0243 - Der Henker kam mit 13 Briefen
nehmen. Es sprach alles dafür, dass Snyder vorher mit seinem Komplizen zusammengetroffen und in deren Wagen umgestiegen war.
»Um welche Uhrzeit haben Sie den Überfall auf Ihren Streifenwagen entdeckt?«, wollte ich wissen.
»Ungefähr um vier Uhr morgens. Das Verbrechen muss jedoch mindestens zwei Stunden früher begangen worden sein. Solange etwa hatten wir keine Verbindung mehr mit dem Wagen Nr. 3.«
Mich warf es beinahe vom Stuhl!
»Was?«, rief ich in den Hörer. »Sheriff, haben Sie tatsächlich zwei Stunden verstreichen lassen, bis Sie sich um das verdächtige Schweigen Ihrer Leute gekümmert haben?«
Brown räusperte sich verlegen.
»Es waren nicht ganz zwei Stunden. Davon muss man noch mindestens fünfzehn Minuten für die Fahrt zum Tatort abziehen. Anfangs dachte ich auch noch, der Wagen Nr. 3 habe nur eine Funkstörung. So was könnte doch Vorkommen, nicht? Und dann zögerte ich, ein Fahr-22 zeug zum Standort des Wagens Nr. 3 zu beordern, weil dadurch eine Lücke in der Absperrung entstanden wäre. Ich hatte nämlich alle verfügbaren Wagen auf Strecke geschickt, sodass…«
»Schon gut«, unterbrach ich ihn. »An den Ereignissen ist doch nichts mehr zu ändern. In den vergangenen zwei Stunden ist es Snyder und Konsorten sicherlich gelungen, mit einem uns noch unbekannten Wagen durch die Sperrkette zu schlüpfen. Sheriff, Sie können also Ihre Fahrzeuge beruhigt zurückpfeifen. Setzen Sie Ihre Leute dazu ein, die Gegend rund um den Tatort nach dem blau-gelben Chrysler 300 G durchzukämmen. Ende.«
Ich wartete einige Sekunden, ob Mr. High zurückrufen würde. Anscheinend war er mit meinen Anweisungen einverstanden, denn er meldete sich nicht. Dafür aber Phil.
»Verdammt! Die Polizei von Rahway war überhaupt nicht auf Draht! Erstens hätten sie mindestens zu dritt in dem Streifenwagen sein müssen, nachdem sie eigens auf die Gefährlichkeit Snyders hingewiesen worden waren. Zweitens hätten sie sich viel früher um das Schicksal des Wagens Nr. 3 kümmern müssen. Drittens…«
»Stopp!«, bremste ich Phils aufgebrachten Redefluss. »Erstens leidet die Polizei unter chronischem Personalmangel. Sie kann also nicht jeden Streifenwagen mit drei Mann besetzen. Zweitens weiß man hinterher immer sehr genau, was man hätte tun müssen, und drittens haben wir bis jetzt überhaupt noch keine Ahnung, mit welchem Trick die Gangster die beiden Beamten erledigen konnten. Nur eines ist absolut sicher: Snyder und Komplizen wurden nicht gefasst! Mal sehen, ob Neville uns jetzt weiterhelfen kann.«
Neville konnte es nicht! Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Er versuchte dennoch, uns Hoffnung zu machen.
»Ich habe zwar den Kerl nicht identifizieren können. Damit ist aber nicht gesagt, dass der Kerl bei uns überhaupt nicht registriert ist. Wenn er sich nur ein klein wenig verändert oder gar maskiert hat, trifft seine Beschreibung durch einen arglosen Bürger erfahrungsgemäß weit daneben. ›TVpisches Galgenvogelgesicht‹, sagt überhaupt nichts. Ich habe Tausende davon in meiner Kartei. Ein Foto oder Fingerabdrücke müsste ich haben!«
»Mit Prints kann ich nicht aufwarten«, erwiderte ich. »Aber ich hoffe, bald ein Foto präsentieren zu können.«
***
Das schrille Rasseln des Telefons riss Professor Florentino Sullo aus dem Schlaf. Mechanisch tastete er über den Nachttisch und knipste die kleine Lampe an. Der vergoldete Wecker zeigte halb fünf Uhr.
Sullo nahm den Telefonhörer ans Ohr und knurrte, bevor der Anrufer sich melden konnte.
»Was ist denn los? Hat das nicht Zeit, bis ich um acht Uhr in die Klinik komme?«
Am anderen Ende der Leitung sprach aber gar nicht das Italian Hospital, dessen Chirurg Professor Sullo war. Eine knarrende Stimme fragte: »Ist Professor Sullo am Apparat?«
»Ja, zum Donnerwetter!«, fauchte Sullo ungehalten. »Wenn Sie dringend einen Arzt benötigen, wenden Sie sich gefälligst an den diensttuenden…«
»Shut up, Sullo. Ich glaube, für diesen Fall sind Sie sehr Wohl zuständig! Eine gewisse Mrs. Sophia Bagnotti ist verunglückt. Sie wünscht ausdrücklich, von Ihnen behandelt zu werden!«
Wie von der Tarantel gestochen fuhr Sullo hoch. Entgeistert hauchte er in den Hörer: »Wie sagten Sie? Eine gewisse Sophia Bagnotti?… Ich komme selbstverständlich sofort. Wo ist das, bitte?«
»Am Eingang zum Central Park, gegenüber dem Museum der Stadt New York. Beeilen Sie sich!«
»Natürlich, natürlich. Ich bin schon unterwegs!«, flüsterte Sullo, legte den
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