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024 - Die Rattenkönigin

024 - Die Rattenkönigin

Titel: 024 - Die Rattenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wieder, die abstoßenden Geschehnisse zu beobachten. Sie stießen ihn mit ihren Schnauzen an, und wenn das nichts half, traktierten sie ihn mit Bissen.
    Dabei konnte er froh sein, überhaupt zu leben. Als sich das Gebiß der Ratte um ihn schloß, hatte er geglaubt, das sei sein Todesurteil. Doch die Ratte wollte ihn nicht töten; sie trug ihn im Maul, ohne ihn auch nur zu verletzen, und folgte dem Rudel, das sich zu Füßen des traumwandelnden van Riems tummelte.
    Chapman hatte einige Male versucht, seine Lage zu verändern, um an seine Waffe im Schulterhalfter heranzukommen, doch da er dann sofort den verstärkten Druck der Rattenzähne verspürte, gab er seine Befreiungsversuche schließlich auf; zumal sicher war, daß ihn die Ratten am Leben lassen wollten. Er verfolgte, wohin Anselm van Riems gebracht wurde und was mit ihm geschah. Chapman konnte sich denken, daß es seinen vier Freunden ähnlich ergangen war. Vielleicht gelang es ihm, van Riems beizustehen und ihn vor einem ähnlichen Schicksal, wie es seine Freunde erlitten hatten, zu bewahren.
    Die Ratten waren durch die verlassenen Straßen von Borvedam gehuscht. Van Riems war ihnen wie unter Zwang gefolgt. Sie waren zur Amstel gekommen und in einen Kanal hinabgestiegen. Durch diesen waren sie in ein unterirdisches Höhlensystem gelangt.
    Und überall waren Ratten. Sie taten van Riems nichts, aber sein Auftauchen versetzte sie in Ekstase. Dann hatte Chapman den jungen Mann aus den Augen verloren. Die Ratte, die ihn gefangenhielt, verschwand mit dem Puppenmann in einem niedrigen Seitengang. Chapman befürchtete schon, daß er nun für immer von van Riems getrennt war. Vielleicht sollte er irgendwelchen privilegierten Ratten als Futter dienen.
    Doch dann erkannte er, daß seine Befürchtungen grundlos waren. Die Ratte hatte ihn in eine Höhle gebracht, in der van Riems auf einem Strohlager in inniger Vereinigung mit dem unförmigen Monster lag, das einmal ein Mensch gewesen sein mochte. Der Boden war mit zuckenden Rattenkörpern förmlich übersät. Überall lagen menschliche Skelette herum – säuberlich abgenagt. Es stank erbärmlich.
    Chapman wurde von den Ratten gezwungen, das Treiben der beiden extrem unterschiedlichen Wesen auf dem Strohlager zu beobachten. Dabei kam er immer mehr zu der Überzeugung, daß van Riems gar nicht wußte, was für ein Scheusal er da in Armen hielt. Ganz sicher zeigte sich ihm Jenny gar nicht in ihrer wahren Gestalt.
    Diese Vermutung wurde schließlich bestätigt, als die Rattenkönigin mit gutturaler Stimme krächzte: »Ich muß wissen, ob du mich um meiner selbst willen liebst und nicht nur diesen Körper. Denn dieser Körper bin nicht wirklich ich. Er ist nur ein Trugbild.«
    Jetzt war für Chapman alles klar. Und er wußte nun auch, wie es van Riems' Vorgängern ergangen war. Sie waren einem Trugbild in das unterirdische Labyrinth – dem Reich der Rattenkönigin Jenny – gefolgt und nach einem kurzen Liebesrausch von den Ratten zerrissen worden. Aus Jennys Äußerungen erfuhr Chapman, daß van Riems es war, dem ihre wirkliche Liebe gehörte. Seine Freunde waren nur ein Ersatz gewesen, weil die Rattenkönigin es bisher nicht gewagt hatte, sich van Riems gegenüber zu offenbaren. Doch jetzt hatte sie den Mut gefaßt.
    Chapman ahnte, daß es zur Katastrophe kommen würde, wenn van Riems erkannte, wem er da seine Zärtlichkeiten schenkte. Aber van Riems war immer noch so verblendet, daß er Jenny ewige Liebe schwor.
    Jenny löste sich aus der Umarmung des jungen Mannes, und Chapman konnte sie nun genau sehen. Ihm wurde fast übel bei ihrem Anblick. Die Rattenkönigin hatte kaum noch etwas Menschliches an sich. Ihr Körper hatte annähernd die Form einer Ratte angenommen. Überall an ihrem Körper sprossen borstige Haarbüschel. An vielen Stellen war ihre Haut geplatzt. Die Ratten leckten fürsorglich ihre Wunden und umfächelten sie mit ihren langen Schwänzen.
    Jenny mußte inzwischen den Bann von Anselm van Riems genommen haben. Er taumelte zurück, als hätte er einen Schlag erhalten. Aus seiner Kehle kam ein unheimlicher Schrei. Er ging etwas in die Knie, dann krümmte sich sein Körper wie unter Peitschenhieben. Seine Augen wurden groß und vor Entsetzen starr.
    Anselm wandte sich halb ab, neigte den Kopf, seine Wangen wurden hohl, der Mund öffnete sich. Sein Schrei erstarb in einem Röcheln. Sein Gesicht verfärbte sich violett, wurde fast blau, die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu fallen. Er übergab sich.
    Wie

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