0242 - Werwolf-Terror in Soho
bekam einen trockenen Hals. Was diese faszinierenden Augen alles versprachen, und wenn das einmal eintraf, dann…
Seine Phantasien und Gedanken wurden unterbrochen, als der Ober an den Tisch trat, sich entschuldigte und die Speisekarte reichte. Er fragte auch nach den Getränkewünschen.
Lupina bestellte eine Karaffe Wein. Einen aus der Toskana importierten. Nachdem der Ober gegangen war, drehte sie sich und schaute sich im Lokal um.
»Nett ist es hier«, sagte sie.
»Ja, es gefällt mir auch.«
»Vor allen Dingen ißt man hier ungestört. Die Aufteilung der Nischen ist gelungen. Und das dunkle Holz zu den helleren Wänden mit den Malereien darauf finde ich auch gut.«
»Mich hat es ebenfalls beeindruckt.«
»Dann sind Sie schon des öfteren hier gewesen«, lächelte Lupina.
»Wahrscheinlich mit einigen Frauen, die…«
Lester del Roy legte seine Hand dorthin, wo das Herz unter der Brust schlägt. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Lavinia, das ist der zweite Besuch. Beim erstenmal hat es mir so gut gefallen, daß ich beschlossen habe, zurückzukehren. Ich war damals übrigens allein hier.«
»Nicht mit der Queen?«
Lester lachte. »Sie sind meine Queen.«
Der Ober kam und brachte den Wein. Er stellte auch warmes Stangenbrot und Butter auf den Tisch.
Lavinia und Lester prosteten sich zu. Sie tranken auf den Abend und hofften, daß der Nebel verschwunden sein würde, wenn sie das Lokal verließen. Danach suchten sie die Gerichte aus. Beide entschieden sich für eine italienische Fischsuppe als Vorspeise, danach wollten sie die Spaghetti à la Patron probieren, die auf der Karte als eine kleine Gaumenfreude angekündigt wurden.
»Die Fischsuppe ist übrigens ausgezeichnet«, erklärte Lester. »Nur aus frischen Meerestieren.«
Lupina legte die Speisekarte zur Seite. »Ich lasse mich überraschen.«
»Darf ich Sie etwas fragen?«
»Gern.«
Lester del Roy drehte sein Glas zwischen den kräftigen Fingern.
»Mich wunderte es, daß eine Frau wie Sie unverheiratet ist. Oder nicht wenigstens einen Freund hat, der ihr alles kaufen kann. Pelze, Autos, Schmuck. Sie wissen selbst, daß Sie faszinierend aussehen…« Da lachte Lupina. »Hören sie auf, Lester. Nein, nein, so ist es nun wirklich nicht.«
»Doch.« Er nickte heftig.
»Vielleicht habe ich den richtigen noch nicht gefunden.« Lupina streckte ihren Arm über den Tisch und faßte nach der Hand des Mannes. Über eine Kerzenflamme hinweg trafen sich ihre Blicke, und was Lester in den Augen der Frau las, war ein Versprechen, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Soviel Erfahrung besaß er, um dies zu erkennen.
Er ahnte allerdings nicht, mit wem er zusammensaß und welche Pläne dieses Wesen vor ihm verfolgte. Lester sah in Lavinia nur die Frau, nicht das Raubtier.
Ohne ihre Hand loszulassen, fragte er: »Was machen Sie eigentlich beruflich, Lavinia?«
»Ist das so interessant?«
»Für mich schon. Ich will viel von Ihnen wissen, eigentlich alles, verstehen sie!«
»Natürlich, das begreife ich, aber…«
Sie hob die Schultern. »Ich arbeite in einem Kaufhaus.«
»Gut. Als was?«
»Raten Sie mal.« Sie griff zum Weinglas und nahm einen winzigen Schluck von dem Roten.
»Mode, Kosmetik?«
»Eines von den beiden ist richtig.«
Lester reichte ihr den Korb mit dem warmen Weißbrot. »Ich würde mehr auf Mode tippen.«
Lupina nahm eine Scheibe Brot. »Wieso?«
»Weil die Mädchen in den Kosmetik-Abteilungen wie Malkästen durch die Welt laufen.«
»Das ist aber kein Kompliment für meine Kolleginnen.«
»Aber eine Tatsache.« Auch Lester nahm Brot und bestrich es mit der gesalzenen Butter.
»Und Sie?« fragte Lupina. »Macht Ihnen Ihr Job Spaß?«
Lester hob die Schultern. »Manchmal ist es hektisch, dann wieder langweilig.«
»Aber Sie sehen die Queen oft?«
»Sicher. Und nicht nur sie. Auch die Familie.«
Lupina schluckte einen Bissen Brot herunter. »Sagen Sie mal ehrlich. Ist Lady Di tatsächlich so nett, wie die Zeitungen immer schreiben? Sie müßten es doch wissen.«
»Noch netter, Lavinia.«
»Ehrlich?«
»Ja. Lady Di ist völlig natürlich geblieben.«
»Was man von den übrigen Mitgliedern der Familie wohl nicht behaupten kann.«
»Das haben Sie gesagt, Lavinia.«
»Das weiß ich auch aus Zeitungen.«
»Lesen Sie viel?«
»Ich komme kaum dazu. Ihnen wird es da anders gehen, als einem Mann der königlichen Leibwache.«
»Das sagen Sie mal nicht. Wir sind ganz schön durcheinandergewürfelt worden, als vor kurzer Zeit jemand
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