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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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New York, hüllte die Spitze der Skycraper in dichte Finsternis und ließ in den Prachtstraßen der Weltstadt die tausendfältige Lichtreklame wie ein buntes Meer voller Farben aufflammen.
    Es pochte an die schwere Eichentür, die Bakerfields Sechs-Zimmer-Wohnung gegen die Außenwelt abschirmte.
    Der Walnuss-Kopf räkelte sich faul auf der breiten Plüschcouch, die in seinem Wohn-Schlafzimmer stand - die übrigen fünf Zimmer waren in erster Linie Geschäftsräume, angefüllt mit all jenen Gegenständen, die man zum Auf schweißen eines Tresors, zum Umfrisieren eines gestohlenen Autos oder zum Bewaffnen einer halben Gangsterarmee benötigt.
    Bakerfield gähnte herzhaft, fischte die schwarze Hornbrille von dem Tisch neben der Couch, schwang die Beine von dem Liegemöbel und saß aufrecht auf der Kante, wobei die Federn unter dem Plüsch ob der plötzlichen Bewegung aufgeregt quietschten.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass der Hehler zu dieser Stunde Besuch bekam. Allein die Tatsache, dass dieser dreimal hintereinander geklopft und nicht die Türklingel benutzt hatte, deutete darauf hin, dass er sich im Umgang mit dem Walnuss-Kopf auskannte.
    Trotzdem ließ Bakerfield seine üblichen Vorsichtsmaßnahmen nicht außer Acht, als er sich jetzt anschickte, die Tür zu öffnen. Er entsicherte den kurzen Bulldog-Revolver, den er stets in der rechten Hosentasche trug.
    In der Hosentasche hielt er die Waffe mit der Rechten so, dass er jederzeit durch den Stoff der Hose auf den Besucher schießen konnte, falls dessen Verhalten es notwendig machen sollte.
    Dann löschte Bakerfield das Licht in dem Wohn-Schlafzimmer, trat neben die Tür, die er lautlos aufriegelte.
    Mit einem jähen Ruck riss er dann die Tür auf, während sich seine rechte Hand um den Kolben des Bulldogs krampfte, und sein Zeigefinger mit nervösem Zittern am Abzug der Waffe lag.
    Das Manöver war nicht notwendig.
    Bakerfield kannte den Besucher. Er kannte ihn so genau, dass er sofort zur Seite trat, die Hand aus der Tasche nahm und den Besucher mit einer einladenden Handbewegung auforderte, näherzutreten.
    »Hallo, Frank. Lange nicht gesehen. Nett, dass du mich wieder mal besuchst. Du kommst mir wie gerufen zu einer Partie Schach. Die Gin-Flasche ist gefüllt wie immer. Komm herein und nimm Platz.«
    Bakerfield drehte das Licht wieder an und ging zurück zu der Plüschcouch, auf deren Kante er sich setzte.
    »Nun nimm doch endlich den Hut ab. Du weißt doch, dass du dich hier wie zu Hause fühlen kannst.«
    »Henry, ich brauche deine Hilfe. Etwas Schreckliches ist passiert…«
    Der Besucher brach ab, starrte mit abwesendem Gesichtsausdruck auf die Fotografie eines weiblichen Filmstars, die an der Wand hing und sagte dann: »Sie sieht Evelyn ähnlich… Oh, mein Gott… Diese Hunde!«
    Er knirschte mit den Zähnen.
    »Aber ich werde es ihnen zeigen. Sie haben mich überfallen, geschlagen, sie haben Evelyn mitgenommen, geraubt, verschleppt als Geisel. Evelyn, meine Evelyn, in den Händen dieser Tiere. Aber sie sollen es mir büßen. Ich werde sie… ich werde sie…«
    Frank Sommerset ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut. Er keuchte. Mit einem gequälten Stöhnen ließ er sich in einen der Sessel fallen.
    »Frank, was ist denn nun los? Ich verstehe kein Wort. Rede jetzt erst einmal. Aber sprich vernünftig und rege dich vor allem nicht auf.«
    »Auf regen, auf regen«, schnappte Sommerset. »Mein Gott, du hast ja keine Ahnung, in was für einer Sache ich stecke. Mir sind die Hände gebunden, ich bin verdammt, an einem Verbrechen mitzumachen, auf das der elektrische Stuhl steht. Aufregen aufregen, du hast gut reden.«
    Bakerfield stand ohne ein weiteres Wort auf, trat zu dem mannshohen Nuss- ' baumschrank, öffnete ein Seitenfach und brachte eine Flasche Gin zum Vorschein aus der er einschenkte. , Drei Finger hoch Gin goss er in ein breites Glas, das er Sommerset reichte.
    »Trink das! Und dann erzähl mir in Ruhe, was los ist.«
    Sommerset kippte das scharfe Getränk hinunter, ohne das Glas abzusetzen. Dann holte er tief Luft und sah den Walnuss-Kopf forschend an.
    »Henry, du bist doch mein Freund. Du bist doch ein Freund von Evelyn und mir. Wir kennen uns erst wenig mehr als ein Jahr. Aber trotzdem glaube ich sagen zu können, dass du unser Freund bist. Ich weiß, dass du gute Beziehungen zur Unterwelt hast. Und ich bitte dich, mache dir diese Beziehungen jetzt zu Diensten, nutze sie jetzt einmal voll aus und hilf mir, meine Frau wiederzufinden.«
    Sommerset

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