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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Ecke Fifth Avenue, E. 96. Straße.«
    Der Gangster war, offenbar ohne es zu merken, vom förmlichen »Sie« auf das vertrauliche »Du« übergegangen.
    »Und keine Dummheiten, denk an deine Frau!«
    Mit diesen Worten war der Gangster aus dem Zimmer und Frank allein.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wolle er einen hässlichen Anblick verscheuchen. Das Ganze kam ihm vor wie ein wüster Traum. Aber es war kein Traum. Frank wusste, dass es bittere Wirklichkeit war, eine Wirklichkeit, der er sich nicht entziehen konnte. Aber Frank wollte sich dieser Wirklichkeit nicht entziehen.
    Es war es gewohnt zu kämpfen, und er wollte auch diesmal kämpfen. Für seine Frau, für den kleinen Bob. Für Robert P. Stevenson, für das Gesetz.
    Ein tollkühner Plan nistete sich in seinem Kopf ein.
    ***
    Der Blick des Sergeant saugte sich förmlich an der Plane fest.
    John C. Gardener betrachtete das ovale Metallschild auf der Brust des Polizisten. Groß und deutlich waren die Worte »Los Angeles« und »Sergeant« zu erkennen. Gardener war wie hypnotisiert. Er konnte den Blick nicht von diesem Rangabzeichen losreißen. Lautlos formten seine Lippen immer wieder das Wort »Los Angeles.«
    Wie sieht hier eigentlich die Todesstrafe aus, dachte er.
    Er wusste es nicht. Er konnte sich nicht erinnern, wie in Kalifornien die Todeskandidaten hingerichtet wurden. Und es war ihm auch gleichgültig. Gardener war jetzt apathisch wie ein Stück Vieh. Er hatte nicht einmal mehr Angst.
    »Was haben Sie unter der Plane? Ziehen Sie die Plane weg.«
    Gardener hörte die Stimme des Sergeanten wie aus weiter Feme. Er hob den Blick und sah in das kantige Gesicht des Polizisten.
    Die eiskalten Augen des Cops schienen ihn zu durchbohren. Gardener zuckte unter diesem Blick zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Aber der Blick des Sergeant riss ihn aus seiner Lethargie.
    Mechanisch, ohne große Anstrengung, wie aus einer Routine, die sich nicht abschütteln lässt, und letztlich nur, um keinen Versuch, der ein Leben retten könnte, zu unterlassen, drehte Gardener den Oberkörper so weit zur Seite, dass er dem Polizisten den Rücken zuwandte.
    Mit dem rechten Ellenbogen stützte er sich auf die obere Kante der Lehne des Sitzes. Mit den Füßen stemmte sich Gardener auf den Boden des Wagens, schob sich zwei Hand breit empor und kam dabei in eine halb sitzende, halb stehende Haltung.
    Er krümmte seinen dem Sergeant zugewandten Rücken und streckte den linken Arm nach vorn.
    Diese Haltung erweckte ganz den Anschein, als wolle Gardener sich jetzt über die Rücklehne seines Sitzes hinweg in den Fond des Buicks beugen und die Plane wegziehen.
    Aber Gardener hatte etwas anderes vor.
    Während er in leicht gekrümmter Haltung dem Sergeant den Rücken zukehrte, fuhr seine Rechte gedankenschnell in den Ausschnitt seines Jacketts.
    Seine Rechte fühlte den Kolben der Pistole. Ohne diese aus dem Halfter zu ziehen, drückte er den Kolben nach unten, sodass der Lauf unter der Jacke zwischen Körper und Arm nach hinten zeigte. Die Mündung der Waffe beulte das Jackett unterhalb des linken Schulterblattes aus.
    Der Sergeant sah die Ausbuchtung und reagierte blitzschnell. Aber es war zu spät.
    Mit dem Daumen hatte Gardener den Sicherungsflügel herumgelegt und nur den Bruchteil einer Sekunde später berührte sein Zeigefinger den Abzug der Waffe. Gardener zog zweimal durch, schnell hintereinander.
    Er fühlte einen leichten Stoß in der Achsel, den der vor- und zurückgleitende Schlitten der Pistole verursachte, aber er achtete nicht weiter darauf.
    Beide Kugeln trafen ihr Ziel. Der Sergeant wurde zurückgestoßen.
    Mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht starrte er auf den breiten Rücken Gardeners.
    Die rechte Hand des Polizisten tastete zur Brust, wo sich jetzt zwei große, dunkle Flecke bildeten. Der Sergeant öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut hervor.
    Er brach in die Knie, kippte vornüber und fiel mit dem Gesicht in den Staub der Straße.
    Das Ganze hatte sich in Sekundenschnelle abgespielt.
    Die Detonation der beiden Schüsse war durch zwei Umstände stark gedämpft worden. Zum einen verschluckte Gardeners Jackett einen großen Teil des Knalls, und zum anderen wirkte das Innere des Buicks wie ein Schalldämpfer.
    Trotzdem waren beide Schüsse laut genug gewesen, um von den umstehenden Passanten deutlich vernommen zu werden.
    Noch war der Sergeant nicht in den Staub der Straße gefallen, als Gardener schon die abgewandte Tür des Buicks auf

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