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024 - Die Rattenkönigin

024 - Die Rattenkönigin

Titel: 024 - Die Rattenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erwarte.«
    Welche Erwartungen setzt sie in dich? Du bist bereit, ihr alles zu geben. Noch nie zuvor warst du bei einer Frau so leidenschaftlich. Und du fühlst in diesem Augenblick, daß Jenny dir mehr bedeutet als alle anderen.
    »Ich liebe dich, Jenny!«
    Diese Worte hast du vorher noch nie so ehrlich empfunden. Was ist mit dir geschehen? Du bist wie von Sinnen. Deine Gefühle steigern sich zur Ekstase.
    »Ich brauche einen Beweis deiner Liebe, Anselm.«
    Welcher Beweise bedurfte es denn noch? Du begehrst Jenny. Dich fasziniert alles an ihr – das duftende Haar, das Grübchen an ihrem Kinn, der Schwung ihres Nackens, die Wölbung ihrer Brüste und das weite, unerforschliche Land ihres Beckens. Ihre Schönheit raubt dir den Atem. Du könntest Leib und Seele für sie opfern. Ist das nicht ein Beweis deiner Liebe?
    »Ich muß wissen, ob du mich um meiner selbst willen liebst und nicht nur diesen Körper. Denn dieser Körper bin nicht wirklich ich. Dieser Körper ist nur ein Trugbild.«
    Was für seltsame Worte. Der Höhepunkt des Glücks ist überschritten. Die Leidenschaft klingt ab. Du ruhst in wohliger Erschöpfung auf Jennys makellosem Körper. Du willst, daß es immer so ist wie jetzt. Dieser Körper muß für immer dir gehören.
    »Ich bin nicht der Körper«, wiederholt Jenny.
    Du ziehst die Stirn kraus. Warum muß sie um jeden Preis mit solch profanen und nüchternen Worten den Schleier zerreißen, der die Wirklichkeit verbirgt? Du willst, daß es immer so bleibt.
    »Würdest du mich auch lieben können, wenn du mich siehst, wie ich wirklich bin, Anselm? Kann ich es wagen, mich dir in meiner wirklichen Gestalt zu zeigen? Ich fürchte mich davor, aber ich muß es tun. Nur wenn ich den Zauber von dir nehme und dir mein wahres Aussehen zeige, kann ich erfahren, ob du mich oder nur die Illusion meines Körpers liebst.«
    Du möchtest am liebsten lachen. Welche kindischen Ängste Jenny hat. Du weißt es doch, daß du vorher noch nie einen Menschen so geliebt hast wie sie. Das ist nicht nackte Begierde. Nein, du glaubst nicht, daß es nur die Lust des Fleisches ist. Es muß viel mehr sein.
    »Wirst du mich auch lieben, wenn ich die Illusion von dir nehme und mich dir in meiner wahren Gestalt zeige, Anselm?«
    »Ich schwöre es dir, Jenny!«
    »So sei es.«
    Und der Zauber verfliegt. Das Trugbild zerrinnt, löst sich auf. Du siehst die Wirklichkeit. Sie ist ein Schlag mitten ins Gesicht. Du taumelst zurück. Was ist das? Dieser Berg aus zuckendem Fleisch soll deine Jenny sein? Und diese kleinen, fetten, stinkenden Körper, die euer Liebesnest umtanzen – waren sie schon immer hier? Ratten! Keuchende, quietschende, schnüffelnde Ratten.
    Dein Körper wird von unsichtbaren Schlägen getroffen. Du zuckst unter diesen Schlägen zusammen. Ein Schrei ertönt. Du selbst bist es, der schreit. Aber du hast nicht lange die Kraft dazu. Du taumelst röchelnd, von Krämpfen geschüttelt. Du würgst vor Abscheu und Ekel. Hast du gerade dieses geifernde, zuckende Monstrum da gestreichelt, geküßt? Dein Magen entleert sich gurgelnd.
    »Anselm! Du liebst mich doch, so wie ich bin? Du hast es soeben geschworen.«
    Nein! Nein! Nein! Das kann nicht wahr sein! Das hast du nie und nimmer. Du liebst Jenny – aber nicht dieses stinkende, unförmige Etwas. Das ist nicht Jenny.
    »Anselm, Anselm, Anselm – enttäusche mich nicht! Komm, küß mich! Sei zärtlich zu mir!«
    Du weichst entsetzt zurück. Dein Magen krampft sich wieder zusammen. Du krümmst dich vor Schmerz. Dumpf dröhnt das Entsetzen in deinem Kopf.
    »Bitte, bitte, enttäusche mich nicht!« schreit das Monstrum. »Ich bin deine geliebte Jenny! Ich brauche dich, Anselm!«
    Eher würdest du sterben, als dich dazu überwinden, diesen Ausbund an Häßlichkeit noch einmal zu berühren.

    Donald Chapman konnte einfach nicht glauben, was er mit eigenen Augen sah: Anselm van Riems in inniger Umarmung mit – ja, was war das eigentlich? Ein Mensch? Einiges deutete darauf hin. Da war ein Kopf mit einem Gesicht, das entfernt menschliche Züge hatte. Der Mantel, den van Riems über dieses Etwas breitete, nahm Chapman die Sicht, aber gelegentlich zuckten Arme darunter hervor, dicke, unförmige Arme mit Fettpolstern, auf denen krause Haarbüschel sprossen. Ein Beinpaar strampelte. Es waren Beine wie Säulen, aber weich und biegsam, so als besäßen sie keine Knochen. Und Anselm gab Liebesschwüre von sich.
    Chapman mußte sich abwenden vor Abscheu. Aber die Ratten zwangen ihn immer

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