024 - Beim Volk der 13 Inseln
richtete es auf das Dach des Schiffes. Auf Aruula.
Sie stöhnte, hob die Hand und deutete auf ihren Peiniger. »Da… Smythe… Orguudoo selbst… haust in seinem Schädel…«
Rulfan packte sie, riss sie hoch, zerrte ihren Körper in den Helikopter. Sie krümmte sich vor Schmerz, rutschte vom Sitz und fiel in den Fußraum auf den Körper des Lupas. Über sie hinweg beugte Rulfan sich aus dem Cockpit und jagte drei Laserkaskaden in das Schneetreiben Richtung Hafenstraße.
Die Glutquelle in Aruulas Leiste versiegte, der Schmerz ließ nach, ihre Kehle öffnete sich - keuchend zog sie die Luft ein. Dann schrie sie.
Rulfan zog das Schott zu. »Halt durch!«, rief er. »Halt durch, du tapferes Mädchen!« Er beugte sich über sie und schnallte sie in der Sitzschale fest. Aruula blickte in seine roten Augen - die rotvermummte Gestalt aus ihrem Traum erschien auf ihrer inneren Bühne.
Etwas brummte. Ein Ruck ging durch die Maschine. Das Brummen steigerte sich schlagartig zu brüllendem Gehämmer. Aruula klammerte sich an ihrem Sitz fest. Alles vibrierte auf einmal.
»Rulfan an Salisbury! Der Motor springt an!« Er rutschte auf den Pilotensitz. »Der Code ist geknackt!«
»Salisbury an Rulfan - achte auf das Display! Die Zentral-Helix schickt dir die Anweisungen in den TC!« Rulfan spähte auf die runde Scheibe. Gleichzeitig bedienten seine Finger Knöpfe und Schalter. Er packte den Steuerknüppel.
Aruula blickte nach oben - über dem Cockpit rotierten die Flügel des eisernen Bellits. Er hob ab. Wulf heulte erschrocken auf. »Was ist das für eine Scheibe…?«, keuchte Aruula. Da brach wieder das Schmerzgewitter in ihrer Leiste los. Sie schrie auf und verkrampfte sich. Feuerströme jagten durch ihre Glieder.
»Halt durch!«, brüllte Rulfan. »Halt durch!« Der Helikopter stieg in die Wand aus Schnee und Dunst. Das Schiff fiel unter ihm zurück, verschwamm rasch mit dem Schneetreiben, seine Konturen lösten sich auf. Aruula stöhnte und röchelte. Sie krümmte sich, ihre Finger verkrallten sich in Wulfs Fell.
Metallene Schläge mischten sich ins Gehämmer der Rotoren. Die Außenhülle des Helikopters dröhnte wie ein Eisenkessel, den jemand mit Axthieben bearbeitete. »Sie beschießen uns!«, schrie Rulfan. »Sie müssen antike Gewehre an Bord haben!«
Der Schmerz zerrte Aruula an den Rand einer Ohnmacht. Steif und verkrampft hing sie im Copilotensitz. Sie wagte nicht zu atmen. Das Blut rauschte in ihren Schläfen.
Die Schläge gegen die Außenhaut hörten auf. Schlagartig erlosch auch der Schmerzbrand in Aruulas Körper. Keuchend rang sie nach Luft. Der Lupa kläffte aufgeregt.
»Es ist gut.« Rulfan legte seine Hand auf ihre Stirn. »Es ist gut - wir sind außerhalb der Reichweite seiner Strompeitsche. Und die Schützen können uns längst nicht mehr sehen.« Er streichelte sie. »Es ist gut…«
Dass auch die Verbindung zur Zentral-Helix der Community abgerissen war, sagte er ihr nicht. Blind flog der Helikopter in die Schneewand hinein…
»Versager! Saftärsche!«
Jacob Smythe tobte in der Kommandobrücke der »Twilight of the Gods« herum.
»Mein Helikopter! Mein schöner Helikopter!« Er schüttelte die Fäuste über dem Kopf und schlug nach den Nosfera.
»Wisst ihr überhaupt, wie viel Mühe es mich gekostet hat, das Ding wieder flott zu machen? Ihr hirnlosen Mumien, ihr!«
Er holte erneut zum Schlag aus. Die sechs überlebenden Nosfera zogen die Köpfe ein und hielten schützend die Arme vor die Gesichter. Smythe besann sich und bearbeitete stattdessen die Lehne des Kapitänsessels mit den Fäusten. »Hinterher!«, brüllte er endlich. »Warum laufen die Maschinen noch nicht? Warum sitzt keiner am Radar?« Er warf sich auf die Konsole mit den Navi- gationsinstrumenten.
Auf dem Display glühte ein grüner Punkt im kreisenden Radarstrahl. »Hinterher! Ich will meinen Helikopter zurück haben! Ich will diese Schlampe! Ich will Drax!«
Während vier Nosfera das Luftkissenboot startklar machten, rannte Smythe mit den anderen beiden zurück in das Haus, das ihm die Stadtregierung als Arztpraxis zur Verfügung gestellt hatte. Hastig packten sie die wichtigsten Instrumente und Geräte zusammen - chirurgische Instrumente, ein Mikroskop, Flaschen mit Chemikalien, eine Ledertasche voller Medikamente. Auch ein Alumi- niumkoffer mit nanotechnischer Laborato- riumsausrüstung war dabei - ein Mikro-Chemie-Labor.
All das hatte er in den unterirdischen Laboratorien eines Pharmaziekonzerns gefunden. Im
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