0242 - In zehn Sekunden bist du tot
man möchte doch seine Einheit verständigen. Schon nach kurzer Zeit wusste man im Ministerium, dass es in der ganzen Luftwaffe der USA keinen Lieutenant des angegebenen Namens gibt. Deshalb also war es nötig, den Leichnam einwandfrei zu identifizieren. Sie wissen, dass alle Angehörigen der Streitkräfte ihre Fingerabdrücke registrieren lassen müssen. Man nahm also an, es werde spielend einfach sein, den richtigen Namen des Lieutenants anhand seiner Fingerabdrücke festzustellen. Die Abdrücke wurden abgenommen. Aber wieder ergab es sich, dass unter all den Abdrücken der Angehörigen der Luftwaffe keine übereinstimmenden mit denen zu finden waren, die man der Leiche des Lieutenants abgenommen hatte. Daraufhin schickte man die Abdrücke zur zentralen Fingerabdruckkartei des FBI. Und hier endlich konnten die Prints identifiziert werden.«
»Und wem gehörten sie nun?«
»Einem gewissen Johnny Ward. Dem Bruder des ausgebrochenen Zuchthäuslers Gus Ward, Jerry…«
***
Phil notierte sich den Namen der Fernsehgesellschaft deren Teilhaber der bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Cass Longedy war, bedankte sich für diese Auskunft bei Tony Craise, dem Sekretär Longedys, und wollte den Hörer auflegen.
»Waren Sie schon bei den Nelson Brothers?«, fragte Craise.
»Ja. Warum?«
»Haben sie es zugegeben, dass sie die Maschine abstürzen ließen, um Cass zu ermorden? Das war doch ihre Absicht. Sie hätten nur hören sollen, was für fürchterliche Drohungen sie Longedy ins Gesicht schrien, nachdem diese Sendung über den Bildschirm gelaufen war.«
»Mr. Craise«, sagte Phil geduldig, »es gibt selten Mörder, die ihre Tat gleich auf Anhieb zugeben. Außerdem ist Ihre Vermutung keine Gewissheit. Vielleicht tun wir den Gebrüdern Nelson unrecht!«
»Das glaube ich nicht.«
»Jedenfalls gehen wir diesem Hinweis nach, Mr. Craise. Und wenn die Nelsons wirklich schuldig sein sollten, werden wir das auch herausfinden, Mr. Craise. Nochmals vielen Dank.«
Phil legte den Hörer auf und steckte den Zettel mit der Anschrift der Fernsehgesellschaft in seine Brieftasche. Er stand auf und ging zur Tür. Als er gerade seinen Hut vom Garderobenhaken nahm, klopfte es.
»Ja, herein!«, rief Phil.
Die Tür ging auf. Ein Mädchen von ungefähr fünfundzwanzig Jahren trat über die Schwelle. Sie trug ein hellgraues Kostüm von schlichtem Schnitt, darunter eine weiße Bluse, und ein Paar solide Schuhe mit mittelhohen Absätzen. Das Mädchen hatte blondes Haar und war leidlich hübsch, wenn auch keine überragende Schönheit.
»Bitte?«, fragte Phil. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich suche einen Mr. Cotton oder einen Mr. Decker.«
»Ich bin Phil Decker.«
»Ich heiße Joan Velmer. Kann ich Sie ein paar Minuten sprechen, Mr. Decker?«
»Um was handelt es sich denn?«
Das Mädchen senkte den Kopf und zupfte an ihren Handschuhen.
»Ich kann das nicht mit ein paar Worten sagen«, meinte sie kleinlaut. »Vielleicht hätte ich überhaupt nicht herkommen sollen. Ich bin so etwas wie Gesellschafterin bei Mrs. Poorton. Sie ist bei dem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.«
Phils Interesse war erwacht. Er rückte den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch zurecht und sagte einladend: »Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Velmer. Rauchen Sie?«
»Nur selten. Aber jetzt würde ich ganz gern eine Zigarette rauchen.«
Phil hielt ihr die Schachtel hin.
»Bedienen Sie sich, Miss Velmer. Hier ist Feuer.«
»Danke.«
Phil ließ ihr Zeit, bis sie ein paar Züge gemacht hatte. Er ging in der Zwischenzeit um seinen Schreibtisch herum und setzte sich wieder, während er den Hut achtlos auf den Stapel Akten legte, der rechts von ihm lag.
»Miss Velmer«, fing er vorsichtig an, »ich möchte, bevor Sie irgendetwas sagen, eines klarstellen, was Sie vielleicht interessieren wird: Alles, was Sie mit mir besprechen, kann auf Ihren Wunsch hin streng vertraulich behandelt werden. Sie brauchen also nichts zu befürchten. Sprechen Sie sich aus, wenn Sie irgendwelche Zweifel haben. Vielleicht können wir Ihnen helfen.«
Das Mädchen sah ihn dankbar an.
»Sie sind ganz anders, als ich mir die G-men vorgestellt habe«, bekannte sie. »Sie sind so, ich meine, viel freundlicher. Gar nicht so hart, ach, ich weiß auch nicht, wie ich mich ausdrücken soll.«
Phil grinste breit.
»Miss Velmer, wir sind auch nur Menschen. Dass wir ab und zu den Eindruck von hartgesottenen Burschen erwecken, liegt an den Leuten, mit denen wir es gelegentlich zu tun
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