0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen
sondern riss auch den Toten die Waffen weg: zwei Maschinenpistolen und zwei Colts.
Er vergaß nicht einmal, die Reservemagazine an sich zu nehmen.
Mike schwang sich in den Chevrolet. Nach wenigen Minuten Fahrt fragte Snyder besorgt: »Ted, ist deine Mühle etwa nicht mehr in Ordnung? Das hätte uns gerade noch gefehlt!«
»Wieso?«
»Der Motor stinkt so eigenartig.«
»Ha«, lachte Ted, der Pockennarbige. »Der komische Geruch kommt von Rizinusöl. Mit dieser Schmierung, kann ich, wenn’s darauf ankommt, den Motor stundenlang mit Übertouren drehen lassen.«
Snyder und Komplizen erreichten unbehelligt New York. Wohl kamen sie an mehreren Kontrollen vorbei. Aber die Beamten guckten Sich die Augen aus dem Kopf nach einem Chrysler 300 G. Ein Chevrolet mit drei Insassen interessierte sie offensichtlich nicht.
***
Es war gegen vier Uhr früh, als Phil und ich im Districtgebäude eintrafen.
Mr. High war noch, oder schon wieder, auf den Beinen. Er hält bekanntlich nichts von langen Einleitungen. Kaum hatten wir Platz genommen, da wünschte er unsere Story zu hören.
Wir berichteten im Telegrammstil. Als wir geendet hatten, meinte Mr. High: »Tut mir leid; dass ich Sie aus dem Urlaub zurückrufen musste. Aber die Affäre ist brandeilig. Halten Sie sich also mächtig ’ran. Wenn Sie die Posträuber-Gang zur Strecke gebracht haben, dann können Sie, dafür garantiere ich, eine volle Woche Pause machen.«
Ich war nicht wenig erstaunt. Im Allgemeinen war es weder nötig noch üblich, uns zu erhöhtem Arbeitstempo aufzufordern. Auch war es ganz unwahrscheinlich, dass es dem Chef wirklich darum ging, uns möglichst bald wieder in Urlaub wegschicken zu können. Hinter dem Postraub musste etwas Besonderes stecken, von dem wir noch nichts wussten.
Mr. High schien meine skeptischen Gedanken an meinem Gesicht abgelesen zu haben, denn er erklärte: »Sie wundem sich wohl darüber, dass ich diesen Fall mit besonderer Dringlichkeit bearbeitet wissen will, und dazu noch unbedingt von meinen besten Leuten. An sich besteht dazu bis jetzt noch keine Veranlassung. Aber wenn mich nicht alles täuscht, kommt da eine hässliche Sache auf uns zu. Darauf sollten wir uns von vornherein einstellen.« Er nahm eine Liste zur Hand. »Ich habe hier eine vorläufige Aufstellung der geraubten Postsendungen, soweit sich das überhaupt schon feststellen ließ. Es sind einige Schmucksachen dabei, auch ein Päckchen mit Medikamenten wie Morphium und Evipan, aber um überwältigende Werte handelt es sich nicht. Auch die Anzahl der Rauschgiftampullen ist zu gering, um große Geschäfte damit machen zu können. Also keineswegs sonderlich beunruhigend. Aber«, Mr. High senkte das Blatt Papier und blickte Phil und mich abwechselnd an, »es ist auch ein Schreiben einer ausländischen Gesandtschaft verschwunden! Vielleicht hatte es der Posträuber überhaupt nur auf dieses Schreiben abgesehen? Die betreffende Gesandtschaft wird in Washington protestieren, und was dann los ist, wissen Sie ja aus Erfahrung.«
»Moment, Chef«, wandte ich ein. »Soweit ich orientiert bin, gehört es zu den primitivsten diplomatischen Gepflogenheiten, wichtige oder geheime Dokumente ausschließlich durch, Kuriere befördern zu lassen. Die betreffende Gesandtschaft ist also mehr oder weniger selber schuld, wenn derartige Dokumente auf dem gewöhnlichen Postweg verschwunden sind.«
»Jerry. Sie haben nicht unrecht. Aber was nützt das? Ich will keine wilden Vermutungen anstellen. Ich halte es aber nicht für völlig ausgeschlossen, dass die Gangster im Sold jener Gesandtschaft stehen, um einen willkommenen Zwischenfall zu provozieren. Wie dem auch sei, Washington wird uns die Hölle heiß machen und eine Frist von 24 Stunden zur Aufklärung der Affäre stellen. Dann wird es gut sein, schon einige Vorarbeit 20 geleistet zu haben? Was gedenken Sie zu unternehmen?«
»Die Fahndung nach Cris Snyder und seinem Wagen läuft schon. Ich verspreche mir jedoch nicht allzu viel davon. Snyder weiß, dass wir ihn und seinen Wagen kennen. Folglich wird er möglichst rasch das Fahrzeug wechseln. Trotzdem lassen wir die routinemäßige Fahndung weiterlaufen. In der Zwischenzeit werden wir uns um den zweiten Mann, der den Mörder in den Postwaggon gehoben hat, kümmern. Vielleicht kann Neville diesen Gauner anhand einer ziemlich genauen Beschreibung identifizieren.«
Phil meldete sich.
»Darüber hinaus schlage ich Folgendes vor: Unsere Landsleute pflegen doch bei allen möglichen und
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