0241 - Der Dämonen-Schneider
zerschossen. Ein schwarzer Buick mit diesem Schaden dürfte aufzuspüren sein.«
Aber ob damit auch die Fische ins Netz gingen, wagte Zamorra zu bezweifeln. Wenn er Fahrer des Buick wäre, würde er den Wagen an erstbester Stelle stehenlassen und sich zu Fuß oder per Taxi weiterverfügen.
»Die Männer müssen Sie nicht gekannt haben, Mister Zamorra, auch wenn es umgekehrt nicht der Fall ist. Haben Sie einen Verdacht? Weshalb der Überfall?«
»Um das Amulett zu entwenden«, sagte Zamorra. »Ich sprach doch schon davon.«
»Welchen Wert besitzt es?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Wenn Sie nach harten Dollars Fragen, muß ich passen. Aber der… hm… ideelle Wert ist ungeheuerlich.«
Er konnte diesen braven Polizisten, die an nichts anderes als an das Greifbare und Sichtbare glauben durften, doch nichts von Dämonen erzählen. Zumal es sich bei den Amulett-Dieben nicht um Dämonen handelte, sondern um normale Menschen! Sonst hätten sie das Amulett nicht so einfach an sich bringen können!
Jene silberne Scheibe, die einst von dem mächtigen Magier Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen wurde und die über fantastische Kräfte und Möglichkeiten verfügte -wenn sie nicht gerade den Dienst verweigerte. In letzter Zeit wurde sie immer unberechenbarer.
Ein Verdacht keimte in Zamorra auf. War es bereits so weit, daß es nicht mehr auf Dämonen ansprach?
Zamorra nahm für ein paar Minuten im Polizeiwagen Platz. Dort hatte er Gelegenheit, sich ein wenig zu erholen. Die Schmerzen ließen nach. Gebrochen war nichts, nur ein paar häßliche blaue Flecken würden Zurückbleiben. Und der weiße Anzug war nach der heftigen Auseinandersetzung reif für den Müll.
Zamorra erzählte seine Geschichte zum zweiten und zum dritten Mal. Beim vierten Mal explodierte er. »Schön, ich verstehe, daß Sie mir als Ausländer skeptisch gegenüber stehen, bloß stinkt mir mittlerweile Ihr Verhör-Stil! Wenn Sie schon so tun, als hielten Sie mich für den Boß der Bande, warum legen Sie mir dann nicht direkt Handschellen an?«
Der Sergeant entschuldigte sich nicht. Er fragte nur: »Wohin dürfen wir Sie bringen, Sir, oder möchten Sie Ihren Weg zu Fuß fortsetzen?«
Ergrimmt nannte Zamorra das Hotel, in dem sie Zimmer bezogen hatten. »Und dann hätte ich noch gern die Krankenhaus-Adresse, wohin Bill Fleming gebracht wurde.«
Er bekam sie.
Er wurde per Streifenwagen zum Hotel gebracht. Dadurch und durch sein ramponiertes Aussehen erregte er mehr Aufsehen, als ihm lieb sein konnte, und dann mußte ihm im Foyer noch die wohlbeleibte Dame von vorhin über den Weg laufen. Hämisch grinsend und triumphierend nickend musterte sie ihn von oben bis unten.
Himmel, Arm und Zwirn! dachte Zamorra. Aber taktvoll schwieg er und benutzte statt der altehrwürdigen Treppe den noch altehrwürdigeren Lift. Jetzt fehlte nur, daß die Kabine zwischen zwei Etagen steckenblieb!
Sie blieb nicht.
Zamorra erreichte die Zimmerflucht, trat ein und war nicht verwundert, Nicole noch nicht anzutreffen. Wenn, sie einkaufte, dauerte das natürlich lange.
Er duschte, legte frische Kleidung an und telefonierte mit dem Krankenhaus. Dort konnte man ihm über Bills Gesundheitszustand keine verbindliche Auskunft geben. Mißmutig knallte Zamorra den Hörer auf die Gabel, hob wieder ab und bestellte einen Mietwagen.
Er wollte nicht auf Nicoles Rückkehr warten und trotzdem mobil sein.
Er wußte, daß er jetzt gefährdeter denn je war. Daß man ihm zielbewußt und ausschließlich das Amulett entwendete und dabei sogar einen Überfall auf offener Straße am hellen Tag riskierte, bewies ihm, daß Dämonen dahintersteckten. Man hatte ihn seines Schutzes beraubt. Wenn der Dämon wollte, konnte er Zamorra jetzt mit Leichtigkeit angreifen.
Es kam nur auf Ort und Zeit an.
Und ein Taxi war schon immer ein geeignetes Mittel gewesen, jemanden spurlos aus der Weltgeschichte verschwinden zu lassen. Um wieviel leichter mußte das sein, wenn es sich um einen Dämon handelte, der den Anschlag auf Zamorra plante!
Nur eines verwunderte den Meister des Übersinnlichen. Normalerweise hielten die Angehörigen der Schwarzen Familie es für unter ihrer Würde, einen magisch befähigten Gegner mit anderen Mitteln als denen der Magie anzugreifen. Hier aber war es geschehen!
Das paßte nicht zusammen. Keiner der Dämonen, die Zamorra kannte, würde so handeln. Das bedeutete, daß er es mit einer bisher unbekannten Gestalt zu tun hatte.
Vielleicht wollte dieser Dämon
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