0242 - In zehn Sekunden bist du tot
kriegen. Und jetzt erzählen Sie mir bitte, was Sie zu mir führt! Hängt es mit Mrs. Poorton zusammen?«
»Ja. Und mit ihrem Mann, mit Mr. Loan.«
»Ist das der Mann von Mr. Poorton?«
»Ja.«
»Aber warum heißt sie dann nicht Loan?«
»Ich glaube, damals bei der Heirat ist von ihr beantragt worden, dass sie trotzdem ihren Mädchennamen behalten darf. Vielleicht spielten da geschäftliche Gründe eine Rolle, das weiß ich nicht so genau.«
»Nun, das ist ja wahrscheinlich auch nicht so wichtig. Was wollten Sie mir erzählen?«
Wieder zupfte das Mädchen an den Handschuhen.
»Ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit anfangen soll«, gab sie zu. »Es ist so fürchterlich, dass man es gar nicht aussprechen kann!«
»Versuchen Sie es nur!«, redete Phil ihr zu. »In diesem Gebäude sind schon die unglaublichsten Dinge zur Sprache gekommen, Miss Velmer. Handelt es sich um Ihre Arbeitgeberin, also um Mr. Poorton, oder um deren Mann?«
»Eigentlich um beide. Wissen Sie, bei meiner Stellung erfährt man natürlich vieles aus dem Privatleben der Herrschaft.«
»Und in diesem'Privatleben geht nicht alles mit rechten Dingen zu?«
»Jedenfalls sieht nicht alles so rosarot aus, wie sich das die meisten Leute denken.«
»Zum Beispiel?«, fragte Phil.
»Die Familie gilt allgemein als fast unermesslich reich.«
»Ist sie das nicht? Die Poorton-Millionen sind doch fast ein legendärer Begriff.«
»Oh, es war zweifellos einmal sehr viel Geld vorhanden. Bevor Mrs. Poorton Mr. Loan heiratete.«
»Wollen Sie andeuten, dass Mr. Loan die Millionen irgendwie durchgebracht hat?«
»Das will ich nicht andeuten, das behaupte ich in aller Offenheit. Es ist nicht etwa so, als ob die Familie schon hungern müsste, natürlich nicht. Aber das Vermögen ist durch die unsinnigen Spekulationen von Mr. Loan derart zusammengeschrumpft, dass es kaum noch einen Bruchteil des ursprünglichen Betrages darstellen kann,«
Phil zuckte die Achseln.
»Ich verstehe Ihre Empörung darüber, Miss Velmer, aber ich fürchte, dass wir vom FBI da gar nichts unternehmen können. Es gibt kein Gesetz, das dem Ehemann verbietet, das Geld der Ehefrau auszugeben, solange das nicht irgendwie im Ehevertrag ausdrücklich festgelegt wurde oder solange nicht wenigstens die Ehefrau entschieden Einspruch erhebt.«
»Darum dreht sich’s doch gar nicht«, sagte Miss Velmer. »Ich wollte Ihnen nur zeigen, in welcher Situation Mr. Loan ist. Wenn er noch ein Jahr so weitermacht, ist er so bettelarm, wie er war, als sie heirateten. Man könnte den Rest des Kapitals vielleicht noch halten, wenn sich Mr. Loan sofort wesentlich einschränken würde. Er brauchte ja gar nicht wie ein kleiner Angestellter zu leben, das wäre nicht nötig. Aber er müsste darauf verzichten, jeden Sonntag Unsummen auf Pferde zu setzen, die so gut wie nie gewinnen. Und er müsste darauf verzichten, jeden zweiten Monat nach Las Vegas zu reisen.«
»Tut er das?«
»Und ob er das tut! Aber in der letzten Woche hat er etwas getan, was alles bisher da gewesene in den Schatten stellt. Ich habe mir nichts anmerken lassen, aber ich weiß genau, was gespielt wird!«
Sie beugte sich vor, sodass ihr Kinn beinahe die Schreibtischkante berührte.
»Mr. Loan hat eine Lebensversicherung auf den Namen seiner Frau abgeschlossen!«, sagte das Mädchen tonlos. »Vor ungefähr einer Woche. Die Prämie dafür war so hoch, dass er sie nur mit Mühe auf bringen konnte. Und kaum ist diese Versicherung gültig, da stürzt das Flugzeug ab, mit dem Mrs. Poorton zu ihren Verwandten nach Los Angeles fliegen wollte. Finden Sie das nicht seltsam?«
»Nun, es ist auf jeden Fall ein merkwürdiges Zusammentreffen«, gab Phil vorsichtig zu.
»Das ist ja noch gar nicht alles!«, rief das Mädchen. »Heute Morgen bekam er Besuch. Schon ziemlich früh. Zu einer Zeit, wo er sonst immer noch im Bett liegt. Mich wunderte es schon, dass er so früh aufgestanden war. Aber er hat gestern Abend zweimal telefoniert. Das heißt: Er wurde zweimal angerufen. Beide Male nahm ich den Hörer ab und beide Male sagte eine verstellte, unnatürliche Männerstimme: ›Ich möchte Loan sprechen. Es handelt sich um seine Frau.‹ Mr. Loan war ganz verstört nach den Anrufen. Ich nehme an, dass sich bei dieser Gelegenheit der Besucher von heute Vormittag anmeldete. Wissen Sie, was das für ein Mann war?«
»Der Besucher? Nein. Woher soll ich es wissen?«
»Es war ein Gangster!«, behauptete das Mädchen im Brustton der Überzeugung. »Es
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