0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
drin?«
»Nein. Er ist allein in seinem Office. Du kannst rein.«
Rocky Snyder ging den kurzen Flur entlang bis zu der Tür, auf der in schwarzen Buchstaben CAPTAIN J. R. LESFIELD stand. Er klopfte an und öffnete die Tür, als die Stimme des Revierleiters ihn dazu aufforderte.
Sergeant Snyder erstattete seine Meldung. Der Captain zog die Stirn kraus.
»Sind Sie sicher, dass man sich darauf verlassen kann, Snyder?«, erkundigte sich Lesfield.
»Sir, gerade weil die Unterwelt kaum Tipps an die Polizei gibt, müsste man diesen Anruf vielleicht ernst nehmen. Kindesmörder werden meistens von der Unterwelt ausgestoßen. Außerdem kommt noch etwas hinzu, Sir. Hammilton ist mein Freund. Wenn er einfach das Hauptquartier angerufen hätte, würde ich sagen, dass er vielleicht einen zu viel getrunken hat und die Polizei ein bisschen an der Nase herumführen will. Aber mit mir würde er das niemals tun. Niemals, dessen bin ich sicher.«
»Verstehe«, sagte Lesfield. Seine Gestalt straffte sich. »Sagen Sie Lieutenant Motley, er soll alle verfügbaren Leute zusammentrommeln. Ich komme sofort. Hallo, geben Sie mir eine Blitzverbindung mit dem hiesigen FBI-Distrikt! Verlangen Sie gleich den Boss!«
Snyder ging leise hinaus und erledigte seinen Auftrag. Ein paar Sekunden später erschien auch schon der Captain. Vor den mehr als dreißig Polizisten, die der junge Lieutenant im Versammlungsraum um sich geschart hatte, sagte Captain Lesfield: »Jungs, sucht das FBI-Bild von diesem Blythe heraus und prägt euch noch einmal seine Gesichtszüge ein. Es ist möglich, dass ihr dem Burschen in den nächsten Stunden begegnet, und dann müsst ihr ihn auf Anhieb erkennen können. Snyder!«
»Ja, Sir?«
»Sie werden versuchen, Ihren Bekannten aufzutreiben. Ich möchte selbst mit dem Mann sprechen.«
»Ja, Sir.«
»Los geht’s!«
Die Polizisten drängten hinaus in den Hof des Reviers, wo bereits die Wagen aus den Garagen rollten. Wenige Minuten später hatte die Kolonne schon ihr Ziel erreicht. Während die anderen sich sammelten, um auf die Befehle des Captains oder des Lieutenants zu warten, machte sich Snyder auf die Suche nach George Hammilton. Er hatte mit dem Freund am Telefon keinen bestimmten Treffpunkt verabredet, sondern ihn nur gebeten, ›in der Nähe zu bleiben‹. Jetzt erst wurde ihm klar, wie unklug das gewesen war.
Vor dem Gebäude hatte sich eine von Minute zu Minute größer werdende Menschenmenge angesammelt, die neugierig auf die vielen Polizisten starrte, den Verkehr behinderte und jegliche Übersicht unmöglich machte.
Bevor es ihm gelang, die Menschenmenge vor dem Haus planmäßig nach Hammilton zu durchstöbern, wollte er doch lieber erst einmal in die Halle gehen und dort nach ihm Ausschau halten. George hatte nach seinen eigenen Worten das Gespräch von einer öffentlichen Telefonzelle in der Halle des Hailey Buildings geführt. Vielleicht war er danach auch in der Halle geblieben.
Snyder schob sich durch einen der Eingänge. Als er die Halle betrat, wurde ihm klar, dass die Chancen, den Tramp hier zu finden, nicht viel besser waren als draußen vor dem Haus. Auch hier gab es eine vielköpfige Menschenmenge, aber diese hier befand sich in einer ständigen Bewegung. Die beiden Hauptrichtungen dieser Bewegung führten zu den Fahrstühlen hin oder zu den Ausgängen. Dazwischen bildeten sich kleine Gruppen von Leuten, die einander zufällig hier getroffen hatten und sich guten Tag und guten Weg sagten.
Snyder blieb ein paar Sekunden ratlos stehen. Danach schob er sich nach links, wo er die vier Telefonzellen an der Wand entdeckt hatte. Das Glück war ihm hold, denn er fühlte plötzlich, dass ihn jemand am rechten Ärmel zog, und als er den Kopf wandte, sah er in das von Wind und Wetter gegerbte Gesicht seines alten Freundes.
»Hallo, George!«, rief er aus und streckte dem Tramp strahlend die Hand hin. »Wir haben uns verdammt lange nicht gesehen! Wie geht es dir? Lass dich anschauen. Hast du gute Tage hinter dir oder schlechte??«
Hammilton lachte, während er die Hand des Polizisten schüttelte und schüttelte.
»Rocky!«, krächzte er mit einer Stimme, die ein wenig heiser klang. »Freut mich, dich zu sehen! Was macht Nancy? Und wie geht’s den Kindern? Ich hab gehört, ihr habt euch schon das dritte Baby zugelegt? Willst du um jeden Preis Steuern sparen?«
Snyder gab eine scherzhafte Antwort. Schon wollte er auf die Sache zu sprechen kommen, die sie alle interessierte, da zog der Tramp seinen
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