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0236 - Voodoo-Samba

0236 - Voodoo-Samba

Titel: 0236 - Voodoo-Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Finger der »verletzten« Hand bewegte und flüsterte: »Macomba, Macomba, er will Köpfe!«
    Köpfe?
    Hatte nicht auch Nathan Kilby davon berichtet? Ich saß wie festgeleimt, jedoch nur einen Moment, denn plötzlich bremste der Zug mit einem gewaltigen Ruck, der Suko und mich fast von den Beinen gefegt hätte.
    Zum Glück bekamen wir noch eine Stange zu packen, an der wir uns festklammern konnten.
    Dann stand der Zug.
    Old Street. Unser Ziel. Ich schaute nach links, wo die vier Kerle hockten.
    Sie waren schon aufgestanden und verließen bereits den Zug, dessen Türen sich zischend öffneten. Als letzter ging der mit dem Messer in der Hand.
    Auch Suko und ich standen auf. »Hast du das gesehen?« fragte ich meinen Partner, als wir durch den Wagen gingen.
    »Man konnte ja nicht vorbeischauen.«
    Wir beeilten uns mit dem Aussteigen. Als wir auf dem schmalen Bahnsteig standen, waren die vier Kerle verschwunden. Die dunkle Tunnelröhre schien sie aufgesaugt zu haben.
    Hinter uns schlossen sich die Türen. Ein Stoß durchlief den Zug. Die Wagen schüttelten sich und rauschten ab. Die Räder rollten ratternd über die Schienen, und das fauchende Echo wurde vom Tunnel, in dem der Zug verschwand, verschluckt.
    Es wurde ruhig.
    Tief atmeten wir durch. Der Bahnsteig war etwas größer. Diesen hier konnte man als einen Knotenpunkt bezeichnen. Tagsüber herrschte sicherlich Betrieb, um diese Zeit — es war kurz vor 22 Uhr — war er gähnend leer.
    Erst als wir zu den Treppen gingen, sahen wir die Penner. Sie lagen neben einem Kiosk, hatten sich mit alten Zeitungen zugedeckt und lehnten rücklings an dem Gitter. Unter den Hutkrempen hinweg trafen uns abschätzende Blicke, und so manches Gesicht war gar nicht so alt, wie es wirken sollte.
    Alles nur Tarnung.
    Wo steckte Nathan Kilby, unser Informant? Wir waren nur auf unser Glück angewiesen, wir kannten ihn nicht, er würde uns nur erkennen.
    Eigentlich konnte jeder diesen Nathan Kilby spielen, wenn er wollte. Aber er wollte ja auf uns zukommen, ich würde ihm auch die entsprechenden Fragen stellen.
    »Willst du warten?« fragte Suko.
    Ich schaute auf meine Uhr. Den vereinbarten Zeitpunkt hatten wir erreicht. Eigentlich hätte sich Kilby jetzt zeigen müssen. Saß er vielleicht inmitten der Penner am Kiosk?
    Dieser Bahnsteig um diese Zeit gefiel mir überhaupt nicht. Von ihm ging eine seltsame Kälte aus, so etwas Unpersönliches, ohne jegliches Teeling. Das war die Unterwelt. Wer sich hier freiwillig aufhielt, mußte es meiner Ansicht nach im Kopf haben.
    Fünf Minuten warteten wir, saugten die Atmosphäre in uns ein, spürten die Blicke der Penner wie Messerspitzen und fühlten uns in diesem Bahnhof um keinen Deut wohler.
    Ich rauchte eine Zigarette. Zwischendurch kam ein Zug. Ich kannte das Gefühl, das mich immer dann überkommt, wenn Züge in die Bahnhöfe einrasen. Es ist ein Schauer, der sich auf meinen Körper legt, als würde er sich vor diesem rasenden Monstrum fürchten.
    Erlebt hatten wir es, als wir in den U-Bahnschächten die verdammten Ghouls jagten. [1]
    Zwei Fahrgäste stiegen aus. Ein Mann, der eine Lederjacke trug und ein anderer Typ, der dem Lederjackenmenschen erst mißtrauisch nachschaute, ihm anschließend folgte und dabei so dicht an uns vorbeikam, daß wir sein Flüstern hörten.
    »Folgt mir.«
    War das Kilby? Wir konnten es nur hoffen und gingen auf seinen Vorschlag ein.
    Dabei ließen wir jedoch einen respektablen Anstand zwischen uns. Kilby war vorsichtig gewesen, wir wollten nicht, daß er diese Vorsicht durch unsere Eile aufs Spiel setzte.
    Die Stufen waren ebenso schmutzig wie das Geländer.
    Oben standen wir an einer Kreuzung. Die Old Street und die City Road trafen hier zusammen.
    Weiter östlich lag die Gegend, in die uns Kilby führen wollte, er lenkte seine Schritte bereits dorthin.
    Etwa fünf Minuten gingen wir hintereinander her. Die Nacht war dunkel.
    Nicht weit entfernt lag der Bahnhof an der Liverpool Street. Wir hörten das Rattern von Rangierwaggons.
    Die Gegend wurde schlagartig mieser, als wir die breite Old Street verlassen hatten. Wie die Mäuse in ihren Löchern, so verschwanden wir in einer Seitenstraße und wurden von der Dunkelheit regelrecht aufgesaugt.
    Neben einer defekten Straßenlaterne blieb Kilby stehen. Er hatte sich an den Pfahl gelehnt und schaute uns entgegen.
    Ein komischer Typ war er schon. Sein langer Mantel reichte bis auf die Knöchel. Er trug ihn offen. Darunter sahen wir einen schwarzen Anzug, dem die

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