugel in den Rücken.«
    Er stolperte die Straße hinunter. Ich folgte ihm in zwei Schritten Abstand und sorgte dafür, daß sich niemand zwischen uns schob. Wir kamen an einem Cop vorbei, der gelangweilt seinen Gummiknüppel schwang, aber er beachtete uns nicht.
    Dort, wo die Wohnhäuser der Ranburn Road beginnen, ließ der Verkehr nach. Ich schloß zu dem Jungen auf, faßte seinen Arm und führte ihn in eine stille Seitenstraße hinein. Ich bugsierte ihn in den Lichtkreis einer Straßenlaterne. Ich selbst blieb außerhalb des Lichtes.
    Er konnte von mir nicht mehr sehen als die Umrisse.
    Er zitterte jetzt am ganzen Körper. Erschöpft lehnte er sich an den Pfahl der Laterne.
    »Was solltest du mit mir machen?« fragte ich.
    Er gab keine Antwort, und ich sagte: »Du solltest mich abknallen, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Auf der Stelle? Solltest du nicht vorher versuchen, einiges aus mir herauszuholen?«
    »Nein, ich sollte Sie umlegen, sobald Sie an Ihren Wagen traten.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    Er suchte nach Worten.
    »Es erschien mir zu riskant«, brachte er schließlich heraus. »Die anderen sagten, ich könnte mich nachher bis zum Wagen durchschlagen, aber ich dachte, es sei besser, wenn ich Sie zwänge…« Er brach ab, aber ich ergänzte:
    »… an einen ruhigen Ort zu fahren, wo du mich in aller Ruhe und ohne Risiko abtun konntest. — Ich finde, du bist zu jung für solche schäbige Arbeit.«
    »Ich habe es noch nie getan«, sagte er leise.
    »Und warum wolltest du heute mit dem schmutzigen Geschäft anfangen?«
    »Mike sagte, ich müsse es tun. Sie hätten mich lange genug mitgefüttert, und ich solle endlich etwas für mein

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