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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Kalifornien und Miami, sein Domizil aber war ein elegantes Haus dicht am Central Park, in einer Wohngegend der Millionenstadt also, die den Millionären Vorbehalten ist.
    Kurz nach dem Frühstück, während dem er die Financial Times eingehend studierte, pflegte sich Stevenson von seinem zweiten Chauffeur, einem grauhaarigen Texaner, der vor drei Jahren in New York vor Anker gegangen war, in die Wall Street fahren zu lassen.
    Das geschah im Allgemeinen eine halbe Stunde früher als Bob mit Sommerset und dem ersten Chauffeur, Daniel Walker, in einem grauen Cadillac das Grundstück am Central Park verließ, um in die Schule zu fahren.
    Das war im Allgemeinen so und auch an diesem Samstag nicht anders.
    Der Millionär hatte die prächtige Villa aus der Zeit der Gründerjahre bereits verlassen, als der kleine Bob von einem Kindermädchen seine Trinkschokolade serviert bekam und sich danach für den Schulbesuch fertig machte.
    Obwohl die Schule nur eine knappe Meile entfernt lag, hatte Robert R Stevenson kategorisch angeordnet, dass Bob nicht ohne Begleitschutz fahren dürfe.
    Den Begleitschutz in Form des Exboxers Frank Sommerset hielt Stevenson für ausreichend.
    Aber was ist in einer Stadt wie New York, in deren Geschichte die rühmlosen Daten grausamer Gangsterbosse vermerkt sind, schon ausreichend.
    Bob Stevenson war recht groß für seine sieben Jahre. Das blonde Haar trug er kurz geschnitten. In seiner Kleidung unterschied sich Bob in nichts von seinen Altersgenossen, die weniger begüterte Väter hatten.
    Seine Bluejeans waren nicht gerade neu, das rot karierte Baumwollhemd konnte man in jedem Shop an der Ecke kaufen und die kleine Schildmütze aus khakifarbenem Stoff gehörte zu einem amerikanischen Schuljungen wie der Suppenlöffel in die Hand einer Hausfrau.
    Bob trank den letzten Schluck seiner Schokolade und sah dann erstaunt auf, als er Frank Sommerset durch die Tür treten sah.
    »Hallo, Frankie, wir haben aber noch Zeit. Der Unterricht beginnt erst in einer halben Stunde. Ich muss auch meine Bücher noch einpacken.«
    Sommerset hatte es seinem Schützling erlaubt, ihn Frankie zu nennen, wovon Bob reichlich Gebrauch machte.
    »Richtig, Bob. Aber… Pst!… nichts verraten! Vor allen sag Nancy nichts!« Nancy war das farbige Kindermädchen. »Ich habe dir doch vor ein paar Tagen versprochen, dass wir einmal heimlich die Schule schwänzen und stattdessen fischen gehen. Was hältst du davon, wenn wir das heute wahr machen? Das Wetter ist wie bestellt dafür.«
    Bob sah Sommerset erstaunt an. Der Junge konnte sich nicht erinnern, von Sommerset jemals ein derartiges Versprechen erhalten zu haben, zumal Sommerset bisher stets ein Vorbild an Gewissenhaftigkeit und Pflichtgefühl gewesen war.
    Aber welcher siebenjährige Junge, dem sich die Gelegenheit bietet, der Großstadt zu entschlüpfen und fischen zu gehen, denkt lange über den Gesinnungswechsel eines Erwachsenen nach.
    »Au fein, Frankie, du bist ein Mordskerl. Du bist mein Freund. Ich freue mich mächtig: Hast du Angel und Netz mitgebraßht? Und wie stellen wir es an, dass der eklige Walker nichts merkt?«
    Die Worte sprudelten aus Bob heraus, und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte in einer Begeisterung die Kanne mit der heißen Schokolade umgegossen.
    Sommerset biss sich auf die Lippen. Sein Gesicht war hohlwangig und bleich. Er sah aus wie ein Mensch, der in der Nacht keinen Schlaf gefunden hat.
    »Pst, Bob! Ich habe es mir genau überlegt. Wir sagen Walker, dass ich dich heute in meinem Wagen zur Schule bringe. Dann fahren wir einfach nach Staten Island und legen uns am Strand in die Sonne.«
    »Ja? Meinst du, dass Walker uns allein fahren lässt? Er hat doch ausdrückliche Weisung von Daddy, immer mit uns zur Schule zu fahren?«
    »Lass mich nur machen, ich werde ihn schon überzeugen.«
    Sommerset rang sich ein Grinsen ab. Er wusste genau, dass der Chauffeur nie einwilligen würde, nie ein willigen durfte, ihn mit Bob allein zur Schule fahren zu lassen.
    Aber Sommerset hatte ein Argument, dem sich Daniel Walker nicht würde widersetzen können.
    »Ich werde jetzt mit Walker sprechen. Mach dich fertig und geh dann zu meinem Wagen. Er steht hundert Yards hinter dem Zeitungsstand. Ich habe die Türen offen gelassen.«
    Sommerset ging zur Tür, drehte sich noch einmal um, zwinkerte Bob zu wie einem Mitverschworenen und verließ dann das Zimmer.
    Bob rief nach dem Kindermädchen Nancy und verlangte seine Jacke, dann verließ auch er das

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