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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beute hineingeschwommen ist, so schnappte die Hand urplötzlich zu. Auf einmal klatschte sie auf den Rücken des Mannes, klammerte sich in seiner Kleidung fest und begann damit, den Chinesen wieder zurückzuziehen.
    Jetzt hatten wir es nicht nur mit einer Kraft zu tun, sondern auch mit einer zweiten, die der ersten ebenbürtig war.
    Die Hand des Zombies kannte keine Gnade. Sie war eisenhart, sie wollte die Vernichtung menschlichen Lebens, und es gelang ihr tatsächlich, sich unseren Bemühungen so entgegenzustemmen, daß wir nicht die Spur einer Chance mehr hatten.
    Die Klaue half weiterhin mit, den Mann in die gefährliche schwammige Erde zu drücken.
    Ich ließ plötzlich los. Suko hatte ich über mein Vorhaben nicht informiert. Als nur noch die Hälfte der Kraft an diesem Ende des Seils hing, wurde er davon überrascht und ein Stück in den Raum hineingerissen, wobei er in die gefährliche Nähe des Sumpfs geriet, denn Suko hatte mit einem Teil seines Oberkörpers die Schwelle bereits überwunden.
    »Seil nachlaufen lassen!« schrie ich meinem Partner zu, und Suko entwickelte seine Gelenke.
    Da krachten Schüsse. Hinter mir waren sie aufgeklungen. Ich zuckte zusammen und sah, wie die Kugeln vor mir in die aus dem Boden ragende Hand einschlugen.
    Es war riskant von Quen zu schießen, denn er hätte leicht seinen eigenen Mann treffen können, doch der Chinese war ein wahrer Meisterschütze. Er jagte das Blei in das Gelenk und in den Teil des Unterarms, der noch aus dem Sumpf ragte.
    Die Reaktion war ähnlich der, als hätte er gegen einen Baumstamm geschossen. Aus dem Unterarm wurden Stücke herausgefetzt, die mich an Rinde erinnerten, aber die Hand konnte er nicht zerstören.
    Und der Mann schrie.
    Er wußte plötzlich, daß auch wir ihm kaum noch helfen konnten.
    Zudem hatte die Klaue ihn so weit in den Sumpf gedrückt, daß es unmöglich war, sich noch zu befreien.
    Es waren schlimme Augenblicke für uns alle. Wir mußten mit ansehen, wie ein Mensch starb, und ich griff ebenfalls zur Pistole, während Suko noch eisern den Strick festhielt.
    Bevor ich jedoch abdrücken konnte, war es schon geschehen. Niemand von uns hatte mehr auf das Dach geachtet, das gefährlich breite Risse bekommen hatte, die die Abdeckung in mehrere schwere Teile spalteten.
    Sie fielen nach unten.
    Ich schloß für Sekunden die Augen, wollte das Schreckliche nicht sehen. Wir vernahmen ein hartes Platschen, als die einzelnen großen Stücke mit dem Boden Kontakt bekamen, und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich auch den Staub, der hochwallte und das gnädig verdeckte, was sich unter den herabgefallenen Platten abspielte.
    Sie bewegten sich noch. Ein Zeichen, daß auch der Mann nicht aufgegeben hatte.
    Wir hörten dumpfe Laute, ein Gurgeln und Röcheln, sahen jedoch nichts, und es gab wohl keinen der Zuschauer, dem es nicht eiskalt den Rücken hinablief.
    Dem Chinesen unter den Dachteilen konnte niemand mehr helfen. Auch wir nicht.
    Betroffen blieben wir stehen. In unseren Gesichtern spiegelte sich das Grauen wider, das wir allesamt empfunden hatten.
    Es war ein Gefühl, das ich kaum beschreiben konnte. Schon des öfteren hatte es mich gepackt, immer dann, wenn ich eine Niederlage eingestehen mußte.
    Und das hier war eine Niederlage.
    Ich schluckte. Dann drehte ich mich zur Seite und erkannte Quen.
    Auch sein Gesicht war grau geworden. Falten zeichneten die Haut.
    Sein Adamsapfel bewegte sich beim Schlucken auf und nieder. Er schien durch mich hindurchzuschauen, und mit tonloser Stimme fragte er: »Was ist eigentlich geschehen?«
    Sein Geist mußte verwirrt sein, anders konnte ich mir seine Reaktion nicht erklären.
    Der zweite Mann lehnte an der Hauswand. Er zitterte, und Suko starrte auf seine Handflächen. Sie wiesen einige Wunden auf, die das harte Seil gerissen hatte. Das Blut hatte Streifen hinterlassen.
    »Er ist tot«, sagte ich zu Quen.
    Kaum hatte er meine Worte gehört, als sich sein Blick wieder klärte. Er wischte über seine Augen, als wollte er einen letzten Schleier fortputzen, dann nickte er und murmelte: »Tot, ja, er ist tot…« Schließlich senkte er den Kopf und ging zur Seite.
    Leiernd gesprochene Worte ließen mich aufhorchen. Ich wandte mich um und sah den alten Ai-Fu-Tschi auf dem Boden knien. Er spannte einen mich an Leder erinnernden Streifen zwischen seinen Fingern, auf dem seltsame goldene Perlen glänzten, die er, wenn er einige Worte seines Gebetes gesprochen hatte, jedesmal küßte.
    Weit beugte er sich

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