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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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uns vor den Schrecken der Nacht. Denn selbst in unmittelbarer Nähe von Caracas dröhnten zu nächtlicher Stunde die Trommeln des Rituals.
    Das Mädchen erschien dem Portier mehr tot als lebendig. Er hatte von Zombies reden gehört. Von Toten, die durch die Macht der Voodoo-Priester dem Leben zurückgegeben wurden und zu seinen Sklaven wurden.
    War diese… war diese verführerisch schöne Frau, die über einen französischen Paß verfügte, am Ende eine Priesterin des Voodoo? War das Mädchen, das sie sanft an der Hand geführt hatte, noch ein lebendiges Wesen? Oder hatte man es der Ruhe des Grabes entrissen?
    Der Portier wagte nicht zu fragen. Nicole Duval und das Mädchen Graziana waren schon längst mit dem Lift nach oben gefahren, als ihnen der Portier noch immer nachstarrte.
    In dem luxuriös eingerichteten Doppelzimmer, das sie mit Zamorra bewohnte, nötigte Nicole das Mädchen, sich auf das breite Doppelbett zu legen. Beruhigend redete sie in französischer Sprache auf sie ein, denn Graziana konnte sie doch nicht verstehen. Den Block, der ihren freien Willen beherrschte, konnte vielleicht mit viel Mühe Professor Zamorra brechen; aber nicht Nicole Duval.
    Obwohl sie nun schon jahrelang an Zamorras Seite gegen das Böse kämpfte, war sie doch nur schwach medial veranlagt. Also redete sie wie mit einem kleinen Kind, während Graziana wie aus toten Augen an die weißgekalkte Decke starrte.
    Plötzlich öffneten sich Grazianas Lippen. Leise sagte sie den Satz, den sie schon so oft gesprochen und der sich in ihrem unterjochten Geiste ständig wiederholte.
    »Graziana ist eine Sklavin! Graziana ist eine Sklavin des Amun-Re!«
    Nicole Duvals Kehle entfuhr ein Angstschrei.
    ***
    Alle Kraft legte der Mann mit dem Gesicht eines Habichts in den einen Schlag. Während Zamorra für den Bruchteil einer Sekunde seine Aufmerksamkeit gänzlich der Kette am Boden zuwandte, schlug einer der Männer mit dem Totschläger zu.
    Der Parapsychologe hörte das Sausen in der Luft. Sein in tausend Gefahren erprobter Körper machte eine Reflexbewegung. Er rollte sich automatisch nach vorne ab. So traf die heimtückische Waffe nicht mehr seinen Hinterkopf, sondern die rechte Schulter.
    Glühender Schmerz raste in Zamorra hoch. Ein Schrei, gepaart aus Schmerz und Wut, kam aus seiner Kehle. Er wollte sich hochstemmen. Aber die ganze rechte Seite war ein feuriges Meer der Schmerzen. Der Parapsychologe konnte sich nicht mehr bewegen, der rechte Arm und das Schultergelenk waren vollständig paralysiert.
    Die Gangster erkannten ihre Chance. Der Gegner war kampfunfähig. Jetzt oder nie!
    Zu dritt stürzten sie sich auf den Parapsychologen. Kräftige Arme rissen ihn hoch und verhinderten jegliche Gegenwehr. Eine Hand griff in Zamorras Haare und riß den Kopf hoch. Zamorra konnte nur noch stöhnen.
    Aus dem Dreck der Straße rappelte sich Felipe, das Rattengesicht, wieder auf die Beine. Der Haß, der aus den Augen des Südamerikaners sprühte, sagte Zamorra, daß er hier keine Gnade zu erwarten hatte. Die Hand Felipes griff in die Innentasche seiner Jacke.
    »Ich hoffe, sie sind bereit, ihrem Gott gegenüberzutreten, Señor«, sagte er gehässig. Ein häßliches Ratschen, ein Klappen der Arretierung. Das trübe Licht der Straßenlaterne blinkte matt auf der Klinge eines Fallmessers.
    »Ich werde jetzt langsam bis zehn zählen, Señor, um Ihnen Gelegenheit zu einem letzten Gebet zu geben!« knurrte Felipe. »Und dann schicke ich Sie in die Hölle!«
    »Señor Morena wird zufrieden sein!« sagte das Habichtsgesicht, das Zamorras linken Arm umklammerte.
    »Schnauze, Esteban!« fauchte das Rattengesicht. »Ich zähle jetzt…«
    Zamorra blieb ganz ruhig, während Felipe langsam, ganz langsam, zu zählen begann. Er wollte sein sicheres Opfer damit quälen und damit seinen Tod verlängern. Aber Zamorra merkte, wie die Schmerzen langsam abklangen. Vielleicht, wenn er im letzten Moment… ein verzweifelter Ruck.
    »Zehn!« sagte eben Felipe auf Spanisch. Den gesamten Oberkörper bog er nach hinten, wollte alle Kraft in den Messerstoß legen und… fühlte sich herumgerissen.
    Ein Gesicht mit einer dicken Hornbrille und einem skurrilen Bärtchen sehen und kurz darauf von einer Faust, die auf ihn zuraste, ins Reich der Träume geschickt zu werden, war eins. Zur gleichen Zeit hatte Zamorra einem seiner Peiniger gegen das Schienbein getreten, daß dieser umherhüpfte. Dann war die Gestalt, die Felipe niedergeschlagen hatte, heran. Sekundenbruchteile später

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