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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Firma, die Naturseide nach Europa exportierte. Er nahm den Männern dieses Dorfes die Seide ab und verkaufte sie. Ryan O’Casey besaß das Vertrauen der höheren Stellen, er konnte sich hier frei bewegen. Um das Dorf zu erreichen, mußte er auch den Knüppeldamm benutzen. Für diese Strecke nahm er einen Jeep, mit einem anderen Wagen ist der Damm kaum zu befahren. O’Casey war so lange im Geschäft, daß er den Damm in- und auswendig kannte. Man kann sagen, daß er von jeder Bohle wußte, wo sie lag. Um so erstaunlicher ist es, daß er dieses Dorf nicht mehr erreichte. Das kann viele Gründe haben, wenn er nicht vom Ort aus beobachtet worden wäre. Ein Mann hat ihn gesehen, und dieser Mann sah auch die Toten aus dem Sumpf. Die Pesthügel entließen ihre furchtbaren Gestalten, denen O’Casey in die Arme fuhr. Sie töteten ihn, zogen ihn in ihren Sumpf, und der Wagen verschwand ebenfalls, so daß von Ihrem Landsmann, Mr. Sinclair, nichts mehr zu finden war. Wir haben den Fall untersucht, weil wir den Aussagen des Zeugen nicht trauten, mußten anschließend einsehen, daß der Mann recht hatte, denn auch wir sahen die Zombies aus dem Pesthügel. Arme, die sich in die Höhe reckten. Sie drangen aus dem Sumpf, wir sahen gefährliche Hände, braun, grün und schuppig. Finger, die sich zu Fäusten schlossen, wieder öffneten. Ich kann Ihnen sagen, es war schrecklich.«
    »Und Sie haben nichts dagegen unternommen?« wollte mein Freund Suko wissen.
    »Doch. Wir haben Sie geholt.«
    Da mußte ich lachen.
    Quen aber redete weiter. »Ihr Ruf hat sich herumgesprochen. Man gab uns gute Tips, und da wir diesen Vorfall auf keinen Fall an die große Glocke hängen wollen, werden Sie sich um die Pesttoten kümmern. Wir könnten es auch unter Umständen selbst erledigen, aber…«
    Ich winkte ab. »Klar, lebende Tote passen nicht in Ihr Parteiprogramm, nicht wahr?«
    Das war hart gesprochen, entsprach allerdings auch der Wahrheit, auch wenn der Funktionär mir nicht zustimmte.
    »Und Sie meinen, daß wir mit diesem Spuk fertig werden?« wollte Suko wissen.
    »Sonst hätten wir Sie nicht geholt«, lautete die schlichte Antwort des Chinesen.
    »Das war ein Kidnapping«, stellte ich richtig.
    »Ungewöhnliche Dinge erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen. Sie brauchen auch nicht zu versuchen, mit London zu telefonieren. Das ist von hier nicht möglich. Allerdings haben meine Leute Ihrem Chef Bescheid gegeben, daß es Ihnen gut geht.«
    »Wie großzügig«, erwiderte ich spöttisch.
    Er überging den Einwand und meinte: »Soviel wollte ich Ihnen sagen. Alles andere wird Ihnen Ai-Fu-Tschi, der Weise, wohl besser erklären können.«
    »Was denn?«
    »Es gibt da eine alte Geschichte, die sich bis zum heutigen Tag gehalten hat.«
    Ich warf Suko einen auffordernden Blick zu. Was sollte man erst groß übersetzen, wenn mein Partner sowieso Chinesisch sprach und verstand. Vielleicht sprach er sogar diesen Dialekt, mit dem man sich hier verständigte.
    Suko versuchte es. Als ich die Laute hörte, die aus seinem Mund drangen, wirkte mir mein Partner sehr fremd. So hatte ich ihn selten reden hören, aber ich sah, daß der Alte ein paarmal nickte. Ein Beweis, daß Suko diesen Dialekt verstand.
    Das war natürlich vorzüglich.
    Es wurde zu einem Zwiegespräch zwischen Suko und dem alten Mann. Einmal redete mein Freund, dann antwortete Ai-Fu-Tschi. Er unterstrich seine Sätze mit hastigen Handbewegungen, für mich ein Zeichen, daß er innerlich erregt war.
    Oft deutete der Alte auf die Tür, dann zum Fenster und auch mal zur Decke. Als er wieder in Richtung Tür zeigte, löste Suko sich von seinem Platz und öffnete sie weit.
    Schon bei meinem Erwachen aus der Bewußtlosigkeit war mir der seltsame Geruch aufgefallen. Es hatte irgendwie nach Verwesung und Fäulnis gestunken, war aber noch zu ertragen gewesen, nur als Suko die Tür aufzog, da drang der Gestank direkt in den Raum und raubte uns fast den Atem.
    »Mann, mach zu!« rief ich.
    Suko schloß die Tür schnell, und Quen sagte: »So ist es eben, Mr. Sinclair, das sind die Pestwolken aus dem Sumpf. Sie riechen, daß wir Ihnen keinen Bären aufgebunden haben.«
    »Pestwolken sagen noch nichts über lebende Tote«, stellte ich richtig.
    »Keine Sorge, auch die gibt es.«
    Danach schwiegen wir, denn Suko unterhielt sich wieder mit dem alten Ai-Fu-Tschi.
    Ich beobachtete den Mann. Er ging sehr mit. Auch auf seinem Gesicht spiegelte sich das wider, was er empfand. Als ich ihn zum erstenmal gesehen

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