0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
Sir.«
»Ja, mir gefällt es eben.«
Die Garderobiere mit den hochtoupierten und blondgefärbten Haaren lächelte breit. »Ja, ja, so denken eben viele Gäste, die zu uns kommen. Wer einmal hier gegessen hat, kommt immer wieder.«
Suko nickte ihr noch einmal zu und betrat das Lokal. Fast wäre er mit einer dunkelhaarigen Frau zusammengestoßen, die zu der in der Nähe liegenden Toilettentür wollte. Die Frau — sie trug einen Hosenanzug aus Nappaleder — blieb stehen, warf die Haarflut zurück und schaute Suko aus unergründlichen Augen an.
Der Chinese fühlte sich unter dem prüfenden Blick ein wenig unwohl. Er wollte vorbei, doch der weibliche Gast ließ ihn nicht gehen. »Bleiben Sie einen Moment«, sagte die Frau mit flüsternder Stimme.
»Wieso? Was soll ich…?«
»Pssstt…!« Sie legte einen Finger gegen ihre Lippen, nahm ihn dann fort und strich mit den Kuppen über die Haut des Inspektors.
»Wunderschön«, hauchte sie.
Suko war perplex. »Was ist wunderschön?«
»Ihre Haut«, flüsterte die Frau weiter. »Ihre herrliche Haut. Sie ist einfach wunderbar.«
Die Szene war zwar nicht schaurig, aber trotzdem rann dem Inspektor eine Gänsehaut über den Rücken. Diese Worte hatten etwas zu besagen, und in Verbindung mit dem Fall damals in Darkwater bekamen sie eine ganz besondere Brisanz.
Die Finger blieben an der Wange liegen. Suko spürte die Kühle und sah dicht vor sich das Gesicht der anderen. Ja, er hatte sie schon einmal gesehen. Das war eine Person aus Darkwater, die durch den Bann des Kalifato in eine andere Dimension geschleudert worden war.
Jetzt sah Suko sie hier!
In seinem Hirn überschlugen sich die Gedanken. Er suchte nach einer Lösung für dieses Problem. Der Inspektor wollte dieser Frau unbedingt näherkommen, das heißt, er wollte mit ihr reden, denn sie konnte ihm sicherlich einiges sagen.
Was er ansonsten selten oder nie tat, das machte er jetzt. Er lud die fremde Frau ein.
»Darf ich Sie bitten, mit mir einen kleinen Schluck zu trinken? Natürlich nur, wenn Sie nicht in Begleitung…«
»Aber das macht doch nichts. Ich bin in Begleitung, es ist mein Bruder.«
Sie löste die Hand von Sukos Wange. Der Arm fiel nach unten, dann deutete sie in eine schummrige Ecke, wo sich schwach die Umrisse einer Bar abzeichneten. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten wir dort Platz nehmen.«
»Gern.«
Die Frau übernahm die Initiative. Sie ergriff sogar Sukos Arm und drückte den Chinesen in die entsprechende Richtung.
Suko ließ sich führen.
Hinter der kleinen Bar, sie erinnerte in ihrer Form an ein Hufeisen aus Holz mit gläsernen Platten, waren Lampen installiert worden. Sie leuchteten von unten nach oben. Der Mann hinter der Theke hatte die Hälfte seiner Haare bereits verloren, sie dafür weiter hinten jedoch bis über die Ohren gekämmt. Das Lächeln wirkte unecht.
Suko und die Frau nahmen Platz. Die Unbekannte ließ keinen Blick von dem Chinesen. Hin und wieder schüttelte sie den Kopf und sprach öfter von der Haut des Chinesen.
»Was möchten Sie trinken?«
Sie lächelte. Suko erkannte, daß sie einen breiten Mund hatte. Im hochsteigenden Licht wirkte ihr Gesicht ein wenig maskenhaft, auch wenn die Konturen scharf hervortraten und erste Falten in Höhe der Augen zu sehen waren.
»Ich nehme einen trockenen Martini.«
Der Mixer nickte, bevor er, den Chinesen fragend anschaute. Suko bestellte sich das gleiche.
»Sie sind zum ersten Mal hier?« fragte die Frau.
»Ja.«
»Habe ich Sie vorhin nicht in Begleitung gesehen.«
»Es war ein Freund.«
»Ist er gefahren?«
Suko nickte.
Die Frau lachte leise und öffnete ihre Handtasche. Sie holte Zigaretten hervor. »Ich heiße übrigens Margie«, sagte sie, bevor sie den Glimmstengel zwischen die roten Lippen klemmte und der Chinese Streichhölzer von der Bar nahm. »Darf ich Ihren Namen erfahren?«
Suko gab ihr Feuer und eine Antwort.
»Wie exotisch sich Ihr Name anhört«, erwiderte sie und blies den Rauch in Richtung Decke.
»Ich komme eben aus China. Aber Sie sind Engländerin, nicht wahr, Margie?«
»Richtig geraten.«
»Aus dieser Gegend?«
Sie lachte etwas rauh. »Nein, das nicht.«
Suko beschloß, aufs Ganze zu gehen. »Kann es sein, daß Sie aus Darkwater stammen?«
Er sah das Zucken ihrer Augenlider und erkannte auch das unechte Lächeln auf ihren Lippen. »Darkwater? Was ist das?«
»Ein kleiner Ort an einem See.«
Margie winkelte den rechten Arm an und klemmte den Filter der Zigarette zwischen ihre
Weitere Kostenlose Bücher