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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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bewachen und mir diesen Gonzales Morena genauer unter die Lupe nehmen. Ich glaube, der Mann ist gefährlich!«
    Wie sehr Zamorra recht hatte, konnte er bis jetzt nicht einmal ahnen.
    ***
    Die lange Warterei zerrte an Zamorras Nervenkostüm. Sein Blick glitt über die Leuchtanzeige seiner Armbanduhr. Die Mitternacht rückte näher. Mehr als drei Stunden hielt er schon auf seinem Posten durch. Aber seine Geduld erschöpfte sich langsam.
    Er war auch nur ein Mensch und, obwohl durch sein abenteuerliches Leben an Entbehrungen und Strapazen gewöhnt, forderte der Körper doch hin und wieder sein Recht.
    Schon wollte Zamorra seinen Posten aufgeben und ein Taxi heranwinken, als er die korpulente Gestalt des Waffenhändlers aus der großen Tür treten sah. So schnell es seine Körperfülle zuließ, watschelte der Dicke die kurze Treppe nach unten. Brummend wurde ein silbergrauer Cacillac ›Sevilla‹ vorgefahren. Ehrfrüchtig starrte der Autonarr Zamorra den Luxusschlitten ›made in USA‹ an. Irgendwann würde seine PS-Flotte ein neues Flaggschiff bekommen. Während er solchen Gedanken nachhing, begann der Cadillac sich summend in Bewegung zu setzen.
    Zamorra riß die Augen auf. Der Waffenhändler war verschwunden. Sollte etwa… nein, das war doch nicht möglich. Das Exportgeschäft mit Baumwolle und Kaffee schien doch etwas einzubringen.
    Kein Gedanke mehr daran. Er durfte Morena nicht entwischen lassen. Die Nacht war lang, und der Dicke konnte in dieser Zeit sehr viel Unheil anrichten.
    Denn Zamorra war sich sicher, daß dieser Morena von den Kräften des Bösen beherrscht wurde.
    Der Meister des Übersinnlichen riß die Tür eines Taxi auf. Der Fahrer fuhr hoch, als sich Zamorra mit einem rasanten Schwung auf den Beifahrersitz warf und ihm die Zeitung aus der Hand riß.
    »Sehen Sie da vorne die Rückleuchten von dem Cadillac?« fragte Zamorra.
    »Si, Señor, aber…?« krächzte der Fahrer.
    »Und sehen Sie das?« unterbrach ihn Zamorra. In der Rechten des Professors knisterte eine Banknote über hundert, Bolivar. Der Driver stieß einen Pfiff aus.
    »Die gehört Ihnen, wenn Sie sich nicht abhängen lassen!« verkündete Zamorra. Die Antwort darauf war ein Aufheulen des Motors. Krachen im Getriebe, als der Fahrer den Gang einwarf und Radieren von Reifen auf dem Asphalt, als sich das Taxi in den fließenden Verkehr ›einordnete‹. Mit der linken Hand angelte Zamorra nach dem Sicherheitsgurt. Man wußte nie, was bei solchen Verfolgungsfahrten auf einen zukam. Zwar fuhr der Franzose grundsätzlich angegurtet, aber hier schien es besonders wichtig zu sein. Denn der Venezuelaner preschte los wie ein Henker. Wirbeln am Lenkrad, Schalten und Gasgeben erfolgte fließend. In aberwitzigem Tempo und wie ein Hase Haken schlagend, bewegte sich der alte Ford durch den pulsierenden Verkehr von Caracas.
    Zamorra hatte selbst schon manchen Husarenritt mit seinen schnellen Wagen gemacht. Aber hier saß offensichtlich ein Großmeister des Gaspedals hinter dem Lenkrad.
    Man sollte ihn als Stuntman für die nächste James-Bond-Verfilmung verpflichten, überlegte Zamorra bei sich. Dieser Mann benötigte kein Lenkrad, sondern einen Steuerknüppel. Einige waghalsige Manöver, die einen Fahrer in Deutschland in der Flensburger Kartei verewigt hätten, und die markanten Rückleuchten des Cadillac waren in dem Hexenkessel, der hier Verkehr genannt wurde, deutlich auszumachen.
    »Dranbleiben!« knurrte Zamorra.
    »Si, si, Señor!« Aus den Augenwinkeln bemerkte Zamorra, daß auch den Driver die Jagdleidenschaft gepackt hatte. Wie ein Hund, der eine Blutfährte aufgenommen hat, folgte er dem Caddi.
    Längst waren sie aus dem Zentrum von Caracas herausgekommen. Der Meister des Übersinnlichen bemerkte, daß die Häuser, an denen sie vorbeirasten, alt und häßlich aussahen. Der Verkehr ließ nach, dafür wurden die Straßen enger. Das Lenkrad wirbelte in den Händen des Drivers.
    Da! Hellrot flammten die Bremsleuchten des Ami-Schlittens vor ihnen auf. Zamorra wurde in die Gurte gepreßt, als sein Fahrer seinerseits eine Vollbremsung machte. Ein häßliches Quietschen auf dem Asphalt, mit blockierenden Reifen schlingerte das Hinterteil des Ford hin und her. Aber dieser Satansbraten am Lenkrad glich automatisch diese Schleuderei mit geschickten Drehungen am Lenkrad aus. Der Professor fühlte im Hinblick auf einen solchen Mann sich seines Führerscheines unwürdig.
    Fraglos hatte er sein Geld redlich verdient. Zamorra beschloß, ihn demnächst bei

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