0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Haus.
***
Sommerset war inzwischen zu der großen Garage gegangen, die in der nördlichen Ecke des gepflegten Parks stand, der die Villa des Millionärs Stevenson umschloss.
Eines der vier Garagentore stand offen. Als Sommerset nur noch knapp zehn Yards entfernt war, sah er den grauen Cadillac, dessen Windschutzscheibe gerade von einem hochgewachsenen Mann in mittleren Jahren poliert wurde.
»Hallo, Daniel. Schönes Wetter heute. Hoffentlich gibt es keine Verkehrsstockung wie gestern, sonst kommt Bob wieder zu spät in die Schule.«
Sommerset konnte ein leises Zittern in seiner Stimme nicht verhindern. Er merkte es und wurde noch unsicherer. Er merkte auch, dass er reichlich konfuses Zeug redete.
Der Chauffeur aber war zu sehr mit dem Polieren der Scheibe beschäftigt, als dass er auf Sommersets Worte geachtet hätte. Walker hob nur kurz den Kopf, brummte einen Gruß und widmete sich dann wieder ganz seiner Beschäftigung.
Er mochte Sommerset nicht sonderlich, und machte wenig Hehl daraus.
Sommerset trat neben den Chauffeur, der ihm den Rücken wandte, und tat so, als sehe er diesem bei der Arbeit zu.
Dann fuhr seine Rechte blitzschnell in die Höhe.
Woran der Exboxer nicht gedacht hatte, war, dass Walker ihn in der spiegelnden Windschutzscheibe genau sehen konnte.
Walker fuhr herum.
Aber der trainierte Boxer war schneller als die Abwehrbewegung des Chauffeurs.
Eine Handkante hart wie Stahl traf Walker seitlich im Genick.
Der Schlag genügte.
Dem Getroffenen sackten die Knie weg, er fiel mit dem Oberkörper auf den Kühler des Cadillac und glitt dann sanft zu Boden.
Sommerset blickte sich rasch um. Niemand war zu sehen. Sommerset packte den Niedergeschlagenen und zerrte ihn in das Halbdunkel der Garage.
In wenigen Augenblicken hatte er den Chauffeur so gefesselt und geknebelt, dass Walker wie ein weihnachtlich verpackter Rollschinken aussah.
Der Chauffeur war noch immer ohne Besinnung.
Sommerset schleifte ihn in die hinterste Ecke der Garage, wo er ihn zwischen zwei hohe Kisten legte, die Werkzeuge für die Reparatur an den Wagen enthielten, es konnten Tage vergehen, bis man den Chauffeur hier fand.
Der Exboxer verließ die Garage. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding. Benommen schritt er über den betonierten Weg, der von der Garage zum Gartentor führte, das jetzt einladend offen stand.
Du bist ein Gangster, ein Räuber, ein Kidnapper. Wenn man dich erwischt, landest du auf dem elektrischen Stuhl, hämmerte es in seinem Gehirn. Aber es muss sein. Ich tue es für Evelyn, für meine Frau, und die Polizei und das Gericht werden Verständnis dafür haben, versuchte er sich zu beruhigen.
Es war genau sieben Uhr fünfzig am Morgen, als Frank Sommerset, Exboxer und derzeitiger Beschützer des Millionärssohnes Bob Stevenson, durch das Gartentor der Villa am Central Park schritt.
Er wandte sich auf der Straße sofort nach links, legte die Hand schützend über die Augen, da ihn das Licht der Sonne blendete, die schon recht hoch am Himmel stand, und blickte zu seinem Wagen, einem alten grauen Ford, in dem jetzt der Sohn des Millionärs sitzen musste.
Frank Sommerset sah seinen Wagen, er sah die bunte Jacke des Jungen, die selbst auf die Entfernung von über hundert Yards gut zu erkennen war, und er sah noch etwas anderes.
Frank Sommerset sah den breiten Rücken eines Mannes, der einen Hut trug.
Der Mann saß neben dem kleinen Bob in Sommersets Wagen.
Genau in der Sekunde, da Sommerset zu laufen anfing, da in seinem Kopf ein Feuerwerk wilder Vermutungen abbrannte, fuhr der altersschwache Ford an, gewann schnell an Geschwindigkeit und war Augenblicke später hinter der nächsten Straßenecke verschwunden.
Das letzte, was Sommerset wahrnahm, war die fröhlich winkende Hand des Jungen, der sich allem Anschein nach auf seinen Sitz gekniet hatte und durch die hintere Scheibe des Fords zu Sommerset blickte.
Dann wurde die Stille der unbelebten Straße durch das Rattern einer MP-Salve zerrissen.
Sommerset erhielt einen Stoß in den Rücken, taumelte noch zwei Schritte nach vorn und fiel dann steif und schwer in den Staub der Straße.
Der Besitzer des nur wenige Schritte entfernten Zeitungsstandes kam erschrocken aus seiner Bude gestürzt.
Er konnte gerade noch sehen, wie ein schwerer schwarzer oder dunkelblauer Wagen in die Seventh Avenue einbog.
***
Es war acht Uhr vierzig New Yorker Zeit, als Bil Houston auf das Ziffernblatt seiner goldenen Armbanduhr sah und dann knurrte: »Ich fürchte, es
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