0239 - Der Höllenwurm
noch weiter aus dem Krater. Plötzlich war Suko auch da. »Alles klar«, meldete er, bevor wir Fragen stellen konnten. Ich nickte ihm zu.
Dann beobachteten wir zu dritt die Ankunft des Höllenwurms Izzi. Und wir sahen auch Belphégor, wie er vor diesem Wurm stand als ein kleiner Diener und nicht als mächtiger Dämon.
Suko warf mir einen Blick zu. »Willst du hier stehenbleiben, John?«
»Auf keinen Fall.«
»Also näher heran?«
Ich verzog das Gesicht. »Und wie, mein Lieber. Wir müssen Izzi packen.«
»Hast du eine Idee?«
Als Antwort griff ich unter die gefütterte Jacke und holte meinen Bumerang hervor.
Da strahlten die Augen meines Freundes. Er rieb sich die Hände.
»Mensch John, wenn das hinhaut…«
»Es muß«, erwiderte ich knirschend. »Komm jetzt!«
»Und ich?« fragte Tanith.
Ich sprach die nächsten Worte beschwörend. »Bleiben Sie um Himmels willen hier. Wenn etwas schiefgehen sollte, was ich nicht hoffe, sind Sie wenigstens gerettet.«
»Aber ich…«
»Kein Aber!« fuhr Suko sie an.
Wir ließen Tanith zurück und näherten uns so lautlos wie möglich dem eigentlichen Schauplatz des Geschehens. Daß es mir dabei kalt den Rücken hinablief, war nicht verwunderlich. Wir standen dicht vor einer entscheidenden Wende unseres gewaltigen Kampfes gegen die Schwarze Magie…
***
Auch Belphégor war überrascht, als er das magische Pendel aus dem Maul des Höllenwurms fallen sah. Er sah es nicht zum erstenmal, und es sah völlig harmlos aus. Ein roter dicker Blutstropfen schien zu Eis erstarrt zu sein. Er war nicht mal halb so groß wie eine Männerhand, und er hing an einer lederähnlichen Schnur. Dieser rote Stein oder Tropfen war der große Trumpf. Wer ihn besaß, der hatte die Macht.
Vor Belphégor war er zu Boden gefallen. Fast fürchtete der Dämon sich, ihn an sich zu nehmen, dann jedoch bückte er sich und hob die Lederschnur mit zwei Fingern hoch, während er von dem glühenden Augenpaar der Blutsaugerin beobachtet wurde.
Belphégor zuckte zurück. In der rechten Hand die Flammenpeitsche, in der linken das magische Pendel. Jetzt besaß er die Macht, und er war auch bereit, dies zu zeigen.
»Ich werde sie beschwören, Izzi!« rief er. »Ich werde deine Diener holen. Aus den Tiefen der Erde sollen sie steigen, um mit uns den Weg der Rache zu gehen – jetzt!«
Kaum hatte er die Worte gesprochen, als er das Pendel schon in Bewegung setzte. Er bückte sich dabei und sah zu, daß der Stein dabei immer dicht über dem Boden schlug. Keine beschwörenden Worte drangen aus dem Mund des Hexers, das Pendel gehorchte allein seiner Gedankenkraft. Er bewegte auch seinen Arm nicht, um die Schwingungen in Gang zu halten, er wollte nur sehen, wie ihm das magische Pendel Untertan war.
Es schwang so, wie Belphégor es haben wollte. Izzi schaute dabei nur zu. Der Höllenwurm war zusammengesunken. Obwohl er das Pendel selbst besessen hatte, war er kein Führer mehr, die Macht über diese magische Waffe hatte nun ein anderer.
Lange genug hatte das Schicksal gewartet, nun schlug es zu, und es zeigte, für wen das magische Pendel bestimmt war. Der an dem Pendel hängende Stein behielt seine Geschwindigkeit nicht bei. Er schwang, je länger sich Belphégor damit beschäftigte, immer schneller. Und er veränderte sich dabei.
Die blutrote Farbe, die so auffällig gewesen war, nahm einen blasseren Schein an. Der intensive Ton trat zurück. Er wurde von Sekunde zu Sekunde blasser, bis nur noch ein schwaches, fast rosafarbenes Leuchten den Weg des Pendels markierte.
Fasziniert schaute der Hexer mit der Flammenpeitsche zu. Seine erbarmungslosen Augen schienen noch mehr zu strahlen. Er erlebte in diesen Augenblicken einen großen Triumph, ein Versprechen wurde eingelöst, nun sollten ihm, dem Hexer mit der Flammenpeitsche, die Wesen aus den Tiefen der Erde gehorchen.
Er dachte auch daran, daß dieses Pendel nicht nur auf die Wesen der Tiefe einwirkte, er hoffte darauf, daß er die Monster damit unter Kontrolle bekommen konnte. Izzi, der Höllenwurm, schaute gebannt zu. Wie eine urwelthafte Schlange lag er auf dem Geröll, umhüllt von einem fahlen, grünen Leuchten. Unter der Haut zuckten und bewegten sich die mit einer rötlichen Flüssigkeit angefüllten Adern, die dicke Schleimschicht vibrierte, die Augen über dem Maul hatten einen glanzlosen Ausdruck bekommen.
Belphégor hatte Erfolg.
Neben und hinter Izzi tat sich etwas. Unter dem Boden wurde es unruhig. Desgleichen innerhalb des Kraters, den der
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