0236 - Voodoo-Samba
dieser Sache hier zu tun haben. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Lieber nicht.«
»Was machen wir mit dem Schädel?« Suko lachte leise. »Wir können ihn ja in das Haus bringen und den Burschen vor die Füße werfen.«
»Nicht schlecht, Herr Specht«, murmelte ich, schielte auf den Kopf und schrie Suko eine Warnung zu.
Mein Freund reagierte gedankenschnell. Er ließ den Kopf fallen, gerade noch im rechten Augenblick, denn der Schädel hatte zubeißen wollen. Er tat es auch, und seine Zähne hieben zum Glück nicht in Sukos Hand, sondern daneben. »Der lebt«, flüsterte ich und hatte schon eine Beretta gezogen.
»Nicht, John!« Suko streckte seinen Arm aus. Er griff zur Dämonenpeitsche, schlug einmal einen Kreis damit über dem Boden, und die drei Riemen hatten freie Bahn.
Der Kopf lag auf der Erde. Er war so gefallen, daß uns das Gesicht anstarrte. Durch die aus Mund und Augen dringende Helligkeit, war jedes Detail gut zu erkennen. Ich sah auch, wie sich das Maul bewegte.
Es klappte langsam auf und zu.
Ein schauriges Bild, das Suko sehr bald zerstörte. Mit der Peitsche hieb er zu, und er hatte so geschlagen, daß auch alle drei Riemen voll trafen.
Gerechnet und gehofft hatten wir, daß die Peitsche den Schädel zerstören würde. Aber wir wurden dennoch von dem unheimlichen und schmerzerfüllten Heulen überrascht, das aus dem Maul des Schädels drang, bevor er mit einem Zischen verging.
Das Zischen führten wir auf die kleine, gelbe Flamme zurück, die aufzuckte und mithalf, den Kopf zu zerstören.
Zurück blieb ein Rest von Staub…
Suko rührte mit der Fußspitze darin herum. »Das war's dann wohl«, bemerkte er und grinste. »Jetzt weißt du, John, wie du die übrigen Köpfe erledigen kannst. Du brauchst nur an der Reihe der Parkuhren entlangzugehen und zuzuschlagen.«
»Bist du auch dafür?«
»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
Da hatte mein Freund und Kollege völlig recht. Zudem mußten wir so gewalttätig reagieren, denn uns war klar geworden, daß diese maskenähnlichen Schädel zwar keine Menschenköpfe waren, dafür gefüllt mit Schwarzer Magie.
Und die mußte vernichtet werden.
Es sollte jedoch nicht dazu kommen, denn die andere Seite übernahm die Initiative.
Nicht die Köpfe, nein, sie blieben nach wie vor auf den Ständern der Parkuhren, es waren die Menschen, die sich im Keller versammelt hatten und irgendeine Beschwörung durchführten. Sie schienen am Ende damit zu sein, denn aus dem Haus fiel der erste Lichtschein nach draußen.
Es war ein tanzender, zuckender Balken. Wir konnten erkennen, daß es sich bei ihm nur um Fackelschein handelte. Aus dem Balken wurden zwei, drei und vier. Sie vereinigten sich zu einem Lichtteppich, der nicht nur auf der Straße lag und deren gesamte Breite einnahm, sondern auch noch über den Köpfen der Fackelträger schwebte.
Zum erstenmal sahen wir unsere Gegner. Vielmehr die Umrisse davon, genau konnten wir sie nicht erkennen, da sich zwischen uns fast die gesamte Straßenlänge befand.
Die nächsten Sekunden vergingen schweigend.
Wir nahmen das unheimliche, gespenstische Bild in uns auf. Da standen mindestens sechs Gestalten, die ihre Fackeln hocherhoben hatten. Der Widerschein dieses Lichts glitt lautlos und geisterhaft über die düsteren, schmutzigen Wände der verlassenen Häuser, die in der Straße dicht an dicht standen, so daß ich keine Lücke entdeckte und die Häuser wie eine Wand wirkten.
Im Mauerwerk gähnten die Öffnungen der ehemaligen Fenster. Auch sie wirkten auf ihre Art und Weise unheimlich.
Man konnte glauben, daß jeden Moment schreckliche Gestalten aus den Höhlen auftauchen würden, um uns den Garaus zu machen.
Über allem lag der düstere Nachthimmel, und der Widerschein der Fackeln verlor sich auf halber Distanz zwischen uns und den Gestalten.
Ein apokalyptisches Bild, eine Szene vom Untergang einer Großstadtstraße, wie sie John Carpenter in seinem Film »Die Klapperschlange« so ausgezeichnet und deprimierend realistisch in Szene gesetzt hatte. Ich wurde an den Film erinnert, als ich dieses Bild sah, und ein kalter Schauer glitt über meinen Rücken.
»Da scheinen wir gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein«, bemerkte Suko mit leicht kratziger Stimme.
Er hatte einen wahren Satz gelassen ausgesprochen. Ich merkte, daß sich Schweiß auf meiner Haut gebildet hatte. Er war von der Anspannung, und wie auf ein geheimes Kommando hin gingen wir vor.
Schritt für Schritt näherten wir uns den anderen,
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