0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
können, dass es für die Bande keinen Grund zu besonderer Aufregung gab.
»Aber natürlich, John, wir versuchen es noch einmal mit dir. Wir sind gar nicht so kleinlich, wie wir aussehen. Was schadet es schon, wenn man unsere Pläne an das FBI verpfeift. Die G-men müssen ja schließlich auch etwas zu tun haben. Natürlich, John, wir versuchen es noch einmal mit dir.«
Albany grinste hämisch. Er wandte ruckartig den Kopf und sagte zu Castello: »Los, Joe, besorge es ihm. Aber beeile dich, sonst verpassen wir die Nachtmaschine nach New York.«
Castellos Rechte fuhr in den Ausschnitt des Jacketts. Langsam stand er auf. Er ging auf Gardener zu, und in seiner klobigen Faust funkelte matt der blaue Stahl einer schweren Pistole.
In dem Raum hatte sich absolute Stille ausgebreitet, die Stille des Todes.
***
In der Dienstag-Ausgabe der Los Angeles News erschien auf der fünften Seite eine einspaltige Meldung im Fettsatz, der die Überschrift Unbekannter Toter trug. Die Meldung lautete folgendermaßen: In den Abendstunden des gestrigen Tages wurde in einem Gehölz in der Nähe des San Diego Sunset ein unbekannte Mann gefunden, der vermutlich vor drei Tagen erschossen wurde.
Der Tote trug keinerlei Papiere bei sich. Er war unter Farnkräutern am Rande eines Spazierweges verborgen und wurde von einer älteren Dame gefunden, deren Hund den Toten beim Stöbern entdeckte. Wie der Doc der City Police mitteilte, erlag der Unbekannte einer Schussverletzung in der rechten Schläfe.
***
»…und als wir wieder in das Lokal kamen, waren Sonwater und seine Lederjacken auf und davon. Gewiss, wir haben uns benommen wie Anfänger, aber eine gehörige Portion Pech kam dazu. Und was das Schlimmste ist, Sonwater und seine Gangster sind jetzt gewarnt.«
Phil schwieg und machte ein zerknirschtes Gesicht.
Wir befanden uns in dem großen Gebäude Nr. 201, East 69. Straße in dem New Yorker Distriktgebäudes des FBI.
Mr. High, unser Chef, saß in seinen Sessel zurückgelehnt. Er tippte die Spitzen seiner schmalen Künstlerfinger gegeneinander und sah uns nachdenklich an.
Der Chef hatte allen Grund, mit uns unzufrieden zu sein. Aber Mr. High wusste, dass auch G-men nur Menschen sind, dass sie Fehler machen, Pech haben können und dass nicht jeder Auftrag sich wie eine Routineangelegenheit abwickeln lässt.
Mr. High lächelte.
»Jetzt ist ohnehin nichts mehr zu ändern. Und wie ich Sie kenne, werden Sie diese Scharte bald wieder auswetzen. Machen Sie sich also wegen Sonwater und seiner Gang keine zu großen Sorgen. Außerdem werden wir den Fäll vorläufig zurückstellen. Was uns seit zwei Stunden bewegt, ist eine ganz andere Sache. Eine Sache, die uns ganz gehörig einheizt.«
Es war jetzt kurz vor elf Uhr morgens, die Sonne schien durch die Fenster in Mr. Highs Office, uns von dem Gewitter des gestrigen Abends war nichts mehr zu spüren.
Wie zwei begossene Pudel waren wir vor einer halben Stunde im Distriktgebäude des FBI erschienen, nachdem uns gestern Abend Sonwater im Blue Heaven entkommen war.
Der Bursche hatte die Zeit, während ich groggy auf den Fliesen der Toilette lag, benutzt und sich schleunigst aus dem Staub gemacht. Phil, der durch das Fenster vom Hof wieder hereingeklettert war, hatte sich zuerst um mich gekümmert.
Wir verloren wertvolle Minuten, bis ich wieder bei Puste war. Dieser Vorsprung genügte Sonwater und den Lederjacken um sich unsichtbar zu machen.
Der Mann, den ich hinter mir den Raum hatte betreten hören, war ein harmloser Gast, der der Szene, als Sonwater mich mit zwei Fußtritten zu Boden schickte, voller Entsetzen zugesehen hatte. Den Mut, mir zu Hilfe zu kommen oder Verstärkung zu holen, hatte er nicht gehabt.
Als wir heute Morgen das Distriktgebäude betraten, war uns die zunehmende Aktivität aufgefallen, die in jedem Stockwerk herrschte.
Unsere Kollegen rasten durch die Büros, als gelte es Schmetterlinge zu fangen. Neville schnauzte uns an, als wir ihm in den Weg liefen und er um ein Haar einen Stoß Akten hätte zu Boden fallen lassen, und das Ganze sah sehr nach Großalarm aus.
Wir sollten nicht länger im Ungewissen bleiben.
Mr. High sagte uns, worauf die hektische Aktivität zurückzuführen sei.
»Sie können noch nicht wissen, worum es sich handelt. Denn als der Anruf vorhin kam, waren Sie noch nicht hier.«
Mr. High machte eine Pause, griff zu einem Notizblock, den er aufgeschlagen vor sich auf dem Schreibtisch liegen hatte, und sagte: »Der Distriktchef von Los Angeles hat
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