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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zwischen den Fängen die Hälfte einer Leiche. Der Schnee vor dem Turm war eine einzige rote Fläche.
    Schaudernd wandten die Frauen sich ab. »Wenn er uns nicht erwischt, erfrieren wir«, flüsterte Matoona. »Es gibt kein Holz hier oben, um ein Feuer zu machen!« Lusaana betrachtete die Kinder. Die beiden größeren Mädchen - Matoonas Töchter - hielten die beiden kleineren fest.
    »Hoffentlich haben die anderen die Erdhütte des Feuerrohr-Priesters erreicht«, sagte sie. »Dann wird Hilfe kommen.«
    Die Frauen hockten sich neben die Kinder und nahmen sie unter ihre Fellmäntel. Von unten, vom Platz her klang das hässliche Geräusch zerreißenden Fleisches und splitternder Knochen.
    Als die Nacht kam, hörten sie nur noch das Schnauben und Knurren der Bestie…
    ***
    »Er hat mir die Haut aufgeschnitten! Er hat etwas in meinem Körper versteckt!« Aruula schnallte sich das Schwert auf den Rücken. »Er kann mich quälen, ohne mich zu berühren!« Sie stand noch ganz unter dem Eindruck der Folter. Ihr Körper verkrampfte sich in ängstlicher Erwartung der nächsten Schmerzattacke. Sie fragte sich nicht, woher Rulfan so plötzlich gekommen war. Er war einfach da. Punkt.
    Rulfan blickte sie verständnislos an. »Wo ist er?« Noch immer stand Wulf, sein Lupa vor der verschlossenen Tür und bellte. Zwei Kolks hockten auf dem Tisch und sträubten ihr blauschwarzes Gefieder. »Los! Raus hier!« Rulfan packte Aruula am Arm und zog sie hinter sich her. Sie hinkte.
    Die Kolks flatterten über ihre Köpfe hinweg ins Erdgeschoss hinunter. Draußen im Innenhof warteten sechs Nosfera. Dichtes Schneetreiben hüllte sie ein. Schweigend standen sie vor dem Torbogen. Fast gleichzeitig ließen sie ihre schwarzen Umhänge von den Schultern gleiten und griffen zu ihren Schwertern. Jetzt erst sah Aruula, dass sie ähnliche Uniformen wie Smythe trugen. Die Kolks landeten auf der Dachkante und stimmten ihr heiseres Gekrächze an.
    Rulfan - wie Aruula war er ganz in Felle gekleidet - richtete seinen Laserbeamer auf sie. Ein feiner, gleißend weißer Strahl fauchte aus dem unteren Lauf der klobigen Waffe. Der nächststehende Nosfera stand augenblicklich in Flammen. Schreiend warf er sich auf den Boden und wälzte sich über den Kies. Die anderen wichen erschrocken zurück, drehten sich um und flohen durch den Torbogen auf die Hafenstraße.
    »Weiter!« Rulfan zog sie aus dem Hof. Aruula machte sich von seiner Hand frei. Trotz des Taubheitsgefühls in ihrem linken Bein hielt sie Schritt mit ihm. Im Laufen griff sie über ihre Schulter und zog das Langschwert aus der Rückenscheide.
    Der Lupa überholte sie. Auch an seinem Herrn sprang er vorbei. Wenige Schritte nach dem Torbogen blieb er stehen. Sein Fell sträubte sich, er fletschte die Zähne und knurrte. Auf der Hafenstraße und den angrenzenden Pieren strömte das Volk zusammen. Seeleute und Bürger von Plymeth. Rufe wurden laut. »Greift sie!«, schrie einer der Nosfera. »Sie haben den Masta überfallen! Sie haben euren Wohltäter getötet!« Die Menschenmasse schob sich zu einer dichten Mauer aus Leibern zusammen. Eine Mauer, deren Krone sich rasch weiß färbte. Kaum konnte man einzelne Gesichter erkennen, so dicht fiel der Schnee. Der Weg war versperrt, sowohl in die Stadt als auch zu den Anlegestellen. »Greift sie!«
    Langsam rückte die Menge näher. Die Kolks kreisten dicht über ihren Köpfen.
    »Du musst deine Waffe sprechen lassen«, flüsterte Aruula. »Du musst! Sonst sind wir verloren…«
    Rulfan richtete den Laserbeamer in den grauen Schneehimmel. Ein Strahl zischte in die Luft. Hoch oben, irgendwo im Schneetreiben blähte sich ein Feuerball auf. Die Bewegung der Menge stockte. Still wurde es plötzlich, totenstill. Doch niemand wich zurück.
    »Ein Ziel… Du brauchst ein Ziel. Dort!« Aruula deutete auf die Segel eines Dreimasters. Durch den Vorhang des Schneetreibens waren sie das Einzige, was man hinter der Menge aus dem Hafenbecken ragen sah. »Sie müssen erkennen, was es kostet, uns anzugreifen!«
    Rulfan zielte - eine Laserkaskade zischte über die Köpfe der Menge hinweg durch die Schneeflocken in die Takelage des Dreimasters. Die brannte lichterloh. Ein einziger Aufschrei gellte über die Hafenstraße. In panischer Flucht stieben die Menschen auseinander. Der Weg auf die Piere wurde frei.
    »Dort hin!« Den Laserbeamer im Anschlag rannte Rulfan auf das Pier zu, an dem das rätselhafte Schiff vor Anker lag. Das Boot mit dem eisernen Riesenbellit. »Warum dort

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