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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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zahlte den Fahrpreis und ging erst einmal in die nächste Kneipe, um
einen Drink zu sich zu nehmen.
    Der Abend war angebrochen. Ein kühler Wind fegte durch die Straßen
New Yorks. In der warmen, verrauchten Kaschemme aber spürte man nichts mehr
davon. Eine dralle Bedienung kam sofort an seinen Tisch, kaum daß er Platz
genommen hatte.
    »Was darf’s sein, Sonny?«
    Die Blonde stemmte die Hand in die Hüften und reckte ihren
beachtlichen Busen.
    Smith bestellte seinen Lieblingsdrink, einen doppelten Whisky von
der ärgsten Sorte, und schüttete ihn herunter. Trotz der frühen Abendstunde war
die Kneipe schon gut besetzt. Asoziale Typen hockten an den Tischen, tranken
Whisky oder Bier und rauchten Zigaretten. In einer Nische hockte ein junger
heruntergekommener Bursche und knutschte eine Bedienung ab.
    In dieser Art Gasthaus konnte man alles bekommen, wenn man wollte.
Auf Bestellung wurde sogar ein flotter Striptease - aber erst kurz vor
Mitternacht, wenn die Stimmung in dem verräucherten Laden ihren Höhepunkt
erreichte - aufs Parkett gelegt. Und es lag an der Zahl und Spendierfreudigkeit
des gerade anwesenden Publikums, welche Hüllen die Schönheit fallenließ und wer
ihr den BH öffnen und den Slip herunterziehen durfte.
    Suchte einer eine Droge, dann konnte er sie hier bei Mama Tilbury
ebenfalls bekommen. Die fast zwei Zentner schwere Besitzerin dieses
merkwürdigen, verschrobenen Amüsements wurde allen Wünschen gerecht.
    Wenn einer mit einer Chinesin, einer Japanerin oder einer Schwedin
schlafen wollte, Mama Tilbury wußte garantiert eine Adresse. Sexfotos und
einschlägige Bücher, Pornofilme und Hygieneartikel, sie handelte mit allem. Nur
der Kneipe sah man nicht an, was für ein Geld sie brachte.
    Wenn Smith schon einmal in New York weilte, was hin und wieder vorkam,
dann tauchte er garantiert in Mama Tilburys Laden auf. Er war hier bekannt. Heute
aber ließ er die anderen nicht so recht an sich herankommen, nahm nur einen
Drink und legte keinen Wert darauf, einem der Girls den Po zu streicheln.
Gedankenverloren saß er vor seinem Glas und verabschiedete sich wortkarg und
ziemlich schnell wieder.
    Bis zum Haus des merkwürdigen Professors, der ihn engagiert hatte,
war es ein Fußweg von knapp zwanzig Minuten. Das nahm Smith gern auf sich.
    Er passierte die Elendsviertel, die alten Häuser, an denen der
Putz abbröckelte, und er kam an Fensterlöchern vorbei, die lediglich mit Pappe,
oder einfach nur mit morschem Stoff bespannt waren. In diesen Wohnungen die man
eher als Rattenlöcher bezeichnen konnte, lebten Negerfamilien. Kindergeschrei
und laute Stimmen von Betrunkenen hallten durch die langen kahlen Gänge und
verloren sich in der kühlen, feuchten Abendluft.
    Die Kneipen waren auch hier bestens besetzt. Manch einer ertränkte
seinen Kummer mit billigem Fusel, versoff den letzten Cent und kehrte dann
berauscht in seine karge Wohnung zurück, wo eine Frau und oft mit mehr als fünf
oder sechs Kinder nicht wußten, wie sie den nächsten Tag überstehen sollten.
    John Smith kannte die Dinge nur zu gut. Er war selbst in einem
Elendsviertel aufgewachsen, drüben in Brooklyn. Seit seiner Kindheit hatte sich
nicht viel verändert.
    Auch heute wurden dort noch Verbrecher groß. Schon als Fünfjähriger
konnte man stehlen wie eine Elster. Mit Zwölf plante man Raubüberfälle, daß
einem Kriminalbeamten die Haare zu Berge gestanden hätten; mit Fünfzehn
organisierte man Überfälle größeren Stils und dachte zum erstenmal daran, eine
Bank auszunehmen.
    Von diesem Zeitpunkt an machte es den meisten Typen auch nichts
mehr aus, einem Wächter oder einem Cop ein Messer in die Brust zu stoßen oder
eine Kugel in den Kopf zu jagen.
    Als eine Ausgeburt an Brutalität und Kälte hatte sich John Smith
entwickelt. Er haßte die Menschen, erkannte nur sich selbst. Pistole und Messer
waren für ihn Werkzeuge wie für einen anderen gutmütigen und strebsamen Bürger,
der es im Leben zu etwas bringen wollte, Säge und Hobel, Füllfederhalter und
Schreibzeug.
    Von einem bestimmten Zeitpunkt an hatte John Smith sich zu einem
gefährlichen Einzelgänger entwickelt. Anschluß an Banden liebte er nicht. Er
arbeitete in seine eigene Tasche.
    Gedankenverloren, die schmalen Lippen zu einem harten Strich
zusammengepreßt, bog er in die finstere Seitenstraße ein. Mietskasernen ragten
in den Abendhimmel; nur in wenigen Wohnungen brannte Licht. Die meisten Mieter
hatten kein Geld, die Stromrechnungen zu bezahlen, und so sperrte man

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