0236 - Voodoo-Samba
Knistern der Flammen. Es waren Schreie des Entsetzens, der Qual und Pein, innerhalb des Lichts sah ich helle Explosionen, glaubte die Gestalt des Cassara auf mich zutaumeln zu sehen und bekam undeutlich mit, wie sie zerstört wurde.
Ein Diener des Bösen verging in den kalten Flammen des Lichts. Hier wiederholte sich das ewige Spiel, der Vorgang von der Entstehung der Welt, der oft totgeschwiegen und geredet wurde, doch nie vernichtet werden konnte.
Wie lange das dauerte, konnte ich nicht sagen, denn die Zeit war wieder einmal für mich bedeutungslos geworden. Ich stand in einem Vakuum, umklammerte nur das Kreuz und wartete darauf, daß die Reaktion beendet wurde.
Dies geschah sehr schnell.
Von einer Sekunde zur anderen fiel die helle Wand ineinander, die Umgebung um uns herum wurde wieder normal, ich sah das Feuer, den flackernden Widerschein, und ich erkannte meine Gegner.
Sie lagen am Boden!
Suko sprach das aus, was ich dachte: »Mein Gott, was war das nur«, hauchte er.
Ich schwieg, denn ich hatte Angst, daß die Macomba-Diener sich nie mehr erheben würden. Das wollte mir nicht in den Kopf, so grausam konnte die andere Seite nicht sein, denn sie vertrat das Gute, sie…
Meine Gedanken stockten, denn mein Blick war auf Cassara, den Anführer, gefallen.
Einen Schritt vor mir lag er. Die Maske war zerplatzt, sein Kopf jedoch nicht, sondern nur sein Gesicht konnte ihm niemand mehr zurückgeben.
Es existierte einfach nicht mehr. Wir sahen nur eine glatte Fläche.
Seltsam klar und rein kam mir die Luft vor. Von Asmodis war ebenfalls nichts mehr zu sehen. Die Macht der vier Erzengel mußte ihn zurück in das Reich des Schreckens geschleudert haben.
Tief atmete ich durch, bevor ich mich neben Cassara kniete. Suko untersuchte inzwischen die anderen Menschen.
Ich schaute auf die glatte, graue Fläche, die einmal sein Gesicht gewesen war. Unter der Haut vermeinte ich, eine Bewegung zu sehen und zuckte zurück, als ich die Haut aufplatzen sah.
Etwas Schreckliches geschah.
In seinem Körperinnern mußte ein Vorgang stattgefunden haben, der nicht erklärbar war, wenigstens nicht für mich, denn plötzlich sah ich die Würmer, die aus dem Körper stiegen und im Nu eine krabbelnde, sich bewegende Masse bildeten, die weiterhin die Umrisse des Körpers nachzeichneten.
Ein Mensch, der aus Würmern bestand — widerlich!
Ich stand auf und schüttelte mich. Cassara hatte alles gewollt und auf schreckliche Art und Weise verloren. Nichts war von den Kopfmasken zurückgeblieben, das Licht hatte sie zerstört.
Ich vernahm Sukos Stimme. »John, komm doch mal her!«
Da fielen mir wieder die anderen ein.
Sollten sie etwa auch Cassaras Schicksal erlitten haben?
Sie hatten!
Geschockt standen wir vor den langsam zusammensinkenden Flammen und schauten zu, wie auch aus den Körpern der Macomba-Diener das Ungeziefer kroch. Sie alle hatten eine Maske besessen, und sie alle waren deswegen zu tief in die Sache hineinverstrickt gewesen.
Ich war blaß geworden, hatte die Hände zu Fäusten geballt, denn mit diesem Ende hätte ich nie gerechnet.
Aber es war noch nicht zu Ende. Das merkten wir sehr bald, denn hinter uns erklang ein grauenhafter Schrei.
»Jago!« zischte mein Freund…
***
Wir wirbelten herum. Zu orientieren brauchten wir uns nicht, wir wußten auch so, wo Jago herkommen würde.
Er torkelte aus dem Grabmal.
Es war eine schlimme Szene, denn auch Jago hatte bis zu den Ohren im Macomba-Zauber gesteckt. Die zerstörende Weiße Magie meines Kreuzes hatte auch ihn nicht verschont, obwohl er sich nicht innerhalb des direkten Umfelds befand.
Er kam und starb…
Aber noch hielt er sich auf den Beinen. Besonders gut zeichnete sich seine Gestalt vor dem hellen Marmorweg ab, den er entlang torkelte. Bei seinem Gesicht hatte es begonnen. Hier krochen die Würmer hervor, und obwohl er beide Hände davor geschlagen hatte, konnten wir sehen, wie sie zwischen den Fingern krabbelten.
Wir ließen ihn laufen.
Er taumelte an uns vorbei, ohne Suko und mich überhaupt wahrzunehmen, und kurz vor dem immer kleiner werdenden Feuer verließ ihn die Kraft.
Er fiel nach vorn und genau in die Flammen, die noch einmal aufstoben und einen glühenden Funkenregen in die Nacht schickten.
Sein Ende war schrecklich. Wir konnten für ihn leider nichts mehr tun.
Suko sprach ein wahres Wort gelassen aus. »So enden sie alle, John, die sich mit dem Teufel einlassen…«
***
Es gab in den nächsten Tagen noch viel Arbeit. Wir kamen nicht
Weitere Kostenlose Bücher