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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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nämlich… also, ich bin noch kein Weltklasse-Boxer, aber ich schaffe es… bestimmt! Also, Evelyn…« und dann mit einem Ruck - »willst du meine Frau werden?«
    Sie war ihm mit einem Jubellaut um den Hals gefallen. Das war vor gut fünf Jahren gewesen. Fünf Jahre voller Glück hatte Evelyn an Franks Seite erlebt. Leider waren ihnen Kinder bisher versagt geblieben. Aber ihr Glück war auch so vollkommen.
    .. .vollkommen gewesen, verbesserte Evelyn in Gedanken, denn jetzt…
    Sie wagte nicht, den Blick zu heben. Sie fühlte die Nähe des schrecklichen Mannes, der sie so unverwandt aus gierigen Augen anstarrte.
    Mendoza hieß er, wie sie von den anderen Gangstern .gehört hatte. Ein Mexikaner also, ein heißblütiger Kerl.
    Evelyn saß auf einer Bank in dem Kellerloch von Schuppen 4. Auf dem Feldbett lag Mendoza, er hielt eine Whiskyflasche in der Hand. In regelmäßigen Abständen nahm der Mexikaner einen tiefen Schluck. Langsam breitete sich ein wohliger Nebel in seinem Hirn aus. Er fühlte, wie eine angenehme Müdigkeit in ihm emporkroch. Aber er durfte nicht schlafen. Jetzt noch nicht. Erst, wenn die anderen zurück waren, durfte er schlafen. Lange und tief schlafen.
    Mendoza seufzte. Den ganzen gestrigen Tag war er auf den Beinen gewesen. Die Nacht hatten sie in diesem Loch verbracht und sich die Pläne des unbekannten Mannes, der jetzt ihr Boss war, angehört. Fast vierzig Stunden war Mendoza jetzt wach. Das war lange. Sehr lange…
    Der Mexikaner sah sich die Frau an. Sie ist schön, dachte er. Verdammt schön. Blonde Locken und helle Haut…
    Blonde Locken gibt es bei den mexikanischen Frauen nicht. Aber die Frauen in Mexiko sind viel schöner als… Die Frauen in Mexiko sind… sind… sind…
    Mendozas Kopf sank zurück. Die Augen fielen ihm zu. Die Hand mit der Flasche lag bequem auf der Kante des Feldbetts.
    Ein dünner Strahl Whisky floss aus der bauchigen Flasche, bildete eine kleine Lache vor dem Bett. Der Strahl wurde dünner, das Geräusch des auf den Boden prallenden Whiskys schwächer. Mendoza merkte von allem nichts mehr.
    Jetzt fielen nur noch vereinzelte Tropfen aus der Flasche. Dann hörte auch das auf. Mendozas Brust hob und senkte sich unter tiefen Atemzügen.
    Evelyn glaubte zu träumen.
    Verstellte sich ihr Bewacher? Wollte er mit ihr spielen wie die Katze mit der Maus? Evelyn hatte viel von den Grausamkeiten mexikanischer Gangster gehört.
    Fünf, zehn, fünfzehn Minuten verstrichen.
    Wenn er sich nur verstellt, dann hätte er das Spiel nicht so lange getrieben, überlegte Evelyn. Sein Schnarchen klingt sehr echt. Er ist wirklich eingeschlafen.
    Evelyns Herz hämmerte wild. Jetzt kam es darauf an. Evelyn wusste: Die Kellerluke war nicht verschlossen.
    Also nur die Leiter hinaufsteigen, die Luke öffnen; hinaussteigen, die Luke wieder schließen und dann so schnell wie möglich weglaufen.
    Nur?
    Das leiseste Geräusch, die geringste Unvorsichtigkeit, und der Gangster würde erwachen. Und dann…
    Evelyn schüttelte den Gedanken ab. Sie musste sich jetzt zusammennehmen. Ihre ganze Kraft brauchte sie jetzt. Ihre Nerven durften jetzt nicht versagen.
    In Zeitlupentempo stand Evelyn auf. Langsam, ganz langsam setzte sie Fuß vor Fuß. Obwohl alles in ihr danach drängte, zu der Leiter zu eilen, die Sprossen emporzuhasten, die Luke aufzustoßen und dann um ihr Leben zu rennen, zwang sich Evelyn zu größter Vorsicht, zu größter Behutsamkeit, zu einem so langsamen Vorgehen, dass es Minuten dauern würde, bis sie an der Leiter stand.
    Ihr Puls raste. Jetzt stand Evelyn direkt neben Mendoza. Der Mund des Mexikaners stand halb offen.
    Ein unartikuliertes Schnarchen drang an Evelyns Ohr. Drei Handbreit neben dem Mexikaner glitt Evelyn vorbei. Die Zeit bis zur Leiter dünkte Evelyn eine Ewigkeit. Dann spürte die Hand der jungen Frau das schartige Holz der alten Leiter.
    Hoffentlich knarren die Sprossen nicht, dachte Evelyn sekundenlang, dann setzte sie vorsichtig den linken Fuß auf die unterste Sprosse.
    Nichts, kein Laut. Langsam zog sich Evelyn empor. Sprosse um Sprosse stieg sie nach oben.
    Vier noch, drei, zwei, eine, jetzt konnte Evelyn mit den Händen die Luke erreichen.
    Während sich die junge Frau mit der Linken festhielt, drückte sie mit der rechten Hand die Luke vorsichtig empor.
    Die Scharniere, in denen die Luke hing, waren verrostet. Es quietschte leise, es klang wie das Raunzen eines Hundes, dem etwas Schweres, Hartes auf die Pfoten fällt.
    Mendozas Schnarchen verstummte.
    Evelyn

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