Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gelegen hatte, über das jemand eine Matte gelegt hatte, damit die Unterlage einigermaßen weich war.
    »Mein Partner, er…«
    Der Chinese vor mir unterbrach mich erst mit einer Handbewegung, danach mit Worten. »Ihrem Partner geht es gut. Er liegt übrigens im Nebenraum. Freunde von mir kümmern sich um ihn.«
    Während er mir die Antwort gab, hatte ich nachgefühlt, ob meine Waffen vorhanden waren.
    Ja, ich besaß sie noch.
    Kreuz, Beretta, Dolch – allerdings wohl nicht meinen Einsatzkoffer, der befand sich bei mir zu Hause.
    Wo lag denn mein Zuhause? Auch diese Frage drängte sich automatisch auf. Man hatte Suko und mich entführt. Wir waren irgendwo hingeschafft worden aus noch unbekannten Gründen, und jetzt wollte ich erst einmal wissen, wo wir uns befanden.
    Diese Frage stellte ich.
    Der Chinese vor mir lächelte, nahm auf einem einfachen Holzstuhl Platz, den er mit der Sitzfläche von einem Tisch weggedreht hatte, und stellte sich erst einmal namentlich vor.
    »Mein Name ist Quen, Mr. Sinclair. Ich sage Ihnen bewußt nicht meinen vollen Namen. Sie würden ihn kaum aussprechen können. Quen muß für Sie reichen.«
    »Schön, Mr. Quen. Und wo haben Sie mich hinschaffen lassen? Befinden wir uns noch in London, in England…«
    Er schüttelte den Kopf. »Man merkt Ihnen an, Mr. Sinclair, daß sie sehr lange geschlafen haben und von Ihrer Umgebung nichts mitbekommen haben. Wir befinden uns nicht in London und auch nicht in England. Nicht einmal in Europa, sondern in der Heimat Ihres Freundes, im Reich der Mitte. Genauer gesagt in…«
    »China!« stieß ich entsetzt hervor.
    »Stimmt, Mr. Sinclair.«
    Ich fuhr mir über das Gesicht. Eine heftige Reaktion. Plötzlich hatte ich das Gefühl, jemand würde meine Kehle allmählich zudrücken. Es fiel mir schwer, Luft zu holen und daß ich mich dennoch schnell und auch gut in die Gewalt bekam, lag wohl an meinen Reiseerfahrungen, denn sehr oft hatte ich unfreiwillige und überraschende Zeitreisen unternehmen müssen, wobei ich dann in anderen Dimensionen landete.
    Hier befand ich mich wenigstens noch auf dem Boden der Erde.
    Wenn auch China so ungemein weit von London entfernt lag.
    »Wir sind hier in der Nähe von Shanghai, und Sie können sich vorstellen, Mr. Sinclair, daß wir Sie und Ihren Partner nicht ohne Grund hergeholt haben.«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Das kann ich allerdings, wobei ich mich frage, was das alles für einen Sinn haben soll?«
    »Den werde ich Ihnen gleich erklären, und betrachten Sie sich bitte nicht als unser Gefangener, sondern als Gast. Für die vergangenen Dinge möchte ich mich höflichst entschuldigen, wir sahen leider keine andere Möglichkeit, an Sie und Suko heranzukommen.«
    »Da hätte ich Ihnen mehrere nennen können«, erwiderte ich sarkastisch und wechselte sofort das Thema. »Wie lange sind wir eigentlich gereist, wenn ich das mal fragen darf?«
    »Drei Tage!«
    Fast hätte ich durch die Zähne gepfiffen. Himmel, das war eine lange Zeit. Ich dachte an London, an Shao, Sir James und Bill Conolly. Da war sicherlich jetzt die Hölle los, aber eine Spur nach Shanghai würde wohl kaum jemand finden.
    Ich fragte auch nicht danach, wie die Leute es geschafft hatten, Suko und mich nach China zu bringen. Als Agenten gab es da gewisse Tricks, die kein Zoll und keine Polizei kannte. Auf englischer Seite war es ja nicht anders.
    Dann schaute ich mich im Raum um. Er war sehr niedrig. Ich war von Europa her die hohen Decken gewohnt, diese Decke hier lag ziemlich tief. Vielleicht deshalb, weil die Chinesen von der körperlichen Größe her nicht an die Europäer herankamen. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, in einem barackenähnlichen Kasten zu sitzen, so eine Art Polizeiwache auf chinesisch.
    Die Wände schimmerten gelblich. Ein paar Plakate bedeckten sie.
    Sie zeigten Motive nach Mao. Das Bild des ehemaligen großen Vorsitzenden war überhaupt nicht zu sehen. Und die Männer, die jetzt mit kernigen und kantigen Gesichtern von den Plakaten schauten, kannte ich nicht. In China wechselten die Verantwortlichen eben sehr schnell.
    Zwei Türen sah ich. Eine lag zwischen zwei kleinen Fenstern. Sie mußten nach draußen führen. Die zweite befand sich an der Wand hinter mir. Sie wurde geöffnet.
    Suko betrat den Raum.
    Ich schluckte, denn mein Partner sah ziemlich blaß um die Nase herum aus. Dann aber hielt mich nichts mehr auf der Bettkante, ich sprang in die Höhe, und auch Suko sah die Erleichterung, die mein Gesicht zeichnete.

Weitere Kostenlose Bücher