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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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Geld leisten.«
    »Wer ist Mike?«
    »Unser Chef!«
    »Verdammt, drücke dich deutlicher aus!«
    Allmählich holte ich aus ihm heraus, daß Mike Blyth der Boß einer Gruppe von Leuten war, die die Vergnügungsunternehmen der Ranburn Street und des anstoßenden Bezirkes unter Druck hielten und die üblichen »Schutzgebühren« von ihnen kassierten. Der Junge, der Henry Vander hieß, war vor drei Monaten zu dem Verein gestoßen. Ur- f
    sprünglich hatte er auf einer der Baustellen im Gebirge gearbeitet, war wegen einer Differenz mit einem Bauführer gefeuert worden, hatte seine Restlöhnung innerhalb von zwei Stunden verspielt und war, als er mittellos auf der Straße stand, von Mike Blyth aufgelesen worden.
    Für Henry Vander schien Mike Blyth der Boß zu sein. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, ob Blyth seinerseits für irgendeinen anderen Mann arbeitete. Den Namen Allan Ruster schien er noch nie gehört zu haben.
    Ich brauchte über eine Stunde, um aus dem Jungen alles herauszuquetschen, was er wußte. Er weigerte sich nicht, zu sprechen, aber die Angst verwirrte seine Gedanken so sehr, daß es ihm schwerfiel, sich klar auszudrücken.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Nimm einen guten Rat von mir an, du Idiot! Mach dich auf die Strümpfe, geh irgendwo hin und sieh zu, daß du einen Job findest, der dir einen ehrlichen Dollar pro Stunde einbringt. Zum Gangster taugst du weniger als ein Ochse zum Opernsänger. Dich schnappen die Cops, wenn du nur ’ne Zigarettenkippe von der Straße aufhebst, und der Richter verdonnert dich zu dreißig Tagen wegen Fundunterschlagung.«
    Ich drehte mich um, ließ ihn stehen und ging zur Ranburn Road zurück. Als ich die Straße erreicht hatte, hörte ich hastige Schritte hinter mir.
    Vander rannte mir nach.
    »Mister!« rief er. »Einen Augenblick, Mister!«
    Ich blieb stehen.
    »Was willst du noch?«
    Er rang nach Atem.
    »Mister, ich… ich danke Ihnen.«
    »Wofür?«
    »Daß… daß Sie mich nicht umgelegt haben.«
    Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Umlegen? Warum sollte ich dich umlegen?«
    »Na, ich hatte doch die Absicht, Sie…« Er hob die Hand und krümmte den Zeigefinger, als zöge er einen Drücker durch. »Sie wären im Recht gewesen, wenn Sie es mir besorgt hätten.«
    Ich lachte laut.
    »Recht hin oder her, du großer Gangster, sag mir lieber, was es für einen Sinn haben soll, eine Laus wie dich abzuknipsen. Ich wette, daß du keine zehn Dollar in der Tasche hast. Ich lade mir nicht gern ’ne Sache auf den Hals, die den Richtern die Möglichkeit gibt, mich auf den elektrischen Stuhl zu schicken. Wenn, dann muß es sich wenigstens lohnen.«
    »Trotzdem… Danke.« Ein Gedanke erhellte sein Gesicht.
    »Kann ich nicht mit Ihnen arbeiten, Mister?«
    Ich explodierte. »Scher dich zur Hölle, Grünschnabel!« brüllte ich ihn an. »Meinst du, ich hätte Lust, hochzugehen, weil ich einen Tölpel wie dich mitschleife? Wenn du mir noch einmal in Reichweite gerätst, werde ich dein Gesicht in einen verbeulten Blecheimer verwandeln.«
    Ich ging weiter, und er wagte es nicht, mir ein zweites Mal nachzulaufen.
    Ich verzichtete darauf, zu meinem Wagen zurückzugehen. Sie wußten jetzt, welchen Wagen ich benutzte, und ich hatte keine Lust, heute nacht noch einmal auf einen Mann zu treffen, der dort auf mich wartete und sein Handwerk vielleicht besser verstand als Henry Vander.
    An ein Taxi war zu dieser Stunde in Charlesville nicht zu denken. Die acht Wagen, die es gab, waren von den Arbeitern beschlagnahmt. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zu meiner Bungalowsiedlung.
    Eine Straßenbeleuchtung gab es in der Gegend noch nicht, und die Wege in dem Gebiet waren unbefestigt. Einige Male überholten mich Wagen und hüllten mich in lange Staubfahnen ein.
    Mein Bungalow lag jenseits eines Baches. Von Charlesville aus führte eine Behelfsbrücke darüber, die nicht mehr war als ein paar Bretter mit einem notdürftigen Geländer. Wollte man mit dem Wagen zu meiner Behausung, so mußte man einen Umweg über die Brücke im Zuge der 130. Bundesstraße fahren, und diesen Weg hatte ich am Tage benutzt. Jetzt nahm ich natürlich die kürzere Straße.
    Ich brauchte eine halbe Stunde, um hinzukommen, und das letzte Stück war so dunkel, daß ich mir eine Taschenlampe wünschte. Ich schaffte es auch ohne Licht und stand schließlich vor meiner Haustür. Als ich aufschließen wollte, merkte ich, daß die Tür zwar ins Schloß gezogen, aber nicht abgeschlossen war. Es

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