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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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war der Ort die Hölle selbst. Es verging kaum eine Nacht, in der nicht irgendein Haus brannte oder irgendjemand unter der Bosheit und Gemeinheit anderer litt. Es gab längst keine einsatzfähige Polizei mehr in Forchting, und starke Kräfte verhinderten, dass Nachrichten oder gar Anzeigen nach Gerheim sickerten. Statt dessen wurde eine Art Dorfmiliz gebildet, die aber bald eine mehr rächende als gesetzliche Funktion erfüllte und sich zu blutigen Exzessen hinreißen ließ, so dass sie mehr als eine Bedrohung, denn als Schutz empfunden wurde.
    Es war, als regierte der Teufel selbst in Forchting. Die Menschen waren verschlossen – so verschlossen wie ihre Häuser, aus denen sie sich am Abend nicht mehr wagten. Misstrauen, Hass und Verleumdung schwelten, ständig bereit, aufzulodern in einem neuen Akt von Gewalt.
    Ich ließ sie nicht zur Besinnung kommen, und ich hatte meine Helfershelfer fest in der Hand. Sie merkten nicht einmal so recht, was sie taten, denn nach außen hin liefen immer noch meine geliebten, wenn auch ungesetzlichen Prozesse. Nichts hatte sich geändert; ich war noch immer der angesehene, kluge und weise König Salomon, zu dem ich mich hatte machen lassen. Mir grollte niemand. In mir sahen sie den einzigen Anker in diesem Irrsinn. Bei mir holten sie Rat – und fielen nur tiefer in meine Intrigen.
    Aber mir wurde klar, dass es nicht immer so weitergehen konnte, dass jedes Spiel irgendwann ein Ende hatte, dass die Menschen einmal zur Besinnung kommen würden, wenn sie genug gelitten hatten. Deshalb plante ich ein großes Finale, das den Ort ins Chaos stürzen sollte. Die Wahl des Bürgermeisters sollte der Anlass sein. Dazu nutzte ich die Rivalität der östlich des Flusses lebenden Bauern und jener am See ansässigen.
    Aber bevor der Plan noch recht gediehen war, verschwand einer meiner Nachrichtenmänner, der alte Lechtner. Zwar brauchte ich ihn nicht mehr, und er war auch nicht der intelligente Typ gewesen, der hinter die Dinge blickte, aber es beunruhigte mich dennoch. Es wäre mir bedeutend lieber gewesen, er wäre durch meine Hand verschwunden, und ich hätte sicher sein können, dass ein Hügel Erde seinen Mund verschloss.
    Ich schickte Jakob aus, nach ihm zu suchen, und schließlich auch Nettie, die ich normalerweise auf den weiblichen Dorfklatsch ansetzte, aber beide kehrten unverrichteter Dinge zurück. Niemand wusste etwas über Lechtner. Er war spurlos verschwunden.
    Und es gefiel mir gar nicht, dass Dinge geschahen, für die ich nicht die Ursache war. Ich beschloss, mich auf den Rainfelderhof zurückzuziehen und ein paar Tage abzuwarten. Von dort konnte ich immer noch verschwinden, wenn die Sache ernst wurde.
    Jakob und Nettie sagte ich nicht, was ich vorhatte. Ich gab mich keinen Illusionen hin, was geschehen würde, wenn sich der erste Gedanken darüber machte, dass alles erst nach meinem Auftauchen in Forchting angefangen hatte. So rasch sie die Zusammenhänge aus meinen Gerüchten erraten hatten, so rasch mochten sie auch die Wahrheit erkennen.
    Ich hatte natürlich keine Angst. Mein Werk war getan, der innere Drang beinahe erloschen. Es war an der Zeit, dass ich weiterzog.
    Auch der Tod barg keine Schrecken für mich, und ich hätte nicht zu sagen vermocht, warum. Niemals konnten diese Menschen mir zurückzahlen, was ich ihnen angetan hatte. Ich hatte in ihnen alles Teuflische lebendig werden lassen, das in einem menschlichen Herzen schlummerte.
     

     
    Der Anruf kam am Abend. Winnie, wie ich Papa Rainfelder nannte, rief mich ans Telefon. Ich war ein wenig überrascht. Hatten Jakob oder Nettie doch eine Spur gefunden?
    „Rainfelder“, sagte ich in den Hörer.
    Der am anderen Ende der Leitung lachte.
    „Rainfelder“, äffte er.
    Die Stimme war nicht die Jakobs. Ich hatte sie überhaupt noch nie gehört.
    „Gerrie Rainfelder! Hu!“
    Ich ignorierte den höhnischen Ton. Instinktiv fühlte ich, dass ich vorsichtig sein musste.
    „Georg Rainfelder“, antwortete ich langsam. „Wer sind Sie?“
    „Das erfährst du noch früh genug, mein Junge. Jetzt würde es nur alles verderben. Hab ein bisschen Geduld – Gerrie Bermann!“
    Ich verstand nicht, wovon er redete. Außerdem war der Name Bermann in Forchting vollkommen unbekannt.
    „Sind Sie sicher, dass Sie die richtige Nummer gewählt haben? Es gibt hier niemanden dieses Namens.“
    „Glaube ich, glaube ich“, meinte die Stimme eifrig. „Nur du und ich wissen Bescheid.“
    „Wer sind Sie, zum Teufel?“ fragte ich

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