0241 - Der Teufel bündelt neue Blüten
einmal durchzukauen -klingelte das Haustelefon auf dem Schreibtisch. Es war Mr. High.
»Kommen Sie doch beide mal zu mir. Ich habe da ganz zufällig etwas erhalten, was Sie interessieren dürfte.«
»Hier«, sagt der Chef, als wir Platz genommen hatten. »Ich habe ein kleines Buch bekommen das dieser-Tage erschienen ist. Gerade mit Rücksicht auf den Fall der falschen Zehn-Pfundnoten, würde ich Ihnen empfehlen, es durchzustudieren. Ich habe darin geblättert. Es scheint mir recht aufschlussreich zu sein. Der Mann muss sich eingehend mit der Materie beschäftigt haben.«
Es war ein kleiner dünner Band mit dem Titel:
FALSCHGELD IM WANDEL DER JAHRHUNDERTE Verfasst war er von einem mir völlig unbekannten Dr. Alphons Blackwood, gedruckt bei Edward Further in der Third Avenue 508. Im Vorwort ließ sich der Verfasser darüber aus, dass die Geheimpolizei aller Länder mehr oder weniger machtlos gegen die Hersteller gefälschter Geldsorten aller Art seien, weil ihnen die nötige Sachkenntnis fehlte. Eigentlich könne nur der den Fälschern auf die Spur kommen, der Herstellung und-Vertrieb selbst durchexerziert habe, behauptet er. Er empfahl die Lektüre seines Buches allen Bankangestellten und den Detectives der betreffenden Departements.
Wir nahmen uns den Schmöker mit und begannen ihn zu studieren. Dieser Dr. Blackwood fing mit der Zeit der alten Ägypter an und endete mit einem der größten Ealschgeldprozesse der Neuzeit. Es war eine peinlich genaue Zusammenfassung aller bekannten Methoden und Tricks. Aber es sagte uns durchaus nichts Neues.
Nur ein einziger Satz gegen Schluss des Buches blieb mir im Gedächtnis 'haften.
Der Hauptfehler, den alle mit der Aufdeckung von Geldfälscher-Organisationen betrauten Personen und Behörden machen, ist der, dass sie öffentliche Warnungen ergehen lassen. In ihnen werden die Kennzeichen der Falsifikate aufs Genaueste beschrieben. Haben diese Leute es sich denn nicht überlegt, dass sie damit den Verbrechern in die Hände arbeiten, indem sie ihnen klarmachen, welche Fehler sie begangen haben und sie geradezu auffordern, diese Fehler richtig zu stellen.
Natürlich hatte Dr. Blackwood recht, aber wie sollte man das Publikum vor der Annahme gefälschter Münzen oder Scheine warnen, wenn man ihm nicht sagte, woran es diese erkennen könne?
Alles in allem mochte dieses Buch für Laien und vielleicht auch für Bankbeamte ganz nützlich sein, aber uns hatte es keine Lehre erteilen können. Trotzdem interessierte mich dieser Dr. Blackwood. Ich telefonierte mit der City Police und ließ mich sofort mit der entsprechenden Abteilung verbinden.
Lieutenant Cahn vom Forgery Departement, der Fälscherabteilung, hatte ebenfalls eines dieser Bücher bekommen. Genauso wie wir gratis und franko. Der Verfasser oder Herausgeber musste außerordentlich großzügig sein.
»Ich kenne weder den Verfasser noch den Drucker«, sagte Cahn. »Wenn der Mann die überaus leichtsinnige Behauptung auf stellt, nur derjenige könne den Kampf gegen Geldfälscher aufnehmen, der selbst einmal in dieser Branche gearbeitet habe, so dürfte er sich damit selbst ad absurdum geführt haben.«
Das war auch unsere Meinung. Und doch schien dieses Buch in Unrechte Hände gekommen zu sein. Und gerade die Leute, die wir fassen wollten, hatten daraus ihre Schlüsse gezogen. Das beweist uns ein neues Fernschreiben der Bank von England.
Durch einen fast unwahrscheinlichen Zufall hatte der Kassierer der Chartered Bank beim Zählen von Zehn-Pfundnoten zu seinem Schrecken entdeckt, dass er zwei Scheine in der Kasse hatte, die beide dieselbe Seriennummer aufwiesen. Einer davon musste falsch sein, denn derartige Fehler werden bei der Bank von England nicht gemacht. Die beiden Scheine wurden also mit allen 30 wissenschaftlichen Hilfsmitteln untersucht, und man fand heraus, dass die Noten - die die Nummer R 90 136475 trugen - sich wie ein Ei dem anderen glichen. Der einzige Unterschied bestand im Papier. Das der falschen Note fühlte sich etwas fettig an, genauso wie das der vorher entdeckten Fälschungen, deren unterer Querbalken auf der Beschriftung zu kurz war.
Da man nun nicht von jedem Menschen verlangen konnte, dass er jede Zehn-Pfundnote der betreffenden Serie aufs Genaueste untersuche, war verfügt worden, die ganze Serie R 90 einzuziehen und außer Kurs zu setzen. Diese Maßnahme bedeutete selbstverständlich einen gewaltigen Verlust für den Staat und aus diesem Grund wurden die Anfragen, ob wir denn immer noch
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