0242 - Werwolf-Terror in Soho
Lester!« Knallhart kam die Aufforderung. »Du brauchst vor mir nicht wegzulaufen, ich werde dir nichts tun. Du wirst weiterleben und glücklich sein…«
»Darauf pfeife ich!« schrie der Mann. Endlich hatte er seine Angst und die Panik abgeschüttelt. Er wollte sich nicht mehr fertigmachen lassen. Ob Spaß oder Ernst, nicht auf diese Art und Weise, zudem konnte er sich seiner Haut wehren.
Sie sprang!
Es war ein blitzschnelles Abstoßen. Lupina wuchtete sich auf ihr Ziel zu, die Arme hielt sie vorgestreckt, und Lester, der zwar mit dem Angriff gerechnet hatte, wurde trotzdem von der Schnelligkeit überrascht.
Zur Seite kam er noch weg, nur schaffte er den Bogen nicht mehr ganz. Die Pranken des Tieres erwischten ihn noch an der Schulter.
Es war ein harter Schlag. Der Anzugstoff hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Er wurde von den Krallen zerfetzt. Lester del Roy hörte das Reißen, sein Gesicht verzerrte sich, die Bewegung stoppte, und noch in der gleichen Sekunde verspürte er den Schmerz.
Scharf und bitter.
Da wurde ihm klar, daß die Krallen der Bestie bis auf seine Haut gedrungen waren. Das konnte man nicht mehr als Spaß bezeichnen.
Im Gegenteil, es war blutiger Ernst, der Mann ahnte, daß er um sein Leben kämpfen mußte.
Mensch gegen Bestie?
Hatte er noch Chancen? Lester del Roy dachte optimistisch. Er war kein Schwächling, und er traute sich auch zu, einen Kampf durchzustehen. Ja, er wollte es sogar.
Keinen Sieg der Bestie!
Durch und austrainiert mußte Lester del Roy sein. Das verlangte sein Job. Schließlich hatte er die höchste Persönlichkeit des Staates zu schützen, die Queen. Und da mußte man schon etwas leisten.
Er schlug zu.
Diesmal nahm er die Handkante, und er bedauerte den Hieb nicht einmal, freute sich sogar, als er einen harten Treffer landen konnte, der einen Menschen sicherlich zu Boden geschickt hätte, nicht aber die verwandelte Frau.
Sie nahm den Schlag zwischen Schulter und Maul, zuckte zwar und torkelte auch zur Seite, aber sie hielt sich auf den Beinen und fuhr fauchend herum.
Angriff!
Lester sah den dunklen Körper aus der Nebelröhre kommen. Ein riesiges Monstrum, gefährlich und zerstörend.
Diesmal schlug er mit beiden Handkanten zu. Sie kamen links und rechts wie Sicheln. Abermals war das Wesen nicht zu verfehlen. Die Schläge schüttelten es durch, das Fauchen wurde böse, wütend, der Mann stand wie ein Baum, bis Lupina gegen ihn prallte.
Da merkte er, wie schwer sie geworden war und welch eine Wucht hinter dem Sprung lag.
Zwar spreizte er gedankenschnell seine Beine, um den Fall zu bremsen, doch die Werwölfin riß ihn einfach um.
Für den Mann wurde die Welt zu wirbelnden Schatten. Er knallte zu Boden, Lupina lag plötzlich auf ihm, und schon führte sie den nächsten Schlag.
Diesmal wurde Lester an der Brust getroffen.
In seiner Panik wußte er nicht mehr, was er unternehmen sollte. Er riß einfach den Mund auf und schrie. Vielleicht würde er Hilfe bekommen, doch der Nebel reagierte wie Watte. Er schluckte die Schreie des Mannes.
Und dann waren plötzlich die Zähne da.
Hart, spitz wie Messer. Sie schauten aus dem Ober- und Unterkiefer. Zerfetzten Kleidung, rissen sie auf wie Papier, fanden auch das Fleisch, ein Maul schloß sich, Lester verspürte den wilden Schmerz, der ihn zu zerreißen drohte, glaubte sein Blut zu sehen, und die Welt verschwand vor seinen Augen.
Der Nebel wurde rot.
Eine blutige Wand baute sich vor seinen Augen auf, die kaum noch durchlässig war, und hinter der Wand sah er die Bestie als einen gefährlichen Schatten, der sich schnell bewegte.
Lester del Roy wurde nicht bewußtlos. Irgendwie bekam er noch mit, daß nicht nur etwas außerhalb seines Körpers geschah, sondern auch innerhalb.
Ein gewaltiges Rauschen erfüllte ihn. Das Blut schien sich zu verwandeln, er hatte das Gefühl, als würde es kochen und stärker durch seine Adern fließen. Durch viel zu kleine Adern, die den Blutstrom nicht weiterleiten konnten.
Er wußte nicht, was mit ihm geschah, sah nur die schattenhaften Bewegungen hinter der roten Nebelwand und glaubte, schwere Pranken zu spüren.
Man wuchtete ihn hoch.
Auch das bekam er nur am Rande mit. Wie ein lebloses Bündel hing er über einer Schulterseite der Werwölfin, die mit ihrer Beute in das Grau des Nebels tauchte.
Und er sah auch nicht den Schatten der sich aus den wallenden Schwaden löste. Mit gewaltigen Sätzen hetzte er heran.
Luparo hatte seine Mutter gefunden…
***
Suko blieb abrupt
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